SPD ist besorgt über Sicherheitslage am Tornescher Bahnhof. Polizei bestreitet dies und spricht von Angstmacherei. Vor allem Frauen haben Angst.

Tornesch. Ansgar Schopf betreibt seinen Fahrradladen Eisenross direkt am Tornescher Bahnhof. Er bekommt den Frust der Radfahrer hautnah mit, wenn sie mit abgebrochenen Lampen oder platten Reifen zu ihm kommen. "Hier wird eine Menge zerstört", sagt er. Seit Jahren plädiert er für eine verstärkte Videoüberwachung auf dem Bahnhofsplatz. "Aber da passiert ja nichts." Schopf ist einer Meinung mit Manfred Mörker, der für die SPD im Tornescher Stadtrat sitzt. Wie seine Fraktionskollegen ist Mörker besorgt über die Sicherheitslage am Tornescher Bahnhof. Die Polizei bestreitet dies jedoch und spricht von Angstmacherei.

Mörker hat vor allem die alte Fahrradgarage im Visier, in der täglich fast die Hälfte aller Abstellmöglichkeiten leer stehe. Nicht ohne Grund. Die Demolierung der Räder könne nicht länger hingenommen werden, sagt Mörker, dem selbst am Bahnhof ein Hollandrad gestohlen wurde. Immer mehr Pendler stellen ihre Fahrräder draußen ab, wo es gar nicht vorgesehen sei.

Dazu kommen laut Mörker Schäden an der neuen Bahnbrücke. Ständig sei auch der Fahrstuhl außer Betrieb. Außerdem beklagten sich vornehmlich weibliche Teilnehmer von Kursen im benachbarten VHS-Haus über nicht ausreichende Beleuchtung des Bahnhofsvorplatzes. "Sie fühlen sich abends dort nicht sicher."

Die SPD hält die Präsenz der Polizei in diesem Gebiet für nicht ausreichend. "Wir können nicht nachvollziehen, dass die vorhandene Videoüberwachung nicht zur Überführung der Täter führt", sagte Mörker. Es handele sich schließlich um Straftatbestände wie Diebstahl und Sachbeschädigung, deren Beseitigung zum Teil den Haushalt der Stadt belasten. Mörker fordert eine effektivere Polizeiarbeit und die konsequente Verfolgung der Täter. Er kündigte an, dass sich seine Partei im Bauausschuss für eine bauliche Optimierung am Bahnhof einsetzen werde.

Bei einer Umfrage des Abendblattes bestätigten mehrere Bürger die Einschätzung Mörkers. Maria Ledwoch fährt täglich vom Bahnhof Tornesch aus zur Arbeit. Verschmutzungen und Vandalismus hat sie schon häufiger beobachtet. "Die Brücke wurde schon in der Bauphase beschmiert", sagt die 24 Jahre alte Uetersenerin. "Auch die Anzeigen und die Uhr wurden kaputtgeschmissen." Sie hofft, dass die Polizei häufiger Kontrollgänge macht.

Nicole Schott, 24, sieht das genauso. Sie ist jeden Tag auf dem Bahnhofsplatz, um Einkäufe zu erledigen. Ihr Fahrrad stellt sie nicht mehr in der Garage ab, seitdem ihr Sattel zerstochen wurde. "Luftrauslassen, Schläuche aufschneiden und Ventile klauen kommt hier häufiger vor", sagt die Tornescherin. Dass Jugendliche sich dort versammeln, sei ihr schon öfter aufgefallen. "Die Fahrradgarage sollte man abreißen", sagt Katrin Nottka. "Da kann man ganz in Ruhe klauen." Die 33-Jährige fühlt sich in den dunklen Räumlichkeiten der Garage nicht wohl. "Frauen haben dort Angst. Früher hat wenigstens noch jemand hier aufgepasst."

Mindestens einmal pro Woche ist Michael Bornholdt am Bahnhof. Ihn stört vor allem die Zerstörung. "Wenn Rollstuhlfahrer und Mütter mit Kinderwagen den Fahrstuhl nicht benutzen können, ärgert mich das.", sagt der 40-Jährige. Seine siebenjährige Tochter würde er, auch wenn sie älter wäre, nur ungern allein zum Bahnhof gehen lassen. "Wenn es dunkel wird, ist hier eine Menge los."

In den vergangenen Jahren habe es eine Menge größerer Schäden gegeben, sagt Torneschs Bauamtsleiterin Marion Grün. "Mittlerweile hat sich die Lage aber entspannt." Im Fahrstuhl sei es in der Vergangenheit wegen mutwilliger Beschädigung der Elektronik zu Ausfällen gekommen, teils auch wegen Nachlässigkeiten von Nutzern. Auf den Aufnahmen der Videoanlage seien zwar Gesichter zu erkennen, eine Identifikation jedoch äußerst schwierig.

Wenn sich Jugendliche abends am Bahnhof treffen, kann sie sich vorstellen, dass bei Frauen beim Nachhauseweg ein subjektives Gefühl der Unsicherheit aufkommen könnte. Mittelfristig wolle die Stadt den gesamten Bahnhofsbereich noch besser beleuchten, sagt die Bauamtschefin. Auch der Neubau der Fahrradgarage habe Priorität. Allerdings stehe die Garage auf dem Gelände der Bahn, "und wir brauchen die Genehmigung, um dort tätig zu werden." Da die Bahn den Neubau mit der Erhöhung des angrenzenden Bahnsteiges koppeln wolle, müsse man abwarten. Die Erhöhung sei auf 2013 verschoben worden. Die neue Fahrradgarage solle auf jeden Fall eine transparente Verkleidung bekommen.

+++Fahrradgarage am Bahnhof wird erst 2013 umgestaltet+++

Die Tornescher Polizei sieht keine problematische Sicherheitslage am Bahnhof. Der Stationsleiter, Polizeihauptkommissar Hans-Otto Crantz, findet dass Mörker mit seinen Äußerungen ohne Grund Ängste bei den Torneschern schüre. Nie seien in den vergangenen Jahren am Tornescher Bahnhof so wenige Straftaten verübt worden wie im vergangenen Jahr. Der letzte bewaffnete Überfall dort liege drei Jahre zurück, der Täter sei gleich gefasst worden. Auch gebe es kein festes Alkohol- und Drogenmilieu. Zudem fahre die Polizei mehrmals am Tag Streife. Eine transparente Fahrradgarage würde auch er begrüßen, sagte Crantz, da sei er mit Mörker einer Meinung. "Angstmachen geht allerdings zu weit."