Elmshorn/Barmstedt. Hartmut Bosinski ist der entscheidende Mann im Verfahren gegen Tanyu S. vor dem Landgericht Itzehoe, das gestern mit dem zweiten Prozesstag fortgesetzt wurde. Dem Kieler Sexualmediziner und Psychotherapeuten obliegt es, die Schuldfähigkeit des Angeklagten zu beurteilen. Dem Barmstedter werden sieben sexuelle Übergriffe auf Frauen zur Last gelegt. Drei haben sich im Kreis Pinneberg, vier in Hamburg abgespielt. Die Anklagepunkte lauten auf Vergewaltigung, Körperverletzung und Exhibitionismus. Der 24-Jährige leidet unter einer sexuellen Störung. In welchem Umfang und inwieweit sie sich strafmildernd auswirkt, muss der Leiter der Sektion für Sexualmedizin an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel als Gutachter untersuchen. Die Expertise des renommierten Gutachters wird am Ende des Verfahrens stehen, das laut bisherigem Terminplan bis Mitte September andauern wird. Nach der Anklageverlesung am ersten Prozesstag wurde bei der gestrigen Fortsetzung lediglich der Lebenslauf des Angeklagten erörtert. Er ist in Deutscland geboren, seine Eltern sind Türken. Im Kleinkindalter kam Tanyu S. nach Barmstedt, wo er mit Mutter und Stiefvater aufwuchs. Nach dem Besuch einer Förderschule machte er den Hauptschulabschluss nach, lernte Metallbauer und war als Krankenfahrer tätig.

Ihm wird vorgeworfen, am 6. Februar 2011 im Anschluss an die Blau-Weiß-Rote Nacht in der Sporthalle am Heederbrook eine 20-Jährige in der Dunkelheit überfallen und zu sexuellen Handlungen genötigt zu haben. Die zweite Attacke datiert vom 25. Juni 2011, sie ereignete sich vor der Elmshorner Berufsschule. Opfer war eine 18-Jährige. Die dritte Tat im Kreisgebiet spielte sich am 2. Oktober an der Papenhöhe in Elmshorn ab. Laut Anklage riss Tanyu S. eine 19-jährige vom Rad.

Die Taten in Hamburg spielten sich zwischen August und Anfang Oktober 2011 ab. In einem Fall überfiel Tanyu S. laut Anklage nachts eine junge Frau im Bereich Holstenstraße. Die zweite Attacke erfolgte in einem Treppenhaus. Gleich im Anschluss soll er in einem Park eine weitere Frau überfallen haben. Als letztes soll Tanyu S. im Fahrstuhl eines Hamburger Krankenhauses eine wehrlose 89-jährige Seniorin zu sexuellen Handlungen gezwungen haben. Für den nächsten Prozesstag am 14. August kündigt Verteidiger Christoph Heer eine geständige Einlassung seines Mandanten an.