Es gilt als Schandfleck: Seit fünf Jahren steht das Gebäude an der Konrad-Struve-Straße leer. Jetzt sollen 42 Einzimmer-Wohnungen entstehen.

Elmshorn. Seit 2007 steht das achtstöckige Hochhaus an der Konrad-Struve-Straße 41 in Elmshorn leer. Mehrere Abrisstermine für das marode Gebäude sind verstrichen, ohne dass etwas passierte. Jetzt passiert Überraschendes. Statt dem Abrissbagger rücken die Sanierungsexperten an. Das baufällige Gebäude wird für zwei Millionen Euro auf Vordermann gebracht.

Die Immobilie gehörte einst dem in die Negativschlagzeilen geratenen Horster Geschäftsmann Gerd Thormählen. Nach dem Notverkauf seines Elmshorner Immobilienbestandes an die Colonia Real Estate (CRE) wurden alle Gebäude für knapp 40 Millionen Euro saniert. Nur das Hochhaus blieb außen vor. Nach Ansicht der CRE war eine Instandsetzung nicht wirtschaftlich. Am 15. Januar 2007 erteilte die Stadt dem Unternehmen die Abrissgenehmigung, im Laufe des Jahres zogen die letzten Mieter aus. Mehrfach nutzte in der Folge die Polizei das leer stehende Gebäude für Übungen von Spezialeinheiten. Weil sich immer wieder unbefugt Personen Zutritt zur Ruine verschafften, wurde diese eingezäunt und die Fenster der unteren Stockwerke mit Holzplatten versperrt.

Seitdem gammelte das Hochhaus vor sich hin - und galt schnell als Schandfleck in der top modernisierten Siedlung. Der mehrfach angekündigte Abriss blieb zunächst aus, weil zwei Mobilfunkantennen auf dem Dach stehen und deren Existenz langfristig vertraglich gesichert war. Zuletzt waren jedoch Ersatzstandorte gefunden worden.

Dann kam vor einem Jahr ein Eigentümerwechsel. Die TAG Immobilien AG übernahm die Aktienmehrheit an der CRE und damit auch das abrissreife Hochhaus. Daraufhin ließen die neuen Manager noch einmal prüfen, ob nicht doch eine Revitalisierung des Gebäudes möglich ist. Und das Ergebnis fiel anders aus als unter dem vorigen Eigentümer. "Wir haben uns für die Revitalisierung des Gebäudes stark gemacht, da für uns als Immobilienunternehmen der Fokus selbstverständlich auf der Schaffung von Wohnraum liegt und wir darüber hinaus so der hohen Nachfrage nach altersgerechten Einzimmerwohnungen nachkommen können", sagt der Vorstandsvorsitzende der TAG Immobilien AG, Rolf Elgeti. In Elmshorn bestehe eine große Nachfrage nach Single-Wohnraum, der mit diesem Objekt befriedigt werden könne.

Elgeti: "Gleichzeitig haben wir mit der Investitionsbank einen Partner gewinnen können, der sich mit uns für die Region stark macht und das Wohnumfeld in der Konrad-Struve-Straße aufwertet." Die Bank werde bei dem Objekt als Kreditgeber fungieren. "Mit dieser Maßnahme kreieren wir nicht nur neue Wohnungen, sondern reduzieren die Leerstandskosten und steigern den operativen Gewinn auf demografisch und ökologisch nachhaltige Weise", sagt der Vorstandsvorsitzende weiter.

Bisher befanden sich in dem Gebäude 36 Ein-Zimmer-Wohnungen mit einer Größe von knapp 34 Quadratmetern sowie vier größere Wohnungen. Entstehen sollen nun 42 Ein-Raum-Wohnungen mit einer Fläche von 29 bis 35 Quadratmetern. Die Fassade soll rundum erneuert und gleichzeitig gemäß energieeffizienter Standards gedämmt werden. Die bisherigen 1350 Quadratmeter Wohnfläche werden kernsaniert, auch innerhalb des Gebäudes gibt es Veränderungen.

Neben barrierefreien Zugängen zum Haus und im Treppenhaus wird in das Gebäude eine neue Aufzugsanlage vom Kellergeschoß bis in die oberste Etage installiert. Die Wohnungen erhalten barrierefreie Zugänge - auch zu den Balkonen - und neue Badezimmer. Nach Abschluss der Maßnahmen geht der Eigentümer davon aus, eine Netto-Miete von 8,50 Euro pro Quadratmeter zu erzielen. Alle Wohnungen werden über das vorhandene Blockheizkraftwerk versorgt.

"Erste Vorarbeiten sind schon erfolg", sagt Hendrik Kreime, Leiter des Immobilienmanagements der TAG Immobilien AG für Norddeutschland. So sei das Hochhaus bereits komplett ausgeräumt worden. Mit dem Beginn der Sanierung wird für Anfang 2013 gerechnet. Die Arbeiten sollen bis Jahresende abgeschlossen sein. Dann rechnet die AG mit dem Einzug der ersten Mieter. Voraussichtlich ab dem Sommer 2013 soll die Vermietung durch die Elmshorner Niederlassung starten. Lärmbelästigungen für die anderen Bewohner des Viertels sind während der Bauphase unvermeidbar. "Wir als Stadt begrüßen außerordentlich, dass dieses Gebäude saniert wird", sagt der Erste Stadtrat Volker Hatje. Das Hochhaus sei ein Schandfleck für die Siedlung gewesen. Hatje: "Wir haben einen großen Bedarf an kleineren Wohnungen. Daher ist es sehr gut, dass diese vorhandene Bausubstanz wieder für Wohnzwecke genutzt wird."