300 Aussteller locken zwei Tage lang 10.000 Besucher aus aller Welt nach Schleswig-Holstein. Europaweit größte Messe dieser Art.

Ellerhoop. Das Gartenbauzentrum in Ellerhoop ist für zwei Tage der Mittelpunkt der weltweiten Baumschulwirtschaft. Mit den Worten "Schleswig-Holstein ist ein Baumschulland" eröffnete Claus Heller, Präsident der Landwirtschaftskammer, gestern die europaweit größte Fachmesse für Baumschultechnik, die seit 1958 zum zehnten Mal Besucher aus aller Welt nach Schleswig-Holstein lockt. Nach 2006 ist es das zweite Mal, dass die Kammer, der Bund deutscher Baumschulen (BdB) und der Versuchs- und Beratungsring diese Messe im Gartenbauzentrum Thiensen veranstalten. 300 Aussteller zeigen hier noch bis heute ihre Produkte, Maschinen und neuesten Entwicklungen aus der Baumschulwirtschaft. 10 000 Fachbesucher werden erwartet.

Nur alle fünf bis sechs Jahre wird diese Baumschultechnik-Messe ausgetragen, sagte Heller. Entsprechend groß war gestern der Andrang rund um das weitläufige Gelände. Die Koppeln entlang der Kreisstraße 21 waren in Parkplätze umgewandelt worden, um die vielen Besucher aufnehmen zu können. Fahrzeuge mit Kennzeichen aus ganz Deutschland und dem europäischen Ausland standen dort dicht gedrängt. Frauke Bremermann, die einen Baumschulbetrieb in Worpswede hat, interessierte sich für Spezialmaschinen. Thomas Frank, der einen Zehn-Hektar-Betrieb in Leipzig führt, war schier begeistert vom Fortschritt der Technik, der sich ihm hier bot. "Das Wachstum ist der Wahnsinn. Es wird immer größer, höher und schneller", sagte der Obst- und Rosenbauer aus Sachsen.

Von dieser rasanten Entwicklung der Innovationen beim Pflanzen, Bearbeiten, Ernten und Sortieren der Gehölze verschafften sich die Veranstalter bei einem Rundgang über das Gelände einen eigenen Eindruck. So warte die Baumschultechnik-Messe auch mit einigen Weltneuheiten auf, sagte Mitorganisator Heinrich Lösing vom Versuchs- und Beratungsring. Maschinen, die per GPS-Steuerung ohne Fahrer auskommen und sich dabei fast im Schneckentempo fortbewegen, sind darunter. Sie kriechen praktisch mit 100 Metern pro Stunde vorwärts, damit die Baumschuler genügend Zeit zum Anpflanzen haben. "Denn schneller können wir nicht pflanzen", sagte Lösing. Lange sei es unmöglich gewesen, eine so langsame Maschine zu entwickeln, die auch noch gerade in der Spur bleibt. Eine minimale Abweichung von nur zwei bis drei Zentimetern habe dieses 30 000 Euro teure Gerät, sagte Lösing. Eine Schweizer Firma stellte ebenfalls eine Weltneuheit vor. Ein Gerät, das in fünf Reihen gleichzeitig den Boden roden und dabei bis zu zwei Meter hohe Pflanzen bewältigen kann. Ein niederländischer Hersteller ließ seine herrenlose Maschine, wie von Geisterhand bewegt, über ein Versuchsfeld gleiten, um zu demonstrieren, dass sie, ebenfalls satellitengestützt gesteuert, automatisch Pflanzen schneiden kann.

Das sei 1958 bei der ersten Messe noch anders gewesen, erinnerte sich Frank Ostermann, Vorsitzender des Versuchs- und Beratungsgringes an die Anfangszeit. Da hatte zu dieser Technik-Messe der Baumschulbetrieb Rudolf Schmidt nach Halstenbek geladen. Die stärkste Zugmaschine war ein Unimog mit 30 PS, der damals 12 680 Mark kostete. 54 Jahre später strotzen die Schlepper mit einer Leistung von mehr als 100 PS, und die Preise haben sich bis auf 80 000 Euro und mehr entwickelt.

Dieser maschinelle Fortschritt habe den Personaleinsatz radikal rationalisiert, sagte Ostermann. Waren früher zwei Dutzend Helfer im Einsatz, die kniend auf einem Feld Fichten pflanzten, schaffen High-Tech-Geräte heute 80 000 Pflanzen am Tag. Doch dieser Produktivitätsschub habe nicht gleichzeitig zu einer verbesserten Ertragslage der Betriebe geführt, sagte er. "Leider haben wir Baumschuler es bis heute nicht verstanden, uns auch diesen Stress bezahlen zu lassen. Häufig geht es immer noch etwas billiger als bei meinem Nachbarn. Wir sind alle gute Produzenten, aber gute Kaufleute sind wir nicht immer." Dabei sei es die grüne Branche, die Lebendes erschaffe. "Ohne Pflanzen kein Sauerstoff, ohne Sauerstoff kein Leben", so Ostermann. "Da ist es an der Zeit, dass wir unser Produkt Pflanze, das als einziges CO2 bindet und Sauerstoff produziert, zu vernünftigen Preisen auf den Markt bringen."