Gemeindevertreter beschließen den Haushalt für das kommende Jahr einstimmig.

Rellingen. Eigentlich ist Otto Hoge ein sehr besonnener CDU-Kommunalpolitiker. Doch als der Finanzausschussvorsitzende in der Rellinger Gemeindevertretung die Eckpunkte für den dritten Nachtragshaushalt dieses Jahres vorstellte, war seine Freude am Ergebnis nicht zu überhören: "Wir haben 2,3 Millionen Euro mehr als geplant an Gewerbesteuer eingenommen. Das macht 10,6 Millionen insgesamt. So viel Gewerbesteuer hat Rellingen noch nie kassiert."

Trotz dieses finanziellen Höhenflugs, verursacht unter anderem auch von den sprudelnden Zahlungen des Spielgeräteherstellers Crown, landete Hoge wenig später wieder auf dem Boden der Tatsachen. Bei den Beratungen des Haushalts 2011 wurden die Gewerbesteuereinnahmen für das kommende Jahr vorsichtig auf lediglich 8,4 Millionen Euro angesetzt. "Das ist realistisch", sagte der Christdemokrat, um einen Atemzug später das nächste Hoch ins Auge zu fassen: "Persönlich glaube ich allerdings an wesentlich höherer Einnahmen."

Das monetäre Auf und Ab begleiteten die Fraktionen ausgesprochen wohlwollend. Anders als sonst oft in Rellingen wurden alle Etatansätze einstimmig verabschiedet. Rellingens Haushalt 2011, erstmalig im Doppik-Verfahren der doppelten kaufmännischen Buchführung erstellt, beläuft sich in Erträgen und Ausgaben auf rund 20 Millionen Euro. Neben dem über Kreditaufnahme von 1,2 Millionen Euro finanzierten Grunderwerb für das Projekt "Junges Wohnen" stehen Ausgaben für Schul- und Sporthallen- sowie Kindergartensanierungen im Leistungsverzeichnis. Hinzu kommen Aufwendungen für die Einrichtung einer neuen Schulküche der Brüder-Grimm-Schule sowie für die Anschaffung eines Tanklöschfahrzeugs.

Die Gesamtverschuldung von knapp 2,9 Millionen Euro Ende dieses Jahres soll sich bis Ende 2011 auf 2,6 Millionen Euro verringern. "Der Haushalt stützt sich auf Eckpfeiler, die auch wir gut heißen", formulierte SPD-Chef Ulfert Martinsen die pauschale Zustimmung seiner Fraktion. Dem schlossen sich Grünen-Fraktionschefin Renate Lange und ihr FDP-Kollege Sven Schubert an, wenn es auch im Detail einige unerfüllte Wünsche gibt.

Martinsen rechnete vor, dass abzüglich der Umlagen von rund acht Millionen Euro etwa 4,4 Millionen Euro des Etats für einen guten Bürgerservice verwendet würden. Dies entspreche einem Anteil von etwa 33 Prozent. Die Schulden für das Projekt "Junges Wohnen" würden sich als Gegenwert an Grundvermögen darstellen, das später wieder veräußert würde.

Bei so viel Harmonie blieb es SPD-Fraktionschef Helmut Tilgner vorbehalten , darauf hinzuweisen, dass es nach dem Neuanfang mit der Doppik später auch wieder eigenständige Anträge seiner Fraktion geben werde. Tilgner würdigte wie auch die anderen Fraktionschefs den niedrigen Gewerbesteuer-Hebesatz von 300 Prozent. "Anmaßend" sei es jedoch, dass der Kreis über das Gemeindeprüfungsamt zur Erhöhung der Hebesätze auf 380 Prozent aufgefordert habe. "Das hätte ich von unserem früheren Bürgermeister nicht erwartet", kritisierte Tilgner Landrat Oliver Stolz.