Reaktion auf die Krise: Kunstschaffende aus Theatern, Schulen, Chören oder Ateliers schließen sich zur Gemeinschaft zusammen.
Schenefeld. Schluss mit den politischen Lippenbekenntnissen. Den Schenefelder Kulturschaffenden reicht es. Sie wollen Taten sehen und lassen gleich selbst welche folgen. Statt weiterhin darauf zu hoffen, dass Kommunalpolitiker und Verwaltung die Kultur der Stadt fördern, ergreifen sie jetzt selbst die Initiative. Ob Theater, Kunsthaus, Kulturverein, Atelier Engel, Gymnasium, Musikchöre - zahlreiche Mitglieder aus Vereinen und Verbänden haben sich zu einer Gemeinschaft zusammengeschlossen. "Schenefelder Kulturschaffende" nennen sie sich. Ihr Hauptziel ist, Kultur als wichtiges Gut wieder in den Köpfen der Verantwortlichen zu verankern.
Denn in einem sind sie sich alle einig: Derzeit gibt es keinen in der Stadt, der sich für sie und ihre Arbeit stark macht. Deshalb sind sie ihre eigene Lobby. "Wir wollen ein Sprachrohr für die Kultur in Schenefeld sein", erläutert Marita Peemöller. Die Vorsitzende des Kulturvereins wurde neben Michael Matthiesen vom Theater Schenefeld und Michael Behrens vom Kunstkreis zur Sprecherin der Gruppe erkoren.
Die Idee zur zukünftigen Gemeinschaftsaktion entstand mitten in Schenefelds Kulturkrise, wie Peemöller erläutert. Mit Sorge beobachteten die Schauspieler, Künstler und Musiker, was sich in der Stadt in den vergangenen Monaten abspielte. Wie berichtet, kündigte eine Mehrheit aus CDU, OfS und FDP erst aus Kostengründen nach fünf Jahren den Vertrag für die Gastspielreihe "Theater im Forum" (TiF). Kurz danach bekam auch der Kunstkreis Gegenwind. Denn plötzlich war kein Platz mehr für die Ausstellungen im Rathaus. Statt wie bislang vier Mal darf der Verein den Ratssaal nur noch drei Mal pro Jahr in Anspruch nehmen - und das auch nur in der sitzungsfreien Zeit, sprich in den Ferien.
Kräftig knallt es zwischen Kulturverein und Stadt. Dabei geht es vor allem um neue Vertragsmodalitäten, die der Vorstand um Peemöller ablehnt. Knackpunkt ist die Zuschusshöhe.
Die Diskussion um kulturelle Themen würde derzeit ständig aus ökonomischer Sicht geführt, erklärt Mathias Schmitz von den Grünen, der bei der Organisation der ersten Treffen half. Seine Frau Marianne Elliott-Schmitz, Chefin des Kunsthauses Schenefeld ergänzt: "In der Schenefelder Kommunalpolitik gibt es derzeit niemanden, dem Kunst und Kultur am Herzen liegen."
Jemand, der für seine ehrenamtliche Arbeit brennt, ist Karin Niss. Die Gründerin des Schenefelder Theaters betont den Stellenwert, den Kultur haben sollte: "Wir bewegen etwas in dieser Stadt. Viele Jugendliche finden über unsere Weihnachtsmärchen den Weg zu uns." Außerdem sei das Theater Schenefeld die einzige Bühnentruppe, die auf Helgoland seit Jahren gastiere. "Wir tragen den Namen der Stadt nach draußen." Warum sie sich dem Kulturzirkel angeschlossen hat? "Ich bin stolz darauf, hier in Schenefeld Kultur zu machen. Das möchte ich mir von niemanden nehmen lassen", so Niss.
Um Kultur in Schenefeld wieder die nötige Wertschätzung zurück zu verleihen, haben sich die "Schenefelder Kulturschaffenden" einiges auf ihre Arbeitsagenda gesetzt. Als erstes wollen sie sich in die Leitbilddiskussion mit einem Vorschlag einbringen. Dann wollen sie mit Bürgermeisterin Christiane Küchenhof (SPD) über die Einrichtung eines runden Tisches sprechen. Damit nicht genug. "Wir machen unsere Hausaufgaben", verspricht Sprecher Michael Behrens mit Blick auf die von der Politik bemängelte Terminabsprache zwischen den Kultureinrichtungen. Aber es werden nicht nur Termine abgestimmt, sondern auch neue installiert. So möchten sie eine Kulturmesse im Stadtzentrum organisieren. Doch ihre schwerste Aufgabe: Sie möchten alle Politiker, die über sie bestimmen, auch einmal in ihre Veranstaltungen bewegen.