Die Polizei sucht Unbekannte, die den Weihnachts-Lkw in Pinneberg beschädigt haben. Hunderte warten stundenlang auf Ersatz.

Pinneberg. Normalerweise freuen sich die Menschen, wenn sie den beleuchteten Weihnachtstruck von Coca-Cola sehen. Nicht so in Pinneberg. Unbekannte haben am Sonntag auf dem Drosteivorplatz den berühmten roten Freightliner-Truck beschädigt, der gegen 0.15 Uhr dort abgestellt wurde. "Sie rissen die Lichterketten von dem Truck ab und beschädigten sämtliche Stromstecker, so dass sie nicht mehr zu benutzen waren", sagt Sandra Rüder von der Polizeidirektion Bad Segeberg.

"Von dem angehängten Auflieger entwendeten die Täter zwei Lautsprecherboxen in einem Wert von mehreren tausend Euro." Außerdem rissen sie das vordere Kennzeichen des Trucks ab und koppelten den Auflieger von dem Sattelzug ab. Wäre der Truck weitergefahren, hätte sich der Auflieger irgendwann selbstständig gelöst.

Hartmut Marenke ist fassungslos. In seinen zwölf Jahren als Truckfahrer für die Getränkefirma ist ihm so etwas noch nicht passiert. "Nicht mal, wenn wir den Truck im verlassenen Industriegebiet abstellen." Der Drosteivorplatz war hingegen hell erleuchtet. Als er und das Team morgens gegen zehn Uhr dort ankamen, trauten sie ihren Augen nicht. Die Lichterketten und die Boxenabdeckungen lagen im Dreck auf der Erde. "Die Motorhaube war hoch geklappt. Da hätte noch mehr zerstört werden können."

Hartmut Marenke wird Pinneberg auch noch in anderer Hinsicht in bleibender Erinnerung behalten: "Wir waren zunächst in einem total heruntergekommenen Hotel untergebracht, wo die Wände schimmelten", sagt er. Das Promotion-Team zog nachts noch in eine andere Herberge. Wie sich herausstellte, sollte das nicht die einzige böse Überraschung bleiben.

Ihm blieb nichts anderes übrig, als auf seinen Kollegen zu warten, der aus Bielefeld einen neuen Auflieger brachte. Der kam nach vierstündiger Fahrt gegen 16.30 Uhr, zwei Stunden später als geplant. Hunderte Menschen, die an ihrem freien Tag extra für dieses Ereignis zur Pinneberger Drostei gekommen waren, waren empört angesichts dieser Zerstörungswut. Viele pilgerten zu dem in einer Seitenstraße abgestellten, unbeleuchteten Lkw, um wenigsten einen kurzen Blick auf ihn zu werfen, bevor sie wieder nach Hause gingen.

Doch nicht jeder ließ sich die Laune verderben. "Wir warten auf den neuen Truck", sagte Tim Mohr, 11. Er und seine Brüder Justin, 6, und Kevin, 9, und Kumpel Tom, 9, waren schon ganz aufgeregt. Sie hofften auf eine kleine Spritztour. Die Jungs haben das kleinere Modell zu Hause. "Oma hat es uns geschenkt", sagt Tim. Er findet es "total gemein, dass jemand den großen Truck einfach kaputt macht." Kevin hat eine Idee, wie man den Verbrechern das nächste Mal auf die Schliche kommen könnte: "Da müsste eine kleine Kamera installiert werden."

Enttäuscht ist auch Timo Offen aus Pinneberg, der gestern mit seinem Sohn Liam und Freundin Ann-Kathrin Peplow, 22, vor dem unbeleuchteten Fahrzeug stand und sich wunderte: "In der Werbung sieht er immer so gigantisch aus." Als der 29-Jährige hörte, dass der Truck wegen der Randalierer noch gar nicht in Betrieb genommen wurde, war er empört: "Der Kleine kriegt das mit seinen zweieinhalb Jahren noch nicht so mit, aber ältere Kinder dürften ziemlich enttäuscht sein. Die Leute, die so was machen, haben doch echt Langeweile." Auch Hans-Friedrich Eicke, 85, und seine Frau Marie-Luise, 86, teilen seine Meinung: "Diese Zerstörungswut ist ein Jammer. Die Menschen kommen doch nur wegen dem schön geschmückten Truck hierher."

Ursula Manthe schimpft ebenfalls: "Die Leute haben kein Ehrgefühl." Die 70-Jährige und ihr Mann Joachim, 76, sind aus Rellingen gekommen, um den Coca-Cola-Truck, den sie aus der Werbung kennen, live zu sehen. "Pinneberg ist eine fürchterliche Stadt, bis über beide Ohren verschuldet und nichts los", sagt die Rentnerin. "Und dann wird den Kindern auch noch das bisschen Spaß kaputt gemacht."

Coca-Cola-Pressesprecher Tim Trapmann gab sich gestern Mittag optimistisch, die Besucher trotz Verzögerung noch in weihnachtliche Stimmung versetzen zu können: "Wir werden das Bühnenprogramm mit lokalen Bands wie geplant aufführen." Kinder konnten später mit Santa Claus, der amerikanischen Version des Weihnachtsmannes, ein Erinnerungsfoto machen.

Vor 15 Jahren gingen die ersten Cola-Trucks in Deutschland in der Vorweihnachtszeit auf Tour. In diesem Jahr sind sie vom 26. November bis 16. Dezember in 60 Städten unterwegs. In Pinneberg war der Truck zum ersten Mal. Und offensichtlich schmeckt nicht jedem die Werbetour des Konzerngiganten. Gelegentlich werden die Trucks von Protesten begleitet. "Hier waren keine Demonstrationen angemeldet", sagt Tim Trapmann. Bleibt die Frage, wer den Pinnebergern die Weihnachtsfreude verderben wollte.

Die Polizei sucht nun Zeugen, die am Sonntag in der Zeit von 0.15 Uhr bis 10.20 Uhr am Drosteivorplatz etwas beobachtet haben, das mit dieser Tat in Verbindung gebracht werden könnte. Hinweise gehen an die Polizei in Pinneberg, Telefon 04101/20 20.