Heiner Hofmann setzt sich für den Schutz der Vogelwelt am Krupunder See ein, er dokumentiert auch Verstöße. Das gefällt längst nicht jedem.

Halstenbek. Kinder in Gummistiefeln und Regencapes stehen am Ufer und halten kleine Kescher ins Wasser. Enten schwimmen dichter, warten auf Brot. Zwei junge Frauen joggen vorbei, ein durchtrainierter Mann boxt gegen einen imaginären Gegner. Ein älterer Herr radelt vorbei. Trotz Regen ist am Krupunder See in Halstenbek viel los.

Heiner Hofmann beobachtet das rege Treiben. Der Hobbyfotograf ist dreimal die Woche hier. Bei seinen Rundgängen fotografiert er nicht nur Haubentaucher beim Balzen oder Graugänse im Landeanflug. Der 63-Jährige dokumentiert auch die vielen Verstöße rund um das Vogelschutzgebiet: Menschen, die schwimmen, streunende Hunde, Spaziergänger, die die Wege verlassen oder Radfahrer.

Der Naturliebhaber ist verärgert, dass sich viele Menschen einfach über die Regeln hinwegsetzen, die aufgestellt wurden, um die Vogelwelt zu schützen. "Nun rudert auch noch die Politik zurück und lockert das Modellbootverbot", sagt der Halstenbeker. Hofmann findet das inkonsequent. Erst investiere die Gemeinde in einen Zaun, um eine Vogelschutzzone zu errichten, dann würden die Politiker wieder Modellsegelboote zulassen und das in einer Eile, die ihn erstaunt. "Über die Anzahl der Boote hat sich niemand Gedanken gemacht", sagt Heiner Hofmann. Man müsse sich schon entscheiden: Naturschutzgebiet oder Touristenmagnet. Dabei lässt die Satzung in allen anderen Punkten keinen Zweifel an der Marschrichtung. Die Liste der Verbote für den sieben Hektar großen See und das angrenzende Waldstück ist mit Rücksicht auf den Umwelt- und Naturschutz lang: Baden ist nicht erlaubt, ebenso wenig wie sich auf dem Wasser sportlich zu betätigen, Radfahren ist untersagt, Feuer machen und zelten ebenso wie Drachen steigen zu lassen. Wege dürfen nicht verlassen, Enten nicht gefüttert werden und Hunde gehören an die Leine.

Doch offensichtlich hält sich niemand daran, das beweisen Hofmanns Fotos, die er für die Gemeinde macht. Selbst die Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes, die seit Oktober am See Patrouille laufen, kommen nicht dagegen an. "Bisher haben wir Bußgeld an 77 Fahrradfahrer und 79 Hundebesitzer verhängt", sagt Holger Lohse, Fachleiter im Ordnungsamt. Radler müssen mit einer Geldstrafe von 20 Euro rechnen, Hundehalter, die ihren Tieren freien Lauf lassen, mit 35 Euro.

Viele Besucher ignorieren die weiß-grünen Schilder, die darauf verweisen, was auf dem Gelände zu unterlassen ist. "Wir werden in den kommenden Tagen zwei weitere Piktogramme an den Eingängen aufstellen", sagt Holger Lohse. Er verweist darauf, dass das Baden im unbewachten Gewässer auch lebensgefährlich ist. Immer wieder seien Schwimmer auch auf die Tiefenwasserbelüftungsanlage in der Mitte des Sees geklettert. Ein gefährliches Unterfangen, weil man von der Pumpe unter Wasser gezogen werden kann.

Nun könnte man meinen, dass ein kleines Segelboot für ein Blesshuhn keine Bedrohung darstellt. Die Untere Naturschutzbehörde sieht dies anders. In einer Mail vom 1. Dezember 2011 an den Ausschuss für Landschaft und Umwelt weist sie darauf hin: "Jegliches Befahren des Sees mit Modellschiffen - seien sie motorisiert oder mit Segeln - stellt eine Beunruhigung der dort lebenden Wasservögel dar. Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass ein Modellsegler im Gegensatz zum Motorboot eine erheblich größere Silhouette darstellt, die auf Wasservögel bedrohlich wirken muss."

Heiner Hofmanns Blick wandert über das Wasser. Er sucht die Haubentaucher, die sich hier niedergelassen haben: ein Pärchen mit Nachwuchs. Bei jedem seiner Rundgänge bangt er, ob die kleine Familie noch vollzählig ist. Dann taucht die Mutter mit zwei Jungtieren auf. Hofmann ist erleichtert. Schließlich erinnert er sich noch gut daran, für welchen Aufruhr vor einem Jahr vier tote Haubentaucher gesorgt haben.

Heute begibt er sich nicht mit der Kamera auf Pirsch. Der Regen ist zu stark. Vielleicht kann er morgen das grünfüßige Teichhuhn oder die Blessralle im Foto festhalten. "Ich möchte den Menschen zeigen, welche schützenswerte Natur sie vor der Tür haben", sagt er. Mandarinenenten, ursprünglich in Ostasien beheimatet, hat er hier schon gesichtet, ebenso wie Reiherenten, Kormorane und Graugänse. Seine Fotos sollen im November im Halstenbeker Rathaus ausgestellt werden.