Die Gemeinde baut nach einem Abenblatt-Report an der Amselstraße einen Geschwindigkeitsanzeiger auf. Gerät soll nur sensibilisieren.

Rellingen. Die Anwohner der Amselstraße in Rellingen und ihre Bürgermeisterin Anja Radtke lächelten mit dem digitalen Grinsegesicht am Straßenrand um die Wette. Wenige Tage, nachdem das Abendblatt ausführlich über die Anliegerproteste wegen der vermeintlich massenweisen Geschwindigkeitsüberschreitungen in dem Wohngebiet berichtet hatte, ließ die Gemeindeverwaltung an der Amselstraße ein Gerät zur Geschwindigkeitsanzeige aufbauen.

Halten sich die Autofahrer an die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde, blinkt auf der Anzeigetafel ein Smiley. Wird das Tempolimit auf der schmalen Straße überschritten, guckt das Digitalgesicht sauertöpfisch. Andere Konsequenzen hat eine Geschwindigkeitsüberschreitung nicht; das Gerät soll ausschließlich sensibilisieren und warnen.

+++ Frau fährt zu schnell und kracht ans Brückengeländer +++

Bürgermeisterin Anja Radtke sagte während der Vorstellung des neu angeschafften Gerätes, die Gemeinde habe die Anlage nicht explizit wegen des Zeitungsartikels gekauft, "aber das passte gut zusammen". 2600 Euro hat sich Rellingen die Mess- und Warnanlage kosten lassen. Der Clou: Das Gerät wurde auf einem Anhänger montiert, kann also sehr leicht versetzt und an anderer Stelle eingesetzt werden.

Wie Stefan Schmidt vom Fachbereich Planen und Bauen in der Rellinger Verwaltung erläuterte, werden das Verkehrsaufkommen und die Geschwindigkeiten jedes Fahrzeugs registriert. Und zwar jeweils für eine Fahrtrichtung. Hinterher kann dann zum Beispiel die Durchschnittsgeschwindigkeit ermittelt werden. Die ist nach Meinung vieler Anwohner laufend viel zu hoch. "Vor allem für Lkw-Fahrer ist hier Tempo 60 oder 70 gar nichts", sagte Norbert Böttger, der seit vielen Jahren an der Amselstraße wohnt.

Erschwerend aus Sicht der Anlieger kommt dieser Tage hinzu, dass wegen der Bauarbeiten und der damit verbundenen Sperrung im Bereich Kellerstraße/Herman-Löns-Weg viele Autofahrer über die Amselstraße ausweichen.

"Das ist schon einmal ein guter Anfang", freute sich Ole Hansen über die Aktion der Gemeinde. Der Familienvater hatte im vorigen Jahr bereits in Eigenregie zwei selbst gebaute und bemalte Schilder an der Amselstraße aufgestellt, um die Verkehrsteilnehmer zu "bremsen". Aufschrift: "Vorsicht - Kinder - langsam".

"Von uns aus kann das Gerät ein Jahr hier stehen bleiben", sagte Hansen. Er hatte zuvor unter anderem auch angeregt gehabt, die Fahrbahn durch Blumenkübel einzuengen oder Bodenwellen zu installieren - zur Not auf seine Kosten. Hansen und seine Frau Kerstin Johansson sind angesichts der nach ihren Angaben hohen Zahl von Temposündern, die auf der Fahrbahn der Amselstraße unterwegs sind, besonders besorgt um ihre und andere Kinder aus dem Wohngebiet. Wenn in einer Woche, die Schule wieder beginne, werde gerade auch die Amselstraße von vielen Kindern als Schulweg genutzt. Der Anwohner überlegt, Vorschläge für Umbauten, die helfen könnten, die Verkehrssituation in dem Wohngebiet zu entschärfen, an die Rellinger Politik heranzutragen.

"Wenn die Baumaßnahme am Kreisverkehr an der Kellerstraße beendet ist, wird es hier wieder spürbar ruhiger", sagte Bürgermeisterin Radtke. "Ich unterstelle, dass viele Autofahrer hier in der Tempo-30-Zone bewusst zu schnell fahren." Stefan Schmidt berichtete, dass Beschwerden von Rellingern wegen des zu hohen Tempos der Autos vor deren Haustür vor allem auch aus kleinen Anliegerstraßen kommen, in denen Tempo 30 gilt. Das neue Gerät können nun helfen zu ermitteln, in welchen Bereichen zu welchen Zeit besonders starker Verkehr herrsche und zu welchen Zeiten tatsächlich besonders gerast werde.