Das Unwetter beschädigt bei Elmshorn die Oberleitung auf 400 Metern Länge. Die Reparaturarbeiten dauerten über elf Stunden.

Kreis Pinneberg. Ein umgestürzter Baum hat den Bahnverkehr zwischen Hamburg und Kiel stundenlang lahm gelegt. Gegen 21.45 Uhr am Sonntagabend zog die kleine Unwetterfront mit Sturm und Starkregen über den Kreis Pinneberg. Als Folge stürzte der Baum in Elmshorn in die Oberleitung der Bahntrasse. Eine Regionalbahn konnte in letzter Sekunde einen Zusammenstoß mit dem Hindernis vermeiden. Sofort wurde die zweispurige Bahnstrecke gesperrt. Die komplette Freigabe erfolgte erst am Montag gegen 10.45 Uhr. Tausende Bahnkunden mussten Einschränkungen auf der meist frequentierten Strecke des Landes in Kauf nehmen.

"Der Lokführer hat geistesgegenwärtig reagiert, sofort eine Schnellbremsung eingeleitet und damit schlimmeres verhindert", sagte Hanspeter Schwartz, Sprecher der zuständigen Bundespolizei. Die verspätete Regionalbahn mit der Nummer RB 21244, die laut Fahrplan um 21.15 Uhr in Pinneberg abfahren und Elmshorn um 21.28 Uhr erreichen sollte, sei gerade einmal fünf Meter vor der Unglücksstelle gestoppt.

Schwartz berichtete von einem großen Lichtbogen, der entstanden sei, als der Baum auf die Oberleitung mit 15 000 Volt krachte und diese herunter riss. Daraufhin sei der Lokführer auf das Geschehen aufmerksam geworden. Schwartz: "Es befanden sich nur sehr wenige Fahrgäste in dem Zug." Sie blieben, ebenso wie der Lokführer, unverletzt. Die Zahl der Fahrgäste lag zwischen sechs und zehn, genauere Angaben waren nicht möglich.

Die Unglücksstelle lag zwischen den Bahnbrücken Heidkamp/Hainholz sowie Heidmühlenweg/Adenauerdamm. Die Passagiere waren gezwungen, längere Zeit in den Waggons des Zuges auszuharren. Zunächst musste der Strom abgeschaltet und die Oberleitung von Kräften der Freiwilligen Feuerwehr geerdet werden, um den Reststrom abzuleiten und jedes Verletzungsrisiko auszuschließen.

Erst dann konnten die Einsatzkräfte zum Zug gelangen und dessen Evakuierung einleiten. "Weil es keinen Strom mehr gab, konnte die Regionalbahn nicht mehr weiterfahren", sagte Schwartz. Später wurde eine Diesellok vor den Zug gehängt, um diesen fortbewegen zu können.

Nach Angaben einer Bahnsprecherin war die Oberleitung auf einer Länge von 400 Metern beschädigt. Ein Notfallmanager der Bahn übernahm am Abend den Einsatzort und koordinierte die Reparaturarbeiten. Der Baum wurde aus der Oberleitung gezogen, zerkleinert und abtransportiert. Anschließend spannten die Techniker die Oberleitung neu und schalteten den Strom wieder ein. Gegen 2.45 Uhr konnte der Zugverkehr auf einem der beiden Gleise wieder aufgenommen werden.

Die Freigabe des zweiten Gleises erfolgte acht Stunden später. So lange fuhren die Züge langsam an der Gefahrenstelle vorbei, die Arbeiter wurden mit Signalhörnern vor einer Durchfahrt gewarnt. Laut der Bahnsprecherin kam es zu Zugausfällen sowie zu Verspätungen von bis zu 45 Minuten auf den Strecken zwischen Hamburg und Kiel beziehungsweise Hamburg und Westerland.

Insgesamt seien 90 Züge betroffen gewesen, von denen 16 ganz oder auf Teilstrecken entfielen. Das Unternehmen richtete einen Ersatzverkehr mit zehn Bussen ein, die zwischen Elmshorn und Pinneberg pendelten. Von den Beeinträchtigungen waren nach Bahnangaben mehrere 1000 Fahrgäste betroffen. Laut der Bahnsprecherin handelte es sich um "höhere Gewalt".

Bundespolizei-Sprecher Schwartz kündige an, prüfen zu wollen, ob der Baum auf dem Bahngelände oder auf einem Privatgrundstück stand. Vermutlich jedoch könne niemand für den Vorfall haftbar gemacht werden, weil weder ein vorsätzliches noch ein fahrlässiges Verschulden vorliegt.

Es war innerhalb von drei Tagen bereits das zweite heftige Sommergewitter, das sich über dem Kreisgebiet entlud. Bereits am Freitagabend lag der Schwerpunkt des Unwetters über Elmshorn. Am Sonntagabend mussten die Feuerwehren jedoch nur zu einer Handvoll Einsätzen ausrücken. Unter anderem fiel in Klein Sonnendeich (Seester) ein Baum auf die Kreisstraße 19. "Baum auf Straße" lautete auch der Einsatzbefehl für die Feuerwehr in Quickborn. Dort konnte die Gefahrenstelle ebenso wie in Seester schnell beseitigt werden.

Am Freitagabend rückten die Feuerwehren kreisweit noch 30 Mal aus. Die Hälfte aller Einsätze musste die Elmshorner Wehr abarbeiten. Die Hamburger Straße stand unter Wasser, ebenfalls die in diesem Straßenzug liegende Bahnunterführung, die im Volksmund "Badewanne" genannt wird. Die Wehr pumpte mehrere Keller aus. Weitere wetterbedingte Einsätze gab es in Klein Nordende, Heidgraben, Uetersen, Schenefeld und Barmstedt.

Am folgenreichsten war der Blitzeinschlag in Quickborn. Der Blitz hatte an der Dorfstraße im Stadtteil Quickborn-Renzel einen Stromverteilerkasten getroffen. Gleich danach stieg Rauch auf. Die Quickborner Feuerwehrkräfte sicherten die Einsatzstelle. Sie brauchten aber nicht tätig zu werden, nachdem Mitarbeiter der Stadtwerke das Trafohäuschen geöffnet hatten. Nach zwei Stunden beruhigte sich die Lage wieder.

Nach Angaben der Meteorologen muss auch in den kommenden Tagen aufgrund der schwül-warmen Witterung mit teils unwetterartigen Gewitterstürmen gerechnet werden. Der Schwerpunkt liegt jedoch im Süden und Osten Deutschlands.