Mann wird von Trümmern begraben, als Teile eines älteren Hauses an der Bahnhofstraße einstürzen. THW und Feuerwehr bergen Leiche.

Hasloh. Er hatte keine Chance, dem tödlichen Gewicht auszuweichen: Eingeklemmt in eine enge, bis zu fünf Meter tiefe Baugrube ist am Freitagmorgen gegen 8.20 Uhr in Hasloh ein Arbeiter von herabstürzenden Gebäudeteilen begraben worden. Vermutlich war der Mann sofort tot. Stundenlang konnte die Leiche nicht geborgen werden, weil das ältere Backsteingebäude komplett einzustürzen drohte.

Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich bei dem Opfer um einen 38 Jahre alten Mann aus Polen, der mit Frau und Kindern in Pinneberg gelebt hatte. Der Bauherr, ein 46 Jahre alter Mann, der am Freitagmorgen selbst auf der Baustelle an der Bahnhofstraße war, alarmierte die Rettungskräfte. Feuerwehrleute der Freiwilligen Wehr aus Hasloh, die gegen 8.30 Uhr zuerst an der Unglücksstelle eintrafen, erkannten sofort, dass für den Verschütteten jede Hilfe zu spät kam.

"Es lagen Tonnen auf ihm, das kann niemand überleben", sagte ein Feuerwehrmann, der Augenzeuge war. In der Polizeimeldung war von "sicheren Todeszeichen" die Rede. Als die Einsatzleitung der Wehr und der Rettungsdienst gerade erkundeten, wie der Mann geborgen werden kann, stürzten weitere große Mauerbrocken aus dem Eingangsbereich des annähernd 90 Jahre alten Hauses herab. Daraufhin zogen sich die Rettungskräfte zurück, um nicht weitere Menschenleben zu gefährden. "Wir können so nicht an das Gebäude heran", sagte Manfred Maier, Sprecher der örtlichen Wehr. Der Gefahrenbereich wurde abgesperrt. Der Bauherr, für den der Pole gearbeitet haben soll, wurde von einer Pastorin und Unfallseelsorgerin betreut. Unklar blieb zunächst, ob der 46-Jährige genau beobachtet hatte, was passiert war.

An dem Gebäude, das nach Polizeiangaben dem 46-Jährigen gehört, war seit längerem in großem Umfang saniert worden. Der Bauherr und Besitzer, der eine eigene Baufirma betreibt, soll bereits unter dieser Hasloher Adresse gemeldet sein. Zu erkennen war vor Ort, dass an dem Fundament des leer stehenden Hauses neue Mauern gezogen worden waren. Am Keller war ebenfalls gearbeitet worden.

Am Unglücksort hieß es, die Abstützungen bei den Schacht- und Mauerarbeiten seien vermutlich unfachmännisch angebracht gewesen. Ein amtlich bestellter Baustatiker und ein Mitarbeiter der Berufsgenossenschaft Bau waren am Freitagvormittag in Hasloh und machten sich ein Bild von der Situation auf der Baustelle.

Es war in der Umgebung der Unglückstelle auch die Rede davon, es hätten eventuell noch mehr Männer auf der Baustelle gearbeitet, die nach dem Unglück weggelaufen seien. Der Verdacht: Schwarzarbeit. Die Kriminalpolizei Pinneberg ermittelt unter anderem wegen Baugefährdung gegen den Bauherrn. "Er ist unser erster Ansprechpartner", sagte ein Ermittler.

Zu dem Gebäudekomplex in der Hasloher Ortsmitte gehört auch das direkt angrenzende Flachdachgebäude mit der Filiale der Sparkasse Südholstein. Aus Vorsicht entschlossen sich die Verantwortlichen der Sparkasse am Freitag, die kleine Filiale bis auf weiteres zu schließen. "Wir möchten sichergehen, dass keiner unserer Kunden zu Schaden kommt", sagte der für Hasloh zuständige Vertriebsleiter Oliver Eggerstedt, der sich selbst nach Hasloh aufgemacht hatte.

Die Sparkasse ist Mieterin der Räume. Filialleiterin Anja Korzendorfer und ihre Kollegin hatten vom Unglück wenige Meter von ihrem Arbeitsplatz entfernt zunächst nichts mitbekommen. "Hier wird seit längerem immer gehämmert und gerumpelt", sagte Anja Korzendorfer. Erst als die Sirene der Feuerwehr ging, liefen die Mitarbeiterinnen des Kreditinstitutes nach draußen. "Wir kennen die Leute, die dort arbeiten vom Sehen her", so die Filialleiterin. Auf dem Sparkassenparkplatz stand auch der weiße Ford Kombi des Opfers mit polnischem Kennzeichen, den Kripobeamte untersuchten.

Die Leiche des Mannes konnte erst gegen 16.05 Uhr geborgen und abtransportiert werden. Mehr als 75 Kräfte des Technischen Hilfswerks aus Barmstedt und Pinneberg waren zusammen mit den Kameraden der Feuerwehr stundenlang im Einsatz, um ein Abstützsystem aus großen Holzbalken aufzubauen. Nach dem Aufbau der Stützkonstruktionen haben Bagger Teile der Baugrube mit Sand verschüttet, um für weitere Stabilität zu sorgen.

Das Haus ist trotzdem weiterhin stark einsturzgefährdet. Das Gebäude wurde weiträumig abgesperrt.