Eine Glosse von Frank Adrian

Es ist doch noch Sommer geworden. Und schon diskutieren einige Leute über ganz spezielle aktuelle Saisonfragen. Da scheint kaum noch zu interessieren, wie die Euro-Krise zu lösen ist. Auch andere politische Fragen haben an Brisanz verloren. Selbst der Auf- und Abstieg bestimmter Fußball-Mannschaften spielt als Gesprächsthema keine Rolle mehr.

In den Mittelpunkt des Interesses sind völlig andere Probleme gerückt. Beim Flanieren über sommerliches Stadtpflaster und an den Tischen von Straßen-Cafés höre ich Fragen, die engagiert erörtert werden, wie: Dürfen Männer Sandalen tragen? Wenn ja, auch mit Strümpfen und in kurzen Hosen mit Hosenträgern? Dürfen überhaupt Hosenträger sichtbar getragen werden, auch wenn kein Gürtel über üppig gewölbten Männerbäuchen die Hose halten kann?

Ab welcher Höhe des Body-Mass-Index sollten Frauen und Männer auf leichte Kleidung verzichten und sich möglichst wenig körperbetont kleiden? Ist es überhaupt noch demokratisch, wenn jeder Körper spärlich bedeckt in der urbanen Öffentlichkeit gezeigt werden darf?

Ja, sogar diese Frage wird gestellt: Wann ist der juristische Fall der Nötigung anderer Bürger durch nachlässige oder bewusste Zurschaustellung bestimmter Körper oder auch Körperteile erfüllt? Und das sind nur einige Beispiele, zufällig aufgeschnappt.

Zum Glück ist die Saison schon bald wieder vorbei - nicht wegen des Sommers. Aber diese Themen sind wirklich der nackte Wahnsinn.