Kein sinnloses Sparen

16. August: "Kultur steht auf der Kippe. Kreisverwaltung legt mit Konsolidierungskonzept für Haushalt 280 Vorschläge zum Sparen, Kürzen und Streichen vor"

Die Überschrift signalisiert eine vermeintliche Zugriffsmöglichkeit von Sparkommissaren. Interessant ist die Einstufung des Landkreises Pinneberg als das landesweite Schlusslicht bei der Kulturförderung durch den Landesrechnungshof.

Natürlich besteht hier wegen des Betrages vordergründig eine ins Auge fallende Einsparmöglichkeit einer "freiwilligen" Leistung.

Bei genauerem Hinsehen würde diese Sparmaßnahme ein potenzielles Kraft- und Entwicklungsfeld, was bisher nicht ausgefüllt ist, endgültig verschütten.

Zitat aus dem soeben eingebrachten Haushaltsentwurf der Freien und Hansestadt Hamburg: "Die Förderung von Kultur ist ein unverzichtbarer Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge und macht eine kulturelle Vielfalt und Lebendigkeit jenseits marktgesteuerter Beliebigkeiten erst möglich. Staatliche Kulturförderung ist wichtig, denn Kultur ist Bedingung für die Lebensqualität einer Stadt.

Sie stiftet Identität und Bürgerbewusstsein, sie gibt Anstöße zu Kreativität, Innovationsfähigkeit und Emanzipation. Sie stellt einen entscheidenden Bildungsfaktor dar und erhöht als Wirtschafts-, Tourismus- und Standortfaktor die Attraktivität und Konkurrenzfähigkeit Hamburgs.

Ausgaben für Kultur sind Investitionen in die Zukunft einer Stadt. Sie zahlen sich auch monetär aus: Über Steuereinnahmen der verschiedensten Bereiche fließen Kulturinvestitionen wieder in die öffentlichen Kassen zurück."

Und das soll wenige Kilometer jenseits der Stadtgrenze nicht gelten?

Was für Europa eingefordert wird, kein sinnloses Sparen, was Strukturen endgültig zerstört, sondern eine sinnvolle Unterstützung und Entwicklung der Potenziale, soll für den Kreis Pinneberg nicht maßgeblich sein? Dann hilft wirklich nur noch die Selbsteinstufung als hoffnungsloser Hilfsempfänger gegenüber der Zentrale in Kiel.

Schon heute ist Pinneberg in Sachen Kultur auch jenseits der Fördermittel nicht optimal aufgestellt. Dann noch die wenigen Vorzeigeobjekte wie die Drostei aufzugeben, wäre ein schlechtes Signal.

Bei der Aufzählung fällt auf: Die Konzerte des Schleswig-Holstein Musikfestivals werden hier nie erwähnt. Aber gerade diese Kulturveranstaltungen sind Glanzstücke für den Landkreis und keine fremd finanzierten unliebsamen Importe, die versteckt werden müssten.

Über die Kreisgrenzen ausstrahlende Events hierher zu holen bzw. zu halten, muss ein Ziel der Kulturpolitik sein. Glaubwürdig kann man das nur mit Eigenanstrengungen. Man kann nur hoffen, dass die Politik das auch so begreift.

Peter D. Schmidt

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