Das Gartenbauzentrum untersucht an 66 Laubbäumen, welche am besten mit dem Klimawandel zurechtkommen.

Ellerhoop. Im Gartenbauzentrum der Landwirtschaftskammer in Ellerhoop wird jetzt die Zukunft städtischer Grünanlagen erforscht. Auf einer Versuchsfläche von 5000 Quadratmetern direkt neben dem Arboretum sind 66 verschiedene Baumarten gepflanzt, die nun gezielt auf ihre Widerstandsfähigkeit bei Wind und Wetter, Hitze, Trockenheit, Dauerregen, Schnee und Frost untersucht werden.

Mit diesem Projekt, das gleichzeitig auch in Berlin, im Harz und bei Würzburg läuft, sollen die "Baumarten mit Zukunft" ermittelt werden, die sich dem Klimawandel am besten anpassen können, erklärt Projektleiter Andreas Wrede. Am Donnerstag ist dieses bundesweit einmalige Versuchsprojekt von der Initiative "Land der Ideen" des Bundesforschungsministeriums als besonders vorbildlich ausgezeichnet worden.

Die Zeit drängt, warnt Wrede. "Eigentlich ist es schon fünf nach Zwölf." Bevor fundierte Ergebnisse vorliegen, werde es wohl zehn Jahre dauern, prophezeit Wrede.

Und dann müssten diese besonders klimaresistenten Bäume erst noch 15 bis 20 Jahre wachsen, bevor sie in städtischen Grünanlagen angepflanzt werden könnten. "Wir haben also 25 bis 30 Jahre verloren, bis wir nachhaltig etwas verändern können."

Schon jetzt kämpfen die kommunalen Landschaftsgärtner um ihr öffentliches Grün, erklärt Uetersens Baubetriebshofleiterin Stefanie Schmedes. "Wir haben extreme Ausfälle bei Rosskastanien und Ahornbäumen." Vor allem Schädlinge wie die Miniermotte machten den Straßen- und Alleebäumen das Leben schwer. Darum halte sie dieses Versuchsprojekt im Gartenbauzentrum in Ellerhoop für hervorragend, weil es den Stadtplanern konkrete Hinweise geben kann, welche Bäume zukünftig am ehesten diesen Schädlingen, aber auch den veränderten Klimabedingungen mit milderen Wintern und Starkregenfällen im Sommer trotzen könnten. Bei den etwa 25 Ersatzpflanzungen im Jahr in Uetersen werde sie nun verstärkt auf den fachlichen Rat der Landwirtschaftskammer setzen, kündigt Stefanie Schmedes an.

Die 66 Bäume seien vor allem unter dem Gesichtspunkt ausgewählt worden, dass die Durchschnittstemperaturen hierzulande steigen werden, erläutert Versuchsleiter Wrede. So sind es vornehmlich Baumarten aus dem Süden Europas, wie der französische Ahorn, die italienische Erle, die ungarische und spanische Eiche, und aus Übersee, wie Esche, Amberbaum und Gleditschie aus Amerika, die seit gut einem Jahr dezidiert untersucht werden. Die Annahme dabei: Bäume, die sich an das wärmere Klima im Süden angepasst haben, sollten auch hier gedeihen, wenn es wärmer und trockener wird.

"Ganz so einfach wird die Rechnung nicht aufgehen", sagt Versuchsleiter Wrede. Beispiel sei der anfangs milde Winter 2011/12 gewesen. Doch plötzlich wurde es doch sehr kalt und frostig, anders, als es in den wärmeren Regionen Europas der Fall ist. Darum werden die Forschungsergebnisse hierzulande ein viel differenzierteres Bild ergeben, vermutet der Gartenfachmann.

Die Baumwissenschaftler in Ellerhoop halten ganz genau fest, wann die Blätter sprießen und fallen, wann die Blüten blühen, wie sich der Wuchs des Baumes und der Kronen sowie Krankheits- und Schädlingsbefall eines jeden Baumes entwickeln. Gleichzeitig werden ständig die Temperaturen und der Wassergehalt im Boden gemessen, erklärt Wrede. Am liebsten würde er diese Versuchsreihen parallel zum Versuchsgarten in Ellerhoop auch an möglichst vielen Straßen ausprobieren, um die Bäume unter "echten Stress-Bedingungen" zu testen. Auch zwei Klimaschränke stehen zur Verfügung, die die Tages- und Jahreszeiten praktisch im Schnelldurchlauf simulieren können.

Doch die Kosten dafür könnte sich die Landwirtschaftskammer alleine nicht leisten. Schon der jetzige Versuch wird von einigen Baumschulbetrieben im Kreis Pinneberg finanziell unterstützt. Wrede: "Wir stehen noch ganz am Anfang und streben eine Zusammenarbeit auf europäischer Ebene an."

Kammerpräsident Claus Heller jedenfalls erhofft sich möglichst bald konkrete Daten, die der hiesigen Baumschulwirtschaft und den Stadtplanern weiterhelfen können. Besonders stolz ist er darauf, bereits zum zweiten Mal bei dem Wettbewerb "Land der Ideen" ausgezeichnet worden zu sein. Im vorigen Jahr wurden die Gartenrouten der Landwirtschaftskammer prämiert.