Das Barmstedter Unternehmen wirbt aggressiv um neue Kunden in Elmshorn. Die dortigen Werke reagieren dem mit Preissenkung entgegen.

Elmshorn/Barmstedt. Die Stadtwerke Elmshorn senken zum 1. Oktober die Gaspreise, voraussichtlich um zehn Prozent. "Das hätten wir sowieso gemacht", sagt Stadtwerkechef Torsten Zipperling. Allerdings räumt er ein, dass diese Maßnahme vorgezogen wird. Der Grund: Die Konkurrenz von den Stadtwerken Barmstedt ist in Elmshorn auf Kundenfang. 1000 Gas- und Stromkunden wollen sie schon abgeworben haben. Nun erreicht der Preiskampf zwischen den Schwesterwerken eine neue Dimension: Barmstedt will in Elmshorn Breitbandkabel verlegen.

Fred Freyermuth, Chef der Stadtwerke Barmstedt, sagt, er habe die Elmshorner über viele Monate zu einer Zusammenarbeit aufgefordert. Nun sei es mit seiner Geduld vorbei. "Wir werden jetzt Elmshorn mit Glasfaserkabeln versorgen", sagt der Barmstedter Werkleiter. Als erstes sollen die 1000 Haushalte im Wohngebiet Langenmoor im Norden der Stadt Breitband erhalten. Im Frühjahr will er mit den Bauarbeiten beginnen, im Herbst 2013 könnten die ersten Kunden in Höchstgeschwindigkeit ins Netz gehen und über das Glasfaserkabel hochauflösendes Fernsehen empfangen, telefonieren und im weltweiten Datennetz surfen.

+++ Kampf in fremden Gewässern +++

Eine feindliche Übernahme sei das nicht, sagt Freyermuth. "Wir würden gern mit Elmshorn und seinen Stadtwerken kooperieren." Aber alle Anfragen seien abschlägig oder gar nicht beantwortet worden. Zuletzt habe sich auch Barmstedts Bürgermeister Nils Hammermann eingeschaltet, bei Elmshorns Bürgermeisterin und ihrem Stadtwerkechef vorgesprochen. Offenbar ohne zufriedenstellendes Ergebnis.

Dabei seien die Nachfrage und der Unmut unter den Gewerbebetrieben groß. Das habe Freyermuth im August bei einem Vortrag auf Einladung der Initiative Elmshorn erfahren. "Die warten nur auf schnelle Netze."

Das kann Ulf Kremer, Sprecher der Initiative, der 35 namhafte Elmshorner Unternehmer angehören, nur bestätigen. "Wir brauchen die schnellen Netze in Elmshorn für die Wirtschaft und auch für die Bürger. Wir würden es ja auch lieber mit den Stadtwerken Elmshorn machen. Aber wenn die es nicht machen, muss es ein anderer tun."

Die Stadtwerke Barmstedt, die derzeit für sechs Millionen Euro Barmstedt mit Breitband ausrüsten, verfügen über eine Lizenz für den Kreis Pinneberg. 400 Kunden sind bereits am Netz. Elmshorn sei aufgrund seiner dichten Bebauung weitaus attraktiver als Barmstedt, sagt Freyermuth.

Im Sommer hat der Barmstedter Werkausschuss dafür gestimmt, auch in der Nachbarstadt zu expandieren. "Je nachdem, ob uns Steine in den Weg gelegt werden, werden wir weitere Stadtgebiete in Elmshorn mit Breitband ausstatten", sagt Freyermuth. Denn für die Genehmigung der Baustellen sei nach wie vor die Elmshorner Stadtverwaltung zuständig.

"Mir ist schleierhaft, was das Vorgehen der Barmstedter soll", sagt Elmshorns Bürgermeisterin Brigitte Fronzek. Die einzig mögliche Erklärung sei, dass Freyermuth ganz viele Kunden brauche, um überhaupt noch in die Gewinnzone zu kommen. Besonders übel ist Fronzek aufgestoßen, dass der Wettbewerber aus Barmstedt Ende August das Hafenfest nutzte, um mit einem nachgebauten Wikingerschiff mit Riesen-Werbesegel in Elmshorn anzulegen. Die Bürgermeisterin warf den ungebetenen Gast aus dem Hafen.

+++ Politiker wählen Werkleiter +++

Wenig später erhielten alle Elmshorner Haushalte Postwurfsendungen aus Barmstedt, in denen die Preise beider Stadtwerke verglichen wurden. "Die machen viel Tamtam", sagt Elmshorns Stadtwerkechef Zipperling über die Vorgehensweise des Rivalen. Sein Unternehmen werde dennoch nicht in Barmstedt angreifen. "Wenn sich zwei kommunale Unternehmen bekriegen, ist das totaler Unsinn", sagt er. Stattdessen wolle er sich auf die Sicherung der Kunden in Elmshorn konzentrieren. "Wir werden uns als nachhaltiger und verlässlicher Partner profilieren."

Auch im Glasfaserbereich - die Stadtwerke Elmshorn haben bisher nur ein kleines Pilotprojekt am Hasenbusch initiiert und eine Ausweitung mehrfach verschoben - werde sich etwas tun, kündigt Zipperling an. "Durch das Barmstedter Verhalten sind die Politiker sensibilisiert." Während der nächsten Sitzung des Hauptausschusses werde über eine Gegen-Strategie beraten. "Wir tun das, was vernünftig ist."

Eine großflächige und millionenteure Ausweitung des Projektes steht jedoch offenbar nicht zur Debatte. "Wir machen eine vernünftige Risiko- und Chancenabwägung und bewerten die Risiken anders als die Barmstedter. Sie wollen offenbar mit wenig Kabel möglichst viele Leute erreichen", sagt der Elmshorner Stadtwerkechef. Er hingegen wolle den Fokus nicht so sehr auf die Privatkunden lenken, sondern vor allem gewerbliche Kunden ins schnelle Internet bringen.

Auch die Privatkunden profitieren von der Gaspreissenkung. "Wir haben mit unseren Vorlieferanten nachverhandelt und einen besseren Einkaufspeis erzielt. Den geben wir jetzt an unsere Kunden weiter", sagt Zipperling.