Startschuss für das Pilotprojekt der Stadtwerke: Elektrofahrräder. Das Abendblatt testete die weiß-grünen Wedelecs vorab.

Wedel. Seniorenfahrräder, Spielkram - ist das etwas für Tretfaule? Alles nur Vorurteile. Und deshalb sind Elektrofahrräder gefragt. Nun hat die Welle Wedel erreicht. Dort können ab sofort an vier Ausleihstationen die Wedelecs ausgeliehen werden. Am Bahnhof, in der Moorwegsiedlung, am Freibad und am Restaurant Elbe 1 stehen die weiß-grünen Zweiräder mit Stromschub zum Testen bereit. Initiiert wurde das Pilotprojekt von den Wedeler Stadtwerken. Das Investitionsvolumen beträgt 213 000 Euro. 53 000 Euro davon sind Fördermittel.

Das Besondere am Wedeler Verleihsystem: Es läuft vollautomatisch. Zumindest versprechen das die Stadtwerke. Dank einer neu entwickelten Software kann der Radfahrer sich ohne vorherige Registrierung an einer der Stationen ein Rad ausleihen, losfahren und an anderer Stelle wieder abgeben. Das System regelt, dass die Räder an einer Station nicht ausgehen; die Akkus immer bis zu 80 Prozent ihrer Power haben. Auch wegen dieser aufwendigen Technik verzögerte sich der Start des Projekts. Ursprünglich sollte es 2011 losgehen. Erst gab's Probleme mit der Förderung, dann muckte die Software.

Jetzt sollen die Wedelecs die Straßen und Radfahrwege erobern. Wie hoch ist der Spaßfaktor beim Fahren unter Strom? Welche Tücken hat das Ausleihsystem? Worauf sollte der Radler achten? Das Abendblatt hat den Test gemacht. Los geht's mit der Tour, die Projektleiter Thomas Lauff begleitet, am Freibad. Der Vorteil für alle Neu-Biker: Dort gibt's im Gegensatz zu den Ausleihstationen am Bahnhof und im Moorweg Hilfe von den Mitarbeitern der Badebucht. An der Rezeption meldet man sich an. Bei einem Preis von 2,50 Euro pro Stunde, acht Euro für vier Stunden, 18 Euro pro Tag und 55 Euro für eine Woche können Elektrorad-Neulinge beruhigt vorsichtig sein und eine Stunde buchen. Wer länger fährt, zahlt am Ende einfach nach.

Badebucht-Mitarbeiterin Mandy Stricker braucht lediglich eine EC-Karte oder Kreditkarte. Im Gegensatz zum Hamburger Modell ist eine Registrierung nicht nötig, eine Reservierung allerdings auch nicht möglich. Die soll im kommenden Jahr erst folgen, wie Lauff erläutert. Für Planer, die gern am sonnigen Wochenende mit Sicherheit auf ein Wedelec zählen möchten, ist das ein Problem. Punktabzug.

+++ 55 Prozent mehr Elektrofahrräder auf deutschen Straßen +++

Nach dem Einlesen der EC-Karte überreicht Mandy Stricker einen Schlüssel, einen Akku und einen Identifikationscode, den man bei der Rückgabe des Rades wieder braucht. Direkt neben dem Haupteingang stehen die Verleihräder in einem Unterstand. Der Schlüssel weist den Weg zu Rad Nummer 2. Erstes Problem: Wohin mit der Tasche? Noch verfügen die Wedelecs über keinen Fahrradkorb. Wer schlau ist, bringt einen mit. Nächste Hürde: Akku einsetzen. Der graue Kasten will nicht in die Halterung passen. Projektleiter Thomas Lauff muss daher helfen und gesteht ganz offen, dass die Handhabung kompliziert ist.

Das Pedal im Anschlag, gleitet der Blick über den Lenker. Rechts: die Schaltung mit sieben Gängen. Links: ein Display, mit dessen Hilfe der Radler die Elektrounterstützung zuschalten kann. Es gibt drei Stufen - low, mid und high. Also, Powerknopf an, Stufe mid angepeilt und in die Pedale getreten. Wow! Es fährt sich klasse. Die elektronische Unterstützung springt dem Fahrer bei, gibt einen angenehmen Schub. So lässt es sich entspannt fahren. Endgültig verfestigt sich das Lächeln im Gesicht, wenn man die Wedeler Mühlenstraße hochschießt, als gebe es keinen Anstieg. Genial. Damit kann jeder die drei Radtouren schultern, die in den Wedelecs-Flyern vorgeschlagen werden. Ein Kinderspiel. Der Spaßfaktor hoch.

Fazit: Es gibt Nachbesserungspotenzial bei der Handhabung, der Fahrspaß macht die komplizierte Ausleihe aber wett. Wer die Wedelecs testen will, sollte beim ersten Mal lieber auf Hilfe setzen. Die vollautomatischen Ausleihstationen sind eine Herausforderung. Für die vielen Anweisungen im kleinen Display braucht es Geduld. Lieber anfangs an der Badebucht oder am Restaurant Elbe 1 starten, wo es auch Hilfe gibt. In den kommenden zwei Monaten stehen an sonnigen Wochenenden von 9 bis 18 Uhr zudem Stadtwerke-Helfer am Bahnhof. Für alle Fälle: Die Servicenummer lautet 04103/80 52 00.