Mit dem Abendblatt sprach der Schauspieler über sein Leben. Am 3. August liest er in der Nordseehalle aus seinem Buch “Tango Africano“.

Helgoland. Als Schauspieler wurde Hardy Krüger auf der ganzen Welt bekannt. Seine wahre Leidenschaft war allerdings immer das Schreiben. Seit 1970 hat der heute 84-Jährige 16 Bücher veröffentlicht und geht noch immer regelmäßig auf Lesereise. Bevor er am 3. August auf Helgoland zu Gast ist, sprach er mit dem Abendblatt über das Schreiben, das Fliegen und sein bewegtes Leben.

Hamburger Abendblatt: Herr Krüger, Sie haben schon die ganze Welt bereist, waren Sie auch schon mal auf Helgoland?

Hardy Krüger: Ich war noch nie auf Helgoland. In all den Jahren, die ich in Paris gelebt und gearbeitet habe, war ich auch nie auf dem Eiffelturm. Ich habe mir immer wieder vorgenommen, mal nach Helgoland zu fahren. Und ich bin auch schon mal mit der Cessna da gewesen, allerdings bin ich nicht gelandet, sondern nur tief darüber geflogen. Wie es aussieht, weiß ich also, aber mit den Menschen dort habe ich noch nicht gesprochen. Darauf freue ich mich jetzt.

Es heißt, Sie hätten als Junge Mitschüler mit dem Vorlesen genervt?

Krüger: Das ist richtig. Ich schreibe seit meinem zwölften Lebensjahr und in der Schule habe ich mit meinen Vorlesungen alle genervt. Später war ich als junger Schauspieler der erste, der Heinrich Böll öffentlich gelesen hat. Das hat mir große Freude gemacht, denn ich war schon immer ein Büchernarr. Als ich dann selbst gedruckt wurde, habe ich gedacht, jetzt kann ich auch meine eigenen Sachen lesen und das macht noch viel mehr Spaß.

Wie kamen Sie zum Schreiben?

Krüger: Als ich sieben oder acht Jahre alt war, habe ich mir zwei Ziele für mein Leben vorgenommen, zum einen wollte ich Fliegen und zum anderen Schreiben. Das mit dem Fliegen habe ich sehr schnell erreicht, ich bin mit 13 Segelflieger geworden. Mit dem Schreiben beziehungsweise mit dem Gedrucktwerden hat es etwas länger gedauert.

Bis Sie 39 waren, um genau zu sein.

Krüger: Ja, das habe ich dem legendären Hamburger Buchhändler Felix Jud zu verdanken, der mich mit 17 unter seine Fittiche genommen hat. Ich habe in all den Jahren, auch als ich international als Schauspieler Karriere gemacht habe, immer weiter geschrieben und ihm meine Sachen gezeigt. Er hat immer gesagt ich muss Fingerübungen machen, wie Pianisten das tun, und schreiben und schreiben. Als ich ihm das Manuskript für mein erstes Buch "Eine Farm in Afrika" zeigte, wusste ich, dass er Ja sagen würde. Ich wusste selber, dass es gut war. Denn als ich das in einem Zelt im afrikanischen Busch geschrieben habe, habe ich erst verstanden, was schreiben eigentlich ist.

In dem Buch "Tango Africano" geht es um die Afrikanerin Annika, die eine späte Liebe auf den ersten Blick erfährt. Gibt es Liebe auf den ersten Blick wirklich?

Krüger: Ja, mir ist es mit meiner Frau Anita so widerfahren. Als wir uns vor 36 Jahren getroffen haben, haben wir beide gewusst: Das ist es. Seitdem sind wir unzertrennlich.

Das Buch ist also autobiografisch?

Krüger: Nein. Ich unterhalte mich nach meinen Lesungen beim Signieren der Bücher oft mit dem Publikum, weil ich neugierig auf Menschen bin. Dabei habe ich immer wieder festgestellt, dass vor allem Frauen der Meinung waren, die wahre Liebe sei an ihnen vorübergegangen. Da ich an die Liebe glaube und Anita selbst sehr spät kennen gelernt habe, habe ich diesen Roman geschrieben. Er ist aber nicht autobiografisch, bis auf den Teil, in dem Karl mit einem einmotorigen Flugzeug von Deutschland aus zum Kilimandscharo fliegt.

Diesen Flug haben Sie selbst gemacht.

Krüger: Genau. Ich hatte mir damals mit einem leider viel zu früh verstorbenen Freund, Dieter Seelmann, eine Cessna gekauft, und zusammen haben wir viele Flüge gemacht, von Hamburg nach Israel oder von Rio de Janeiro zum Rio Xingu, wo die Indios noch nackt und unbekümmert und freundlich wie die Steinzeitmenschen gelebt haben. Natürlich hätte ich Karl auch in eine Lufthansamaschine setzen können, um zu seiner Annika zu kommen, aber das wäre langweilig gewesen. Und da ich diesen Flug mal gemacht habe, konnte ich davon berichten, wie es ist, wenn man dabei fast sein Leben verliert. Alles, was ich beschreibe, ist uns wirklich passiert.

Können Sie beschreiben, was die Faszination am Fliegen für Sie ausmacht?

Krüger: Ich habe schon mit sieben oder acht Jahren angefangen, Flugzeuge zu beobachten. Andere wollten Lokomotivführer oder Feuerwehrmann werden, ich wollte Pilot werden. Ich bin aber ein Romantiker unter den Piloten, denn ich wollte nie Düsenfliegen oder so, sondern mit einem langsamen Flugzeug fliegen, das Fenster aufmachen und in Ruhe auf die Erde gucken.

Mit Ihrer Frau sind Sie für die TV-Serie "Weltenbummler" zehn Jahre um die Welt gereist, dafür haben Sie das Ende Ihrer Hollywood-Karriere in Kauf genommen. War Ihnen immer klar, dass es das wert sein würde?

Krüger: Ja. Aber das hat auch damit zu tun, dass ich immer etwas machen möchte, was ich noch nicht gemacht habe. Es ist nicht so, dass ich mich leicht langweile, aber ich wollte immer zu neuen Ufern. Außerdem war ich nach den ersten Folgen von "Weltenbummler" so sehr in diese Arbeit verliebt, Anita und ich haben auf der Welt von den Menschen anderer Religionen, anderer Hautfarben und anderer historischer Hintergründe so viel gelernt, dass ich einfach nicht aufhören konnte.

Ein Land, das in Ihrem Leben immer eine große Rolle gespielt hat, ist Afrika. Können Sie sich noch an Ihren ersten Besuch dort erinnern?

Krüger: Und wie ich mich erinnern kann. Das war für den Film "Hatari", den wir am Kilimandscharo drehten. Außerhalb von Nairobi, auf einer Straße zum Kilimandscharo, ist mir der Atem weg geblieben vor lauter Schönheit dieser Landschaft. Eine rote Lehmstraße unter einem blauen Himmel, mit weißen Wolken, grünen Hügel und Giraffen, die über die Straße liefen. Das hat sich bei mir tief in die Seele eingegraben. Eine so große Liebe habe ich zu einem Land vorher nie empfunden. Deswegen habe ich die Farm, auf der wir den Film drehten, auch gekauft und bin 20 Jahre lang da geblieben.

Was verbindet Sie heute mit Afrika?

Krüger: Ich fahre jedes Jahr hin. Nicht zu meiner Farm, das tut zu sehr weh, denn ich konnte sie wirtschaftlich nicht halten und habe sie darum meinen afrikanischen Arbeitern geschenkt. Aber im Moment betrachte ich Afrika mit großer Sorge und ich weiß nicht, wie ich helfen kann. Das trifft nicht auf Südafrika und Namibia zu und auch Tansania hat es besser verstanden, mit den Problemen fertig zu werden, aber als Journalistin wissen Sie selbst, was in Afrika zurzeit vor sich geht.

Sie selbst wohnen inzwischen in Hamburg und Kalifornien. Gibt es einen Ort, an dem Sie sich Zuhause fühlen?

Krüger: Ich kenne in dem Zusammenhang zwei verschiedene Begriffe. Meine Heimat ist Berlin, wo ich geboren und aufgewachsen bin. Zuhause ist da, wo man es sich einrichtet. Wir haben ein Zuhause an der Außenalster in Hamburg, schöner geht es ja gar nicht, und ein schönes Zuhause in Kalifornien.

Sie sind mittlerweile 84 Jahre alt. Ruhestand ist für Sie ein Fremdwort, oder?

Krüger: Ja, was soll ich da?!

Die Lesung von Hardy Krüger in der Nordseehalle beginnt um 20 Uhr. Karten kosten im Vorverkauf 5 Euro, an der Abendkasse 10 Euro. Kurverwaltung Helgoland, Telefon 04725/20 67 99