Die Genossenschaften Adlershorst und GeWoGe investieren kräftig. Sozialer Wohnungsbau sei aber wegen explodierender Kosten kaum noch möglich.

Kreis Pinneberg. Die Wohnungsbaugenossenschaften schlagen Alarm. Wegen der explodierenden Grundstückspreise gerade im Hamburger Umland und den ständig steigenden Anforderungen durch die Energie-Einspar-Verordnungen sei öffentlich geförderter Neubau kaum noch möglich. Er rechne sich nicht mehr, sagt Adlerhorst-Vorstand Uwe Wirres. Das Innenministerium müsste dringend die dafür festgelegten Mietpreise anpassen, die im sozialen Wohnungsneubau zurzeit bei 5,25 Euro je Quadratmeter Kaltmiete liegen. GeWoGe-Vorstand Kai Lorenz hält sechs Euro je Quadratmeter für kostendeckend. "Sonst kommen wir nicht auf einen grünen Zweig."

Dabei investieren die beiden großen Wohnungsbaugenossenschaften kräftig. Branchen-Primus Adlerhorst, der 3372 Wohnungen in Elmshorn, Wedel, Quickborn, Tornesch, Barmstedt, Rellingen und Bönningstedt unterhält, plant, bis 2020 rund 400 neue Wohnungen zu bauen. Das koste rund zehn Millionen Euro pro Jahr, kündigt Vorstandsmitglied Wirries an. Zusätzlich würden etwa fünf Millionen Euro in die Instandhaltung der Altbauten gesteckt. Vier von fünf Häusern aus den 50er- und 60er-Jahren sowie ein Viertel der Häuser aus den 70er-Jahren seien inzwischen modernisiert und energetisch saniert. Die GeWoGe, die 2174 Wohnungen im Kreis Pinneberg besitzt, von denen 847 öffentlich gefördert und preisgebunden sind, wollen bis 2021 rund 300 neue Wohnungen bauen.

+++ Schlechte Zeiten für Mieter +++

Das vorerst letzte öffentlich geförderte Wohnbauprojekt von Adlershorst werde das Objekt an der Adalbert-Stifter-Straße 19a in Wedel sein, berichtet Wirries. 1,6 Millionen Euro habe die Genossenschaft mit Sitz in Norderstedt in diese elf Wohnungen für mobilitätsbehinderte Menschen investiert.

Angesichts der enorm gestiegenen Grundstückspreise gerade in der bei Mietern beliebten Stadt Wedel sei so ein Bau in unmittelbarer Innenstadtnähe eher als Prestigeobjekt denn als Wirtschaftsfaktor zu sehen, so der Adlershorst-Chef. "Das ist ein soziales Leuchtturm-Projekt für uns. Wir habe als Genossenschaft für unsere Mitglieder zu sorgen und müssen auch den sozialen Aspekten Rechnung tragen."

Dass der öffentlich geförderte Wohnungsbestand, der bei Adlershorst noch etwa 30 Prozent beträgt, in den nächsten Jahren rapide sinken werde, wüssten die zuständigen Stellen im Innenministerium bereits, sagt Wirries. Er habe dies gerade bei einer Richtfeier deutlich gesagt. "Die Landesregierung muss sich da was einfallen lassen. Eine Anlehnung an die Hamburger Richtlinien würde zum verstärkten Bau von preisgebundenen Wohnungen im Süden Schleswig-Holsteins führen", sagt Uwe Wirries.

Die GeWoGe hat wegen dieser Problematik ihr jüngstes Projekt an der General-Oberst-Beck-Straße in Pinneberg gemischt finanziert. So seien von 42 Wohnungen, die die Genossenschaft dort für sieben Millionen Euro gebaut hat, 13 öffentlich gefördert und 29 frei finanziert. Nur so sei der soziale Wohnungsbau heute noch zu realisieren, sagt Lorenz und verweist neben den hohen Grundstückspreisen im Hamburger Speckgürtel auf die ökologischen Anforderungen im Neubau. Dreifachverglaste Fenster, kontrollierte Be- und Entlüftung, verbesserte Heiztechnik und stark gedämmte Wände seien inzwischen ein erheblicher Kostenfaktor, so Lorenz. Aber das Innenministerium sei seines Wissens nach bereits dabei, Lösungen zu erarbeiten.

Weitere konkrete Neubauprojekte von Adlershorst sind das Objekt Uhlenhorst (34 Wohnungen) in Elmshorn, das Objekt Bahnhofstraße (50) in Quickborn, Am Grevenberg in Tornesch (24) sowie die Objekte Kantstraße (45), Rudolf-Breitscheid-Straße (46) und Adalbert-Stifter-Straße (11) in Wedel.

Gerade hier boomt der Markt. "Wir haben eine enorme Nachfrage nach Wohnungen an der Wedeler Au." Dort habe Adlershorst seit 2004 bereits 235 Wohnungen gebaut. Wirries: "Die hätten wir drei- bis viermal vermieten können." Erstmals würden jetzt auch in Wedel neue Wohnungen als Eigentumswohnungen vermarktet. "Das ist völlig neu für uns", sagt Vorstand Wirries. "Aber wir müssen auf diese Wünsche unserer 8737 Mitglieder eingehen."