Pädagogen im beweisen im Umgang mit Smartphones Kreativität und setzen auch Störsender ein. Viele Schulleiter setzen auf Handyverbot im Unterricht.

Kreis Pinneberg. Sie filmen ihre Mitschüler und stellen das Video auf YouTube. In den Pausen schirmen sie sich mit Kopfhörern ab, hören auf dem Handy Musik oder spielen damit. Im Unterricht surfen sie mit ihrem Smartphone im Internet oder posten auf Facebook. Fast jeder Schüler besitzt ein Handy, mit dem man weit mehr kann als telefonieren. Je mehr Funktionen das Smartphone bietet, desto höher die Gefahr des Missbrauchs und desto dringender die Notwendigkeit, den Umgang mit Handys an Schulen zu regulieren.

Viele Schulleiter im Kreis Pinneberg setzten deshalb auf ein Handyverbot. Eine einheitliche Regelung durch die Schulbehörde gibt es nicht. Schulrat Michael Doppke sieht keinen Anlass für einen verbindlichen Leitfaden. "Die Schulen haben uns seit anderthalb Jahren keine Extremfälle wie Mobbingattacken, bei denen Schüler gefilmt wurden, gemeldet." Die Pädagogen hätten den Umgang mit multimedialen Handys an Schulen gut im Griff. "Das Medium gehört zum Alltag", sagt Michael Doppke. Daher sei Medienerziehung auch Teil der Lehrpläne. "Allein das Mitbringen eines Handys ist kein Problem", sagt Michael Doppke. Erst wenn der Unterricht gestört wird oder die Persönlichkeitsrechte Dritter verletzt werden, sei ein Verbot sinnvoll.

+++Handyverbot an den Schulen bleibt+++

Ortrud Bruhn, Leiterin der Johannes-Brahms-Schule in Pinneberg, kennt solche Beispiele. Sie hat an ihrem Gymnasium schon Jungs dabei erwischt, wie sie Mitschüler heimlich auf der Toilette gefilmt haben. Es wurde auch schon versucht, Lehrer im Unterricht aufzunehmen und die Filme ins Internet zu stellen. "Derartige Eingriffe in die Privatsphäre dulden wir nicht", sagt sie. Vor drei Jahren beschlossen Lehrer, Eltern und Schüler auf der Schulkonferenz: Das Handy bleibt im Unterricht abgeschaltet und verschwindet in der Tasche. Nur in zwei ausgewiesenen Zonen - vor dem Sekretariat und unter dem Dach am Haupteingang - darf es benutzt werden, wenn es einen Grund gibt. "Die Benutzung wollen wir nicht ganz verbieten, auch wenn sie schwierig zu kontrollieren ist", sagt Ortrud Bruhn. So müssen vor Klausuren zwar alle elektronischen Geräte beim Lehrer abgegeben werden. Ob jemand sein altes Zweithandy auf den Tisch lege und das andere zum Spicken auf der Toilette verstecke, sei nur schwer nachzuvollziehen, aber nicht unmöglich.

Auch die Lehrer haben ihre Tricks. "Wir arbeiten mit einem Störsender", sagt Ortrud Bruhn. Geht der Lehrer mit dem Gerät durch den Raum, piepen nicht ausgeschaltete Handys. Außerdem gäben die Lehrer bestimmte Begriffe bei Google ein und kontrollierten, ob Sätze in Klassenarbeiten wortwörtlich abgeschrieben wurden. Man versuche, den Schülern zudem klar zu machen, was sie anrichteten, wenn sie Videos von Mitschülern veröffentlichten. "Wir bieten im Unterricht Medienerziehung an", sagt Ortrud Bruhn. "Wir wollen moderne Medien nicht verdammen, sondern den fröhlich-kritischen Umgang fördern."

+++Schulen setzen auf Handy-Verbot im Unterricht+++

Auf Schulung im richtigen Umgang mit Medien setzt auch Karsten Schneegaß, Schulleiter am Wolfgang-Borchert-Gymnasium in Halstenbek. "In der fünften und sechsten Klasse können unsere Schüler einen Internetführerschein machen", sagt er.

Der Schulsozialarbeiter bietet Präventionsmaßnahmen an, die auch den Umgang mit dem Handy und Themen wie Cybermobbing beinhalten. Ein Handyverbot gibt es am Wolfgang-Borchert-Gymnasium nicht, aber den Hinweis, dass Handys unerwünscht sind. Im Unterricht hat es nichts zu suchen und wer in der Pause mit dem Handy in der Hand gesehen wird, wird von den Lehrern darauf angesprochen. "An einer Schule mit 1000 Schülern passiert immer was", sagt Karsten Schneegaß. Wichtig sei, schnell zu reagieren und konsequent zu handeln. "Die Art der Strafe hängt von der Vorgeschichte des Schülers ab."

+++Mobbing Gefahr aus dem Internet+++

An der Klaus-Groth-Gemeinschaftsschule in Tornesch sind Handys auf dem Schulhof und im Gebäude verboten. "Bei einem Verstoß wird das Handy einkassiert und ich rede mit dem Schüler darüber", sagt Schulleiterin Rita Wittmaack. Einen schriftlichen Verweis nach wiederholten Verstößen habe sie bisher nicht erteilen müssen. In Notfällen erteilen die Lehrer auch Ausnahmegenehmigungen.

"Für die Jugendlichen gehört das Handy zwingend zum Lifestyle. Sie definieren sich zum Teil darüber", sagt Jochen Kähler von der Caspar-Voght-Schule in Rellingen. "Fürs Lernen ist es aber nicht förderlich." Hier würden einfach unterschiedliche Interessen aufeinander prallen.