Liebe auf vier Rädern: Ulf Manzke aus Halstenbek hat sechs Jahre lang an seinem historischem Ford Pick-up F 1 geschraubt, gebastelt und lackiert.

Halstenbek. Vorn eine Sitzbank für drei Personen, hinten eine geräumige offene Ladefläche: Dieses Transportkonzept reicht seit mehr als 90 Jahren für die grundlegenden Bedürfnisse der amerikanischen Landwirtschaft aus. Pick-ups (von: aufnehmen, beladen) scheinen in den USA erst den nahtlosen Übergang von Pferd und Wagen zu den motorisierten Allzweckfahrzeugen ermöglicht zu haben. Ob es nun galt, eine Einkaufstour zum General Store zu machen, ein Kalb von der Weide zu holen oder einige Säcke Erdnüsse in die Scheune zu bringen: Für die Farmer war der Pick-up bald unverzichtbar.

Für einen Boom dieser Gattung sorgte nach dem Zweiten Weltkrieg der F 1: So ergreifend schlicht bezeichnete der Autogigant Ford seinen Klein-Lkw, der seit 1948 in immer neuen Varianten und Modellreihen die Karriereleiter bis zum aktuellen F 150 empor geklettert ist. Doch vor allem die Oldtimer aus den Anfangsjahren mit den ausladenden Kotflügeln haben es den Sammlern und Pick-up-Fans auch in Deutschland angetan. Ulf Manzke hat so ein Ding ergattert. Doch der Halstenbeker, der in Pinneberg einen Fahrzeughandel betreibt, würde sich hüten, das gute Stück für Transportzwecke oder gar den Einsatz in der Landwirtschaft zu missbrauchen. Dafür ist ihm sein F 1 viel zu sehr ans Herz gewachsen.

+++ Liebe auf vier Rädern: Ein Traum aus Kindheitstagen +++

Kein Wunder: Schließlich hat Manzke sechs Jahre lang mit halbjähriger Unterbrechung in seiner Freizeit an der Rarität gebastelt. Rarität insofern, als es von dem Modell, das 1951 und 1952 vom Band lief, nur 3700 Exemplare gab. Eines davon, Baujahr 1951, fristete sein Dasein im niedersächsischen Seevetal. Zehn Jahre lang hatte der völlig verrottete Pick-up in einer Garage gestanden. "Die Trittbretter fehlten, und es gab Durchrostungen an vielen Teilen der Karosserie", erinnert sich der Halstenbeker an seine erste Begegnung mit dem F 1. Doch Manzke ließ sich nicht abschrecken. Es galt nicht nur, die Ersatzteile über auf US-Autos spezialisierte Händler zu besorgen, sondern auch in Eigenarbeit neue Bleche einzuschweißen und das Auto komplett neu aufzurüsten.

Dabei nahm es der Fan kräftiger Motorisierungen mit dem Originalzustand nicht so genau. Lieber originell als original, könnte die Devise gewesen sein. Denn Manzke ließ dem Ford fast nur noch die liebevoll aufgearbeitete Karosserie-Hülle. Ansonsten gab es Power pur von einem anderen Hersteller. So setzte der begabte Hobby-Schrauber dem F 1 eine neue Antriebseinheit ein. Der Ford-Motor mit schlappen 86 PS aus 2,3 Litern Hubraum flog raus. Stattdessen pflanzte Manzke dem Oldie eine 5,9-Liter-Maschine aus einem Chevrolet ein. Dass der Chevy-Motor ausgerechnet von Fords größtem Mitbewerber General Motors stammt, dürfte Puristen die Tränen in die Augen treiben. Doch Manzke freut sich über die unbändige Kraft von 450 PS. Einmal in Fahrt, trennte er sich auch noch vom Schaltgetriebe, das einer Drei-Stufen-Automatik weichen musste. Vorder- und Hinterachse stammen ebenfalls von Chevrolet: Spender war ein Camaro-Sportcoupé.

Der stets blitzsaubere F 1 glänzt nach einer Sandstrahl-Kur im fruchtig-frischen Orangen-Lack-Look. Nur die Haube und das Dach bekamen eine rabenschwarze Lackierung. Auf dem Hamburger Kiez wurden ihm schon mal 50 000 Euro für den Pick-up geboten. Doch zu verkaufen ist der F 1 nicht.

Der Spritverbrauch beläuft sich auf 17 bis 19 Liter pro 100 Kilometer. Hin und wieder nimmt Manzke bei Dragster-Rennen an Beschleunigungswettbewerben teil. In der 400-Meter-Distanz kommt der heiße Typ schon in 12,6 Sekunden auf Tempo 176. Da dürfte einem US-Farmer wohl der Erdnusssack von der Pritsche plumpsen.

Ford F1 Pick-up

Baujahr: 1951

Hubraum: 5,9 Liter

Leistung: 450 PS

Höchstgeschwindigkeit: 190 Km/h