Ingenieurbüro aus Rendsburg bietet 500 000 Euro mehr. GeWoGe-Vorstand kritisiert das Verfahren

Kreis Pinneberg. Der Ladenhüter entwickelt sich zum Verkaufsschlager. Mit Manke-Bau aus Henstedt-Ulzburg und der Wohnungsbaugenossenschaft GeWoGe aus Pinneberg hatten sich nur zwei Interessenten auf die Ausschreibung des Kreishaus-Areals am Drosteipark bis zum 1. Juni beworben. Dann überbot im November der Pinneberger Bauunternehmer Joachim Neuhaus das GeWoGe-Angebot für die kleineren Flächen an der Linden- und der Moltkestraße, was wiederum die GeWoGe nochmals übertrumpfte. Seit Freitag muss Manke fürchten, dass ihm die große Fläche noch abgejagt wird. Kreissprecher Marc Trampe bestätigte auf Nachfrage. "Ja, es gibt ein weiteres Angebot für alle drei Grundstücke. Wir werden es jetzt für die Kreistagssitzung am Mittwoch aufbereiten."

Nach Abendblatt-Informationen soll es sich um ein Ingenieurbüro aus Rendsburg handeln, das bereits in Pinneberg tätig war. Es will hier alten- und behindertengerechte Wohnungen bauen. Und es bietet eine halbe Million Euro mehr als die vorliegenden Anbieter zusammen. Damit könnte der Kreis etwa 3,5 Millionen Euro für das 13 000 Quadratmeter große Gelände erzielen. Sein Angebot hat das Büro an den Landrat und Heike Beukelmann (CDU) als Vorsitzende des Hauptausschusses adressiert, wie diese gestern bestätigte.

Ansonsten liegt dem Kreis kein nachgebessertes Angebot vor. Neuhaus sagt aber: "Ich denke darüber nach." Die GeWoGe wird dies wohl nicht tun. Mit dem zuletzt vorgelegten Angebot über 860 000 Euro für die kleineren Flächen sei die Kalkulation ausgereizt, sagt Vorstand Kai Lorenz. Die GeWoGe werde es nur aufrechterhalten, wenn der Kreis zu einem ordentlich strukturierten Verfahren zurückkehrt. "Wir haben erhebliche Bedenken gegen das jetzige Verfahren." Dass nach der Ausschreibungsfrist weitere Bieter berücksichtigt würden, die sich zuvor über die Mitbewerber-Angebote in der Zeitung informieren konnten, sei bedenklich. "Wir behalten uns auf jeden Fall vor, Rechtsmittel dagegen einzulegen." Zudem tritt der GeWoGe-Vorstand entschieden dem im politischen Raum kursierenden Gerücht entgegen, die Genossenschaft könnte Probleme haben, ihren finanziellen Verpflichtungen nachzukommen. "Das Gegenteil ist der Fall", betont Vorstand Wolfgang Hermann.

Die zum 1. Januar 2013 fällig werdende zweite Rate von sieben Millionen Euro an den Kreis Pinneberg und die übrigen ehemaligen Gesellschafter sei durch eine Bankbürgschaft abgesichert. Die GeWoGe hätte sogar angeboten, sie wegen der niedrigen Zinsen schon 2010 zu bezahlen. Man konnte sich aber mit der Kreisverwaltung nicht über die Modalitäten einigen.

Hermann: "Die GeWoGe ist absolut solvent." Seit Gründung im Jahr 2006 sei das Eigenkapital von 8000 Euro auf 7,6 Millionen Euro angewachsen. "Wir haben jedes Jahr einen Überschuss zwischen 650 000 und 1,7 Millionen Euro erwirtschaftet. Auch in diesem Jahr wird der Gewinn 815 000 Euro betragen." Bis 2012 sei die Hälfte der 2176 Wohnungen für 58 Millionen Euro renoviert worden.