Nachdem das Verwaltungsgericht Schleswig am Dienstag das Verbot der Neonazi-Demo aufgehoben hat, sind gestern die Gründe für den Richterentscheid veröffentlicht worden.

Pinneberg. Ob der Kreis Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht einlegt, soll jedoch erst heute bekannt gegeben werden. "Wir müssen die Gründe sorgfältig prüfen und unsere Position mit der Polizei abstimmen", so Kreis-Sprecher Marc Trampe.

Die Begründung der für Ordnungsrecht zuständigen Kammer umfasst sieben Seiten. Die Richter kommen zu dem Schluss, dass das Recht auf Versammlungsfreiheit höher wiegt als die zu erwartende Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung. Weil letztere gegeben ist, regen die Richter den Erlass von Auflagen für die Neonazi-Demo an. So könne etwa die Auftaktkundgebung am Bahnhof untersagt und die Dauer der Veranstaltung begrenzt werden.

Der Richterentscheid - für das "Bündnis gegen Rechts" ein Schlag ins Gesicht. "Es ist unverständlich, dass hier Menschen völlig ungehindert nationalsozialistisches Gedankengut verbreiten können", so Wolfgang Seibert, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Pinneberg. Sie hat eine Gegendemo angemeldet, inzwischen haben sich mehr als 50 Organisationen dem Aufruf angeschlossen. Auch der Kirchenkreis. "Jetzt, nach dem Gerichtsurteil, ist es um so wichtiger, dass wir ein deutliches Zeichen gegen Rechts setzen", so Propst Thomas Drope. Ein Flugblatt der Rechten, das am Pfingstwochenende verteilt wurde, belege deutlich deren Absichten: "Diffamierung von Ausländern und Aussaat von Hass gegen Bedürftige!"

Die Bündnis-Mitglieder fordern den Kreis auf, die Entscheidung des Verwaltungsgerichtes anzufechten. "Das hätte sofort passieren müssen", ärgert sich IG Metall-Funktionär Uwe Zabel. Er weist darauf hin, dass am Sonnabend ein großes Gospel-Konzert in der Rübekamphalle stattfindet, zu dem mehrere 100 - überwiegend farbige - Künstler sowie Besucher erwartet werden. Die Gegendemonstration beginnt Sonnabend um 11 Uhr an der Ecke Bahnhofstraße/Rockvillestraße. Geplant sind diverse Redebeiträge, darunter von der Auschwitz-Überlebenden Esther Bejarano, von Pinnebergs Bürgermeisterin Kristin Alheit sowie der Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Petra Pau (Die Linke). Der Wochenmarkt fällt am Sonnabend aus, weil die Fläche für die Einsatzfahrzeuge der Polizei benötigt wird.