Mario Schramm baut prähistorische Musikinstrumente. Ab heute ist er mit einem Stand auf dem Heider Marktfrieden vertreten.

Ellerbek. Mario Schramms Keller ist ein wilder Mix aus Werkstatt, Flohmarkt und Probenraum. Münzen, Krüge, Bruchstücke alter Kacheln, Kannen und Pokale stapeln sich im Regal, daneben zahlreiche Geschichtsbücher über die Stein- und Bronzezeit. An der Wand hängen Schwerter, von der Decke herab hängt ein Kupferkessel. In einer anderen Ecke lagern Didgeridoos, darüber leuchtet blau die Reklame für australisches Bier. Einige Didgeridoos sind nicht, wie in Australien üblich, aus Eukalyptus, sondern aus den hohlen, gerippten Stängeln des Bärenklau. "Sein Saft ist giftig, getrocknet geht aber keine Gefahr von ihm aus", sagt er. Mario Schramm nimmt eines zur Hand und bläst hinein. Die tiefen ursprünglichen Töne erzeugen ein Kribbeln auf der Haut. Sofort fühlt sich der Zuhörer ins ferne Australien versetzt.

"Diese Art der Musik ist auf der ganzen Welt gespielt worden", sagt der Ellerbeker. In Norddeutschland, Norwegen, Dänemark, Südschweden und Lettland fanden Historiker sogenannte Luren aus der jüngeren Bronzezeit (13. bis 7. Jahrhundert vor Christus). Eine Zeit, die Mario Schramm fasziniert. "Diese Luren zählen zu den aufwendigsten Bronzeobjekten, die bisher bekannt sind." Er baut die s-förmig geschwungenen Blasinstrumente nach historischen Vorlagen nach. Eine 3,60 Meter lange Lure aus Horn und Metall gehört zweifelsfrei zu den Prachtexemplaren in seiner Sammlung. 600 Stunden hat Mario Schramm an dem Instrument von der Größe eines jungen Mammuts gebaut. Er kann mit ihr Töne wie auf einem Naturhorn erzeugen oder sie wie ein Didgeridoo erklingen lassen, je nachdem mit welcher Technik er hineinbläst. Der 62-Jährige, der ursprünglich Schuhdesigner gelernt hat, arbeitet als Möbel- und Metallrestaurator. Er half zum Beispiel, Ausstellungsstücke des Kaffeemuseums Burg in Eppendorf zu restaurieren. Lange Zeit hat er auch als Antiquitätenhändler gearbeitet.

Angefangen hat alles 1994 mit einem Didgeridoo, das ihm sein Schwager aus Australien mitbrachte. Das Eukalyptusrohr war der Anfang einer Sammlung, die beständig wächst. Zu den Exponaten gehört auch ein Didgeridoo aus den 20er-Jahren, das tatsächlich noch von den Aborigine gespielt wurde. Er begann selbst, Instrumente nach historischen Vorlagen zu bauen. Andere Instrumente hat der versierte Tüftler sogar erfunden: Das Alphorn-Didgeridoo - eine Kombination, für die er sich ein eigenes Mundstück einfallen lassen musste, um gleichzeitig Ober- und Untertöne spielen zu können. Eine andere Erfindung ist ein Zwischending aus Schalmei und Trompete, für ein anderes Instrument diente eine slowakische Hirtenflöte als Vorlage.

Irgendwie hat die Musik ihm auch geholfen, seine starken Rückenschmerzen zu besiegen. "Ich konnte mich kaum noch bewegen", sagt Schramm. Er konnte nicht einmal mehr schmerzfrei Auto fahren. Also verkaufte er den Wagen und sattelte aufs Fahrrad um. Außerdem wandte er sich intensiv seinen Instrumenten zu. "Das hat mich entspannt", sagt er. In Kombination mit Rückengymnastik bewirkte das wahre Wunder. "Heute schleppe ich prall gefüllte Kaffeesäcke, wenn es sein muss", sagt Mario Schramm, der in Jugoslawien, dem heutigen Slowenien geboren wurde und 1963 nach Deutschland kam.

Seine Luren aus Horn und Metall vertreibt er unter anderem auf Mittelaltermärkten. Neu hinzugekommen ist der Schmuck, den er selbst macht. Er zwirbelt aus Kupfer, Eisen und Messing Spiralen, formt sie zu Armreifen, Colliers und Broschen, wie er es bei den Originalen im Museum in Kopenhagen gesehen hat. Von heute an bis Sonntag, 15. Juli, wird er mit einem Stand auf dem Heider Marktfrieden in der Kreisstadt Dithmarschens vertreten sein.