Beim Stockcar-Rennen erleben die Besucher eine Art Autoscooter für Erwachsene. Los geht es an diesem Sonnabendum 10 Uhr.

Langeln. "Wer Lust hat auf qualmende Reifen, Überschläge und Benzingeruch, der ist bei uns genau richtig", sagt Patrick Kühn. Der 25-jährige Industriekaufmann ist einer der Organisatoren des Stockcar-Rennens, das am kommenden Sonnabend auf einer ehemaligen Kuhweide in Langeln stattfindet. "Stockcar ist wie Autoscooterfahren für Erwachsene", so Kühn weiter. "Man darf alles machen, was man auf der Straße nicht darf. Zum Beispiel Leute absichtlich rammen oder voll in die Eisen gehen, sodass der Hintermann in einen reinprescht."

Stockcar, der Begriff dürfte dem einen oder anderen aus dem Fernsehen bekannt sein. Einmal im Jahr veranstaltet Stefan Raab nämlich die "TV Total Stock Car Crash Challenge", bei der etliche Prominente gegeneinander fahren. "Wir machen das allerdings schon länger als er", so Kühn. "Vor sieben Jahren hatten ein paar Kumpels und ich komischerweise alle alte Autos herumstehen. Also haben wir uns überlegt, die kaputt zu fahren." Erfahrungen in Sachen Autorennen hatte keiner der insgesamt zwölf jungen Männer. Im Gegenteil, die meisten von ihnen waren damals erst 18 Jahre alt und hatten gerade ihre Fahrprüfung bestanden."

Auf Partys erzählten sie Freunden von ihrem Vorhaben und so waren schon beim ersten Stockcar-Rennen in Langeln 28 Autos dabei. Allerdings war die Veranstaltung damals noch privat, als Zuschauer kamen ausschließlich Freunde und Familie. "Wir haben beschlossen, das öfter zu machen und haben uns ab da jedes Jahr getroffen", so Kühn. Die Autos bekamen sie von Bekannten oder Nachbarn. Allerdings interessierten sich irgendwann auch andere Menschen für das, was die jungen Männer da trieben, so dass sie die Veranstaltung vor zwei Jahren zum ersten Mal öffentlich machten.

Diesmal findet das Stockcar-Rennen also zum dritten Mal statt und der Organisationsaufwand ist mittlerweile so groß geworden, dass Kühn und seine Freunde selbst kaum noch mitfahren können. "Wir müssen Punkte zählen, die kaputten Autos mit dem Tecker von der Rennstrecke schleppen und uns um die Bewirtung kümmern", erklärt er. Aber zu sehen, was sie mit ihrer Veranstaltung erreicht haben, sei für sie mittlerweile sowieso viel mehr wert. "Wenn andere Leute sich darüber freuen können", so Kühn, "ist das viel besser, als wenn man selbst mitfährt."

Übrigens ist es keineswegs so, dass beim Stockcar-Rennen komplette Anarchie herrscht. Es gibt durchaus feste Regeln. Je nach Hubraumgröße werden die Autos in unterschiedliche Startgruppen eingeteilt. Bei den jeweils rund 20 Minuten dauernden Rennen geht es darum, möglichst viele Punkte zu sammeln. "Pro gefahrener Runde gibt es einen Punkt, für jedes Rammen des Gegners gibt es drei Punkte und wenn man es schafft, ein anderes Auto aufs Dach zu legen, gibt es fünf Punkte", erklärt Patrick Kühn. Absolutes Tabu ist allerdings das Rammen der Fahrertür, schließlich soll es bei dem Rennen keine Verletzten geben.

Und auch dafür, wie die Autos auszusehen haben, gibt es Auflagen vom Amt. Glas und Plastik müssen komplett entfernt sein, damit bei einem Zusammenstoß keine Teile durch die Luft fliegen können. Dafür werden statt der Windschutzscheibe und der Scheibe in der Fahrertür Gitter eingebaut, die den Fahrer davor schützen, bei einem Überschlag aus dem Auto geschleudert zu werden. Aus Umweltschutzgründen muss das Kühlwasser außerdem gegen Leitungswasser ausgetauscht werden und dann braucht jeder Fahrer noch einen Helm und einen Feuerlöscher an Bord des Autos, damit die Rennleitung im Falle eines Brandes schnell reagieren kann.

Laut Kühn haben alle Interessierten übrigens durchaus noch eine Chance, am Sonnabend selbst mitzufahren. "Wer ein bisschen technisches Verständnis hat, kriegt so ein Auto innerhalb von ein bis zwei Tagen locker fertig", verrät er. Und auch die Kosten seien keineswegs so hoch wie man denken würde. "Irgendwer hat immer ein altes Auto herumstehen, das für 50 Euro zu haben ist", sagt Kühn. "Mit Material, Benzin und der Startgebühr von 15 Euro kommt man dann auf ungefähr 100 Euro. Wenn man überlegt, was Golfen kostet, ist das gar nicht so viel." Am Ende, wenn alle Startgruppen gefahren sind, erhalten die Fahrer mit den meisten Punkten Pokale. Danach beginnt der eigentliche Spaß: der "Zerstörungslauf", bei dem alle noch fahrbaren Autos ein letztes Mal auf die Rennstrecke kommen und so lange fahren, bis nichts mehr geht. Laut Kühn sei das der sogenannte "Final Countdown", bei dem spektakuläre Zwischenfälle natürlich auf der Tagesordnung stehen.

"Da passiert jedes Jahr etwas Neues", sagt er. "Mal ein krasser Überschlag, mal eine laute Motor-Explosion. Im vergangenen Jahr hat ein Auto gebrannt, da musste sogar die Feuerwehr ran." Zweite war bei dem Zerstörungslauf im letzten Jahr übrigens eine Frau. "Die Reifen waren schon abgefahren von den Felgen, aber die ist gefahren und gefahren", erinnert sich Kühn. Das Stockcar-Rennen ist also längst nicht nur für harte Männer. "Hauptsache, man hat Benzin im Blut", so Kühn.

Aber was passiert am Ende des Abends mit den kaputten Autos? "Die holt der Schrotthändler ab", verrät Kühn. "Vom dem Geld geben wir dann eine Runde aus." Und zwar auf der anschließenden Aftershowparty, die ab 20 Uhr im Festzelt steigt und bei der ein DJ auflegt.

Das Stockcar-Rennen beginnt um 10 Uhr. Die Koppel liegt an der Dorfstraße in Höhe der Hausnummer 3. Fahrer müssen mindestens 18 Jahre alt sein und können sich unter der Telefonnummer 01520/276 04 59 anmelden. Der Eintritt für Zuschauer ist kostenlos.