Unternehmensverband Unterelbe-Westküste befragt 180 Betriebe. Ergebnis: Dienstleistungsbranche boomt, doch Handel und Logistik haben es schwerer.

Kreis Pinneberg. Die Euro-Schuldenkrise scheint der Wirtschaft in der Unterelberegion bisher nichts anhaben zu können. Wie die aktuelle Umfrage des Unternehmensverbandes Unterelbe-Westküste bei 180 seiner 400 Mitgliedsbetriebe mit 18 000 Beschäftigten von Sylt bis Wedel zeigt, sind Stimmung, Auftragslage, Kapazitätsauslastung und Personalbestand weiterhin auf einem sehr hohen Niveau.

Im Vergleich zur Herbstumfrage des Verbandes haben sich die Kennzahlen für die 70 Betriebe aus dem Kreis Pinneberg, die sich mit ihren 8500 Mitarbeitern an der Befragung beteiligten, sogar wieder verbessert: Demnach sind diese Firmen zurzeit zu beinahe 92 Prozent ausgelastet. Das ist drei Prozentpunkte besser als noch vor einem halben Jahr und entspricht demselben Wert von vor einem Jahr, resümiert der Verbands-Geschäftsführer Heinrich Ritscher. "Zusammengefasst lässt sich also sagen: Die Wirtschaftswelt ist in Ordnung."

Die einzelnen Branchen zeigen dabei allerdings ein nicht ganz einheitliches Bild. So ist das Dienstleistungsgewerbe mit rund 95 Prozent fast an seine Kapazitätsgrenzen gestoßen, während Baunebengewerbe (80 Prozent), Handel (83,3 Prozent) sowie Transport und Logistik (84,4 Prozent) noch Luft nach oben haben. Heinrich Ritscher ist gelassen: "Die Kurve wird flacher. Das ist aber eine beruhigende Entwicklung, weil wir sonst in eine Überhitzung des Marktes laufen würden."

+++ Verband zählt 400 Mitgliedsbetriebe von Wedel bis Sylt +++

Wie gut die Wirtschaft zurzeit noch brummt, lässt sich an einer Vielzahl von Kennzahlen belegen, die die Verbandsumfrage ergeben hat. So sind drei Viertel der befragten Unternehmer mit ihrer Auftragslage zufrieden.

Und sogar 90 Prozent erwarten in dieser Hinsicht eine günstige Entwicklung für das zweite Halbjahr 2012. Nur jeder vierte Betriebschef hat seine Investitionen eingeschränkt oder plant dies für die Zukunft.

Verbandschef Ritscher geht davon aus, dass sich die Konjunktur weiter positiv entwickeln wird. "Alle Voraussetzungen dafür sind günstig. Die Unternehmen sind mit genügend Kapital ausgestattet. Es gibt keine Kreditklemme seitens der Banken und Sparkassen. Die Preise sind moderat und die Kaufkraft wird durch die höheren Löhne und den ungebremsten Konsumwillen der Bürger weiter steigen. Die Situation der Wirtschaft ist stabil." Dies gelte auch für den Arbeitsmarkt. Nur jeder siebte befragte Betriebschef in der Region hat Personal abgebaut oder plant dies für das nächste halbe Jahr. Das bedeutet, dass sich 85 Prozent der Beschäftigten im Kreis Pinneberg ihrer Arbeitsplätze sicher sein können.

Bei den Ausbildungsplätzen seien sogar erste Folgen des demografischen Wandels spürbar, berichtet Ritscher. Landesweit hielten sich die Zahl der Bewerber und der zur Verfügung stehenden Lehrstellen in etwa die Waage. Auch wenn die Bevölkerungszahl im Hamburger Umland in den nächsten 15 Jahren noch ziemlich stabil bleiben dürfte, werde auch hier die Zahl der Älteren im Vergleich zu den Jüngeren deutlich wachsen.

Ritscher: "Es gibt nicht wenige Betriebe, die ihre Ausbildungsplätze noch nicht besetzt haben. Dieses Problem wird sie zukünftig noch deutlich stärker beschäftigen. Die Firmen werden es sich dann nicht mehr leisten können, Bewerber abzulehnen, die sie im Moment noch für schwierig halten."

Otto Fubel vom Vorstand des Unternehmensverbandes, der der Geschäftsführung der Köllnflockenwerke in Elmshorn angehört, bringt diesen Sinneswandel angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels auf den Punkt: "Unternehmen, die in den Vorjahren nichts für ihre Personalplanung getan haben, werden erhebliche Probleme kriegen." Sein Unternehmen habe seit Jahren gut vorgesorgt und kontinuierlich ausgebildet. "Wir haben 30 Ausbildungsplätze und mit mehr als 100 Bewerbungen bislang keinerlei Mangel an Auswahl."

Die Stimmung unter den Managern ist nach wie vor gut, wenn auch etwas verhaltener als noch vor einem Jahr. Befragt danach, wie sie die wirtschaftliche Entwicklung in der zweiten Jahreshälfte einschätzen, äußert sich nur jeder fünfte von ihnen skeptisch. Im Juni 2011 schauten sogar nur sieben Prozent der befragten Unternehmer vorsichtig in die Zukunft. Diese Zuversicht von 93 Prozent ist also binnen Jahresfrist auf 81 Prozent gesunken. Dafür macht der Unternehmensverband im Wesentlichen die Euro-Schuldenkrise verantwortlich.