Im Februar verursachte er in Barmstedt eine Gasexplosion. Das Haus des Sohnes stürzte ein, der pensionierte Schulkonrektor überlebte verletzt.

Barmstedt. Klaus Siebert feiert jetzt zweimal im Jahr Geburtstag. "Eigentlich werde ich erst am 16. Februar 68 Jahre alt", sagt der pensionierte Schulkonrektor aus Horst. "Aber nun ist der 7. Februar mein zweiter Geburtstag." Jener Dienstag vor einem halben Jahr hat sein Leben verändert. Beim Versuch, eine zugefrorene Wasserleitung im Haus seines Sohnes Jan in Barmstedt aufzutauen, kam es zur Gasexplosion. Wände stürzten ein, das Haus brannte aus. Wie durch ein Wunder verletzte sich Siebert nur leicht an Gesicht und Händen. Schwiegertochter und Enkelkinder konnten sich unversehrt aus dem brennenden Haus retten.

Heute ist Siebert heilfroh, dass alles so glimpflich ausging. "Ich bin ein positiv denkender Mensch. Sachwerte kann man ersetzen, Menschenleben nicht", sagt er. So ist das völlig zerstörte Haus wieder aufgebaut. Zu Weihnachten könnte die Familie seines Sohnes dort wieder einziehen. Nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn seinen kleinen Lieblingen Kaja, 4, und Bente, 2, etwas passiert wäre. Für die Enkeltöchter sei er jetzt der "Opa Puff".

Am Morgen jenes 7. Februar hatte ihn sein Sohn um schnelle Hilfe gebeten. Es lag Schnee und war bitterkalt. Die Wasserrohre in dem 100 Jahre alten Haus waren zugefroren. Ob er sie nicht auftauen könnte. Sofort eilte Klaus Siebert nach Barmstedt. Seiner Frau Anke rief er noch zu, er bringe Brötchen zum Frühstück mit. Daraus sollte nichts werden. Statt nach Hause zu kommen, wurde er mit dem Hubschrauber in die Unfallklinik Boberg geflogen.

Das Heizgerät, das Siebert zum Auftauen nahm, war ein Gerät vom Bau, das er zum Grillen verwendet. Während seine Schwiegertochter Anja den Kindern das Frühstück machte, ging er in den Keller und stellte das Gasheizgerät an. Als er es anzündete, gab es einen Knall und der ganze Keller stand in Flammen, erinnert sich Siebert. Er konnte über die Außentreppe entkommen, draußen kam schon ein Krankenwagen. Schwiegertochter und Enkelkinder waren zu seiner großen Erleichterung unversehrt. Aber zwei Hauswände waren regelrecht weggesprengt.

Ein Brandschutzexperte habe ihm erklärt, sagt Siebert, dass die Konzentration des Gases im Keller zwischen drei und 21 Prozent gelegen haben müsse. Nur dann könne es zu dieser Verpuffung kommen. Hätte er früher oder später das Heizgerät gezündet, wäre überhaupt nichts passiert.

+++ Zwei Schwerverletzte bei Hausexplosion in Barmstedt +++

Draußen in der Kampstraße war indes das Chaos ausgebrochen. 150 Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr, DRK, THW und Rettungsdienst versuchten den Brand zu löschen und evakuierten die umliegenden Häuser. Siebert fühlte sich trotz seiner Brandverletzungen zunächst wohlauf. Doch dann spürte er die Schmerzen und bekam vom Notarzt eine Spritze verpasst.

Als er wieder aufwachte, lag er schon im Krankenhaus Boberg. "Eine Spitzenklinik", sagt Siebert. Von seinem Oberarm wurde Haut auf die brandverletzten Hände übertragen. Zwei Wochen wurde er stationär behandelt. Zum Schutz muss er Spezialhandschuhe tragen. Im Gesicht hat er ein paar rote Stellen. "Die Falten sind weg", sagt Siebert.

Dieses einschneidende Erlebnis habe gezeigt, auf wen er sich verlassen könne. "Wir haben so viel Zuspruch und Hilfe von lieben Menschen erhalten", sagt Siebert. Seine Frau, die von ihrem Sohn mit den Worten "unser Haus steht nicht mehr" über das Unglück informiert wurde, habe nie Probleme gehabt, ihn in der Bergedorfer Klinik zu besuchen. Von Horst braucht man dorthin eineinhalb Stunden. "Es fand sich immer einer, der sie gefahren hat", sagt Siebert.

Auch die Unterstützung seitens der Stadt Barmstedt war vorbildlich. In Rekordzeit haben die Architektenpläne und die Baugenehmigung für einen Wiederaufbau des Hauses vorgelegen, nachdem sein Sohn alles mit der Versicherung geklärt hatte. Sogar Solarmodule für die Photovoltaikanlage sind bereits auf dem fast eingedeckten Dach installiert. Einen Keller hat das neue Haus allerdings nicht mehr. Dabei steckte "sehr viel Herzblut" in dem alten Haus, sagt Siebert. Fünf Jahre lang habe er jedes Wochenende mit seinem Sohn gewerkelt und gemauert, Wände versetzt und renoviert.

Seit dem Unfall leben Kinder und Enkelkinder im Haus von Klaus und Anke Siebert. Die Großeltern sind in eine Ein-Zimmer-Wohnung eines Freundes gezogen, der diese sofort zur Verfügung stellte. Von hier aus kann er jetzt jeden Morgen die Kinder auf Weg zu seiner alten Schule beobachten. Für Siebert "ein Glücksfall". Die Familie habe das Ereignis zusammengeschweißt, sagt er. "Es gab keine Vorwürfe, keine Misstöne." Natürlich musste sich die Familie seines Sohnes neu einkleiden. Denn alles war weg, auch alle Erinnerungstücke.

Nun muss Siebert noch warten, wie die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Itzehoe ausgehen. Die ermittelt gegen ihn wegen fahrlässiger Brandstiftung. Ein Routinevorgang. "Ich bin mir keiner Schuld bewusst", sagt Siebert. Das ominöse Heizgerät habe die Explosion unversehrt überstanden, berichtet Siebert. Es sei in seinem kleinen Ausweich-Garten längst wieder im Einsatz. "Ich ziehe nur das Positive aus diesem Unfall heraus", sagt Siebert. Aufregendes erlebt er öfter. Gerade machte er Urlaub auf Helgoland. "Da war Bombenalarm. Aber damit hatte ich wirklich nichts zu tun."