Grüne im Kreis Pinneberg finden es urdemokratisch, dass Mitglieder Spitzenkandidaten für Bundestagswahl küren. Am 9. November wird das Ergebnis veröffentlicht.

Kreis Pinneberg. Die Landes-SPD hatte es bei der Kandidatenfindung für die Landtagswahl am 6. Mai erfolgreich vorgemacht. Torsten Albig ist heute Ministerpräsident Schleswig-Holsteins. Die Mehrheit der Genossen hatte ihn zum Spitzenkandidaten gewählt. Die Grünen wollen nun als erste Partei in Deutschland ihre Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl 2013 von den 60 000 Mitgliedern bestimmen lassen. Bei den Grünen im Kreis Pinneberg kommt die Kandidatenkür sehr gut an.

"Eine solche Wahl ist doch ein urdemokratisches Verfahren und steht den Grünen gut zu Gesicht", sagt die Bundestagsabgeordnete Valerie Wilms aus Wedel. "Das gibt uns die Chance, dass die Basis Personalstrukturen auflöst, die vielleicht etwas verkrustet sind", sagt Kreisgeschäftsführer Thorsten Berndt. "Ich begrüße es sehr, dass die Bundespartei so eine Urwahl macht", sagt Eka von Kalben aus Borstel-Hohenraden, die jetzt die Landtagsfraktion in Kiel führt. "Es ist zeitgemäß, weil man so viele Menschen erreicht. Ich wünschte mir, dass wir solche Mitgliederbefragungen in Zukunft auch bei inhaltliche Fragen machten."

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Zum Beispiel beim Atomausstieg wäre dies gut gewesen. Die 2100 Mitglieder der Grünen in Schleswig-Holstein können noch bis zum 26. September ihre Meinung dazu abgeben, was sie von einem Nordstaat hielten. Zur Abstimmung stehen für die Bundestagswahl bislang sechs Bewerber. Dies sind die Fraktionsvorsitzenden Renate Künast und Jürgen Trittin, Parteichefin Claudia Roth, Bundestags-Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt sowie die Basis-Vertreter Franz Spitzenberger und Werner Winkler. Bis zum 16. September können sich noch weitere Bewerber melden. Danach werden sich alle potenziellen Kandidaten auf Regional-Konferenzen der Parteibasis vorstellen.

Für Schleswig-Holstein und Hamburg werde diese Veranstaltung Ende September in Hamburg sein, kündigt Eka von Kalben an. Der genaue Termin stehe noch nicht fest. Am 9. November soll das Ergebnis dieser Urwahl veröffentlicht werden. Mit ziemlicher Sicherheit wird es, wie bei den Grünen üblich, eine Doppelspitze mit einer männlichen und einer weiblichen Besetzung sein.

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Die Meinungen, welcher der Kandidaten am besten die grüne Politik im Bund vertreten könnte, sind im Kreis Pinneberg geteilt. Jürgen Trittin hat allerdings von den bislang bekannten männlichen Bewerbern die Nase vorn. Thomas Giese, Grünen-Fraktionschef im Kreistag sowie die Kreisvorstandssprecher Regine Wilms und Heinrich F. Kut halten den ehemaligen Bundesumweltminister Trittin für die beste Wahl. "Trittin hat für mich eine enorme Entwicklung gemacht", sagt Giese. "Er geht inhaltlich sehr strategisch vor und ist sehr auf einen gesamtgesellschaftlichen Konsens bedacht. Das ist heute selten geworden in der Politik."

Bei der weiblichen Kandidatin dürfte es demnach spannender werden. Regine Wilms favorisiert die frühere Verbraucherschutzministerin Renate Künast, Giese Parteichefin Claudia Roth und Eka von Kalben die Bundestags-Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt. Wobei letztere vielleicht nicht ganz so bekannt sein dürfte wie die beiden anderen. Dies könne aber auch ein Vorteil sein, sagt Eka von Kalben. "Ich könnte mir gut vorstellen, dass es ein neues Gesicht wird." Renate Künast habe zwar manchmal eine schroffe Art, "aber sie ist sachlich und hochkompetent. Das mag ich sehr", sagt Regine Wilms. "Claudia Roth hat es bislang sehr gut gemacht", sagt Thomas Giese. "Sie könnte es am besten."

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Valerie Wilms möchte sich nicht festlegen. "Ich bin noch unentschieden. Ich bin gespannt auf die Regionalkonferenzen."

Gut wäre es auch, wenn sich die Parteibasis von der Einteilung in Fundis und Realos lösen würde, sagt die Landtagsabgeordnete Ines Strehlau aus Halstenbek. "Ich glaube, wir können konstruktiver arbeiten ohne diese Einteilung in verschiedene Flügel." Dieser Auffassung ist auch Thomas Giese. "Das Leben ist nicht schwarz und weiß, sondern eine Mischung davon."

Für die Urwahl werden jetzt auch die 251 Mitglieder der Grünen im Landkreis Pinneberg aus Berlin angeschrieben.