Der angeklagte Barmstedter Tanyu S. soll nur erheblich vermindert schuldfähig sein

Barmstedt/Itzehoe. Tanyu S. ist erheblich vermindert schuldfähig. Das hat der Kieler Sexualmediziner und Psychotherapeut Hartmut Bosinski dem Barmstedter, dem sieben schwere Sexualstraftaten im Kreis Pinneberg sowie in Hamburg vorgeworfen werden, am gestrigen fünften Prozesstag vor dem Landgericht Itzehoe bescheinigt. Laut dem Gutachter leidet der 24 Jahre alte Mann unter einem gesteigerten Sexualtrieb (Hypersexualität) und einer sogenannten Paraphilie. Das heißt, dass seine sexuellen Bedürfnisse deutlich von der Norm abweichen.

Der Experte zeigte auf, dass der Angeklagte sehr wohl über ein Unrechtsbewusstsein verfüge. Jedoch sei sein Trieb ungleich stärker. Zudem neige der Barmstedter zu exhibitionistischen Handlungen sowie zu Fetischismus und leide an einer Gerontophilie, also einem übermäßigen sexuellen Interesse an sehr alten Menschen. Ohne eine Therapie bestehe bei dem Angeklagten eine hohe Rückfallwahrscheinlichkeit, sagte der Gutachter. Er schloss auch die Möglichkeit einer Einweisung von Tanyu S. in eine psychiatrische Klinik nicht aus.

Dem Barmstedter wird vorgeworfen, am 6. Februar 2011 in Barmstedt eine 20 Jahre alte Frau zu sexuellen Handlungen genötigt zu haben. Am 25. Juni und am 2. Oktober überfiel er zudem eine 18 und eine 19 Jahre alte Frau in Elmshorn. In Hamburg, wo Tanyu S. arbeitete, schlug er laut Anklage viermal zu. Letztes Opfer war eine wehrlose, 89 Jahre alte Seniorin in einem Krankenhaus.

Der Barmstedter hatte in dem Verfahren sechs der sieben Taten gestanden. Der Prozess wird morgen fortgesetzt. Dann werden die Plädoyers von Staatsanwaltschaft und Verteidigung sowie das Urteil erwartet.