Eine Glosse von Alexander Sulanke

Das Leben ist manchmal wie eine Achterbahnfahrt. Gerade bist du noch ganz unten, doch schon geht's nach oben, neue Horizonte tun sich auf. Und plötzlich, hinter der nächsten Kurve, ist wieder eine Perspektive da. Für den Schüler zum Beispiel, der die Versetzung in die nächste Klasse verpasst hat: Er darf jetzt noch mal. Darf sitzen bleiben (während alle anderen raus müssen aus der Achterbahn). Das haben sich die Erfinder des Aussteigens und Anstehens ausgedacht, die Verantwortlichen im Heide-Park in Soltau.

Eine tolle Aktion. Endlich wird schlechte Leistung belohnt! Und "eine Ehrenrunde drehen" bekommt mit einem Mal eine ganz heitere Bedeutung. "Kleben bleiben" funktioniert im Heide-Park natürlich auch: Auf irgendeiner Sitzbank vor irgendeinem Imbiss wird sich schon ein Klecks halb angetrocknete Mayonnaise finden lassen. Aber das gehört nicht direkt zum Schüler-Trostprogramm.

Das VIP-Bändchen fürs Handgelenk hingegen schon. Das ist nämlich die Lizenz zum Sitzenbleiben. VIP - wie Versetzung ist problematisch. Wie gut, dass Achterbahn fahren auch intellektuell fordert: Wenn die Colossos-Strecke 1344 Meter lang ist und eine Tour zwei Minuten und 23 Sekunden dauert - wie hoch ist dann die Durchschnittsgeschwindigkeit in km/h? Und wie vielen Metern pro Sekunde entspricht das?

Das Leben ist manchmal wie eine Achterbahnfahrt: Wer das Ergebnis noch nicht weiß, bleibt einfach sitzen.