Der EM-Spielführer von Matthias Popien

Hape Kerkeling ist den Jakobsweg gegangen - und hat dann ein Buch darüber geschrieben. Fußballer könnten viele Bücher schreiben, denn sie gehen weite Wege. Jedenfalls behaupten das die Fernsehkommentatoren immer mal wieder gern. "Klose geht weite Wege", sagen sie über den deutschen Stürmer. Es ist ein Lob.

Denn natürlich spaziert Miro Klose nicht über den Platz. Er läuft. Nach vorn, um den Ball ins Tor zu schießen, nach hinten, um dem angreifenden Gegner den Ball abzunehmen. Nach rechts, um einen missratenen Pass der Kollegen doch noch zu erlaufen. Nach links, um sich einem Gegner in den Weg zu stellen.

Aber Klose kann noch mehr. "Er geht dahin, wo es weh tut", sagen die Kommentatoren. Auch das ist ein Lob. Und es ist eine Aufopferung, Hape Kerkelings Jakobsweg-Blasen sind nichts dagegen. Denn vor dem Tor ist die Zahl der Gegner besonders hoch. Alle versuchen, den Stürmer am Torschuss zu hindern. Sie gehen weite Wege, um ihm nah zu sein. Doch es geht nicht um Liebe. Ein versteckter Schlag, ein Stoß, ein Tritt: Klose stolpert, fällt. Wir sehen sein schmerzverzerrtes Gesicht in Großaufnahme. Hape Kerkeling hätte jetzt wohl aufgegeben - um dann ein dramatisches Schlusskapitel über seinen gefährlichen Ausflug in die Welt des Wanderns zu schreiben.

Praxistipp: Sie haben im Supermarkt gefragt, wo die Blasenpflaster sind. Der Verkäufer schickt Sie zum anderen Ende des Ladens. Sagen Sie: "Hier muss man ja weite Wege gehen."

Während der EM erklären wir Ihnen die durchaus eigenwilligen Regeln der Fußballsprache und sagen, wie Sie das Erlernte anwenden können