Schon wieder brannte ein Auto. Hausbewohner an der Tornescher Friedensallee konnten sich vor Flammen retten. Es war die dritte Nacht in Folge.

Tornesch. "Das kann nur ein Wahnsinniger sein." Albert Goßmann steht am Donnerstag in den Resten von Löschschaum, guckt auf die verkohlten Trümmer und schüttelt immer wieder fassungslos den Kopf. In der Nacht zuvor hatte ein Brandstifter am Haus seines Sohnes und dessen Familie an der Tornescher Friedensallee Feuer gelegt. Der Täter steckte den BMW Kombi der Familie im Carport an, das Feuer griff auf das Einfamilienhaus über. Die Bewohner waren in höchster Gefahr. Die Flammen hatten bereits den Dachüberstand am Kinderzimmer erreicht, als die Freiwillige Feuerwehr Esingen, die um 1.43 Uhr alarmiert worden war, ihren Löschangriff begann. Nachdem in der dritten Nacht hintereinander jeweils ein Auto vor einem Einfamilienhaus angezündet worden war, geht bei den Menschen in der Stadt Tornesch die Angst vor dem Feuerteufel um.

Die Einschätzung der Polizei ist ebenfalls klar. "Wir ermitteln in allen Fällen wegen Brandstiftung", sagt Sprecherin Sandra Rüder. Die Polizei ruft die Tornescher Bevölkerung zu erhöhter Wachsamkeit auf. Man werde verstärkt Beamte einsetzen, so die Polizei-Sprecherin. Spuren, die an den Brandorten gesichert wurden, werden im Landeskriminalamt untersucht.

+++ Auto und Carport in Tornesch völlig ausgebrannt +++

"Natürlich hat man jetzt Angst. Wenn der Bewegungsmelder anspringt, werde ich sofort hochschrecken", sagt Ursel Adam. Sie ist unmittelbare Nachbarin der Familie Goßmann an der Friedensallee. In der Nacht zu Donnerstag hatte Ursel Adam nebenan hellen Schein gesehen. Sie weckte ihren Mann, der die Feuerwehr anrief. Das schnelle Handeln rettete der vierköpfigen Familie gegenüber vermutlich das Leben. "Zwei Minuten später hätte bestimmt die Gardine Feuer gefangen", sagt der Tornescher Gemeindewehrführer Dirk Lolies. Beim Eintreffen der Feuerwehr brannten der BMW und der Carport lichterloh, die Flammen schlugen am Haus empor, die Eingangstür aus Kunststoff begann zu schmelzen. Die Bewohner, darunter die beiden fünf und zwölf Jahre alten Kinder, konnten sich durch die Terrassentür ins Freie retten. "Wir hatten es mit einer massiven Gefährdung von Menschenleben zu tun", sagt Feuerwehr-Sprecher Michael Bunk, der in der Nacht selbst am Brandort war, wo 30 Feuerwehrleute zum Einsatz kamen. "Gut, dass die Esinger Wehr so schnell war", so Bunk weiter.

"Meine Kinder sind völlig durch den Wind", sagt Albert Goßmann. Ihm versagt kurz die Stimme, als er daran denkt, was hätte passieren können. Auch so ist der Schaden gewaltig. Auf mindestens 75 000 Euro schätzt Goßmann, der in Burg in Dithmarschen ein Baugeschäft betreibt, die Renovierungskosten für das Haus. Dazu kommt der Schaden am völlig zerstörten BMW. Auch ein Jaguar, der in der Garage stand, wurde durch die Hitze und den Rauch in Mitleidenschaft gezogen. "Wer das getan hat, dem muss schnell das Handwerk gelegt werden", sagt Goßmann.

"So etwas hatten wir in all den Jahren hier in Tornesch noch nie", sagt Jürgen Körner, ein alteingesessener Esinger. Er macht sich vor allem Sorgen, weil es in dem Stadtteil viele alte Gebäude mit Reetdächern gibt. "Mein Sohn ist in der Feuerwehr, die sind jetzt jede Nacht draußen", sagt Rainer Lange aus Esingen, der selbst über Jahrzehnte Feuerwehrmann war. Er glaubt, dass der Brandstifter nur durch Zufall erwischt werden kann. "Es ist eine große psychische Belastung für die Kameraden aus Tornesch. Auch sie gehen mit einem unguten Gefühl ins Bett", sagt Feuerwehr-Sprecher Bunk.

In der Bäckerei Olaf Pein an der Pinneberger Straße ist die Brandsserie das Hauptgesprächsthema. "Das ist das Allerletzte, wie kann man so was machen? Man kriegt es wirklich mit der Angst zu tun", sagt die Bäckereiangestellte Monika Gascoyne. Mehrere Kunden erzählten ihr, dass sie ihre Autos mittlerweile bewusst an die Straße stellen würden, anstatt auf dem Grundstück zu parken, damit im Fall einer Brandstiftung zumindest ihr Carport oder Wohnhaus davor geschützt seien, Feuer zu fangen. "Gerade auch ältere Leute machen sich Sorgen, bei einem Feuer nicht schnell genug aus dem Haus fliehen zu können", sagt Monika Gascoyne.

Der erste Fahrzeugbrand war am Dienstag um 2.17 Uhr vom Riedweg in Esingen gemeldet worden. Dabei entstand an einem VW Polo, der neben einem Einfamilienhaus gestanden hatte, Totalschaden. Am Mittwoch kurz vor 2 Uhr war dann ein 63 Jahre alter Mann in seinem Einfamilienhaus am Fritz-Reuter-Weg aus dem Schlaf geschreckt. Er hörte einen Knall und sah durchs Fenster, dass der vor dem Haus geparkte Mazda brannte. Zeugen, die Hinweise auf den Brandstifter von Tornesch geben können, melden sich umgehend bei der Kriminalpolizei Pinneberg unter Telefon 04101/2020.