Helgoländer Biologen wildern am Sonnabend 382 kleine Krebse aus. Paten begleiten die Aktion

Helgoland. Das Motorboot "Aade" wird kurz vor Sonnenuntergang ablegen. An Bord haben die Mitarbeiter der Biologischen Anstalt Helgoland (BAH) in der Stiftung Alfred-Wegener Institut für Polar- und Meeresforschung ungewöhnliche Fracht. Die Forscher wollen am Sonnabend, 4. August, exakt 382 gezüchtete Junghummer auswildern: 97 zweijährige Tiere mit einer Länge von maximal neun Zentimetern und 285 einjährige Tiere mit einer Länge von bis zu fünf Zentimetern.

Begleitet werden die Wissenschaftler von Börtebooten mit 170 Hummerpaten an Bord. Seit 2007 bieten BAH und die Gemeinde Helgoland Patenschaften für Hummer an. Bisher haben 1073 Freunde dieser Krebsart Patenschaften für den Helgoländer Hummernachwuchs übernommen.

Die Tiere werden zunächst in der Züchtungshalle in Transportgefäße gesetzt. Um 21.15 Uhr - Sonnenuntergang wird um 21.21 Uhr sein- wird das Boot mitsamt Hummern ablegen und auf der Helgoländer Reede Richtung Norden fahren. "An einer Station auf dem Felssockel der Insel werden die farbmarkierten Tiere dann in die Freiheit entlassen. Und zwar erst nach Sonnenuntergang, damit für die Hummer größtmögliche Sicherheit vor den Fraßfeinden gewährleistet ist", sagt Tourismusdirektor Klaus Furtmeier. Untersuchungen hätten gezeigt, dass ausgewilderte Tiere dieser Größe gute Überlebens- und Entwicklungsbedingungen im Freiland vorfänden. Treffpunkt für die Hummerpaten ist um 19.45 Uhr vor dem Ökolabor der Biologischen Anstalt Helgoland (Haus A).

Die Hummerpaten unterstützen die Aufstockung des Helgoländer Wappentiers finanziell. Bis Mitte des vergangnen Jahrhunderts lebten Zehntausende Hummer im Meer rund um Helgoland. Warum in den 50er-Jahren die Population drastisch schrumpfte, ist bis heute unklar. Das Aufstockungsprogramm soll den Hummer zurück zum roten Felsen bringen.

Weil das Land Schleswig-Holstein die Förderung des Projektes einstellte, sind die Forscher auf Spenden angewiesen. "Für einen Jahresbeitrag von 25 Euro kann jeder das Projekt unterstützen", sagt Furtmeier. Im Labor der BAH ziehen Wissenschaftler Hummer aus dem Ei über frei schwimmende Larvenformen bis hin zum am Boden lebenden Junghummer auf.

Vor der Auswilderung bekommen sie eine Farbmarkierung, die dazu dient, sie später von Wildfängen zu unterscheiden. Die Hummer-Hebamme Isabel Schmalenbach kontrolliert alle Fänge der Helgoländer Fischer, um die Anzahl der auf dem Felssockel vorkommenden Tiere zu berechnen.