Adlerhorst-Komplex erweist sich als Magnet. Die Büchereiausleihe boomt im Neubau. Die Wohnungen in den wuchtigen Blöcken sind vermietet.

Rellingen. Jahrelang war Rellingens historischer Ortskern alles andere als ein Aushängeschild. Verfallende Gebäude, wie das Fischhaus und Schmidts Weinstuben, prägten das Bild. Anwohner bezeichneten das Areal Am Markt zwischen der der Barockkirche und dem Kleinen Gesellschaftshaus als Schandfleck. Die Neubauplanung kam nicht voran und musste immer wieder überarbeitet werden. Doch mit der Errichtung des Adlershorst-Komplexes kam der Wandel: Die Wohnungen in den wuchtigen Blöcken sind vermietet, und die Gewerbekundschaft hat sich seit dem Sommer auch etabliert.

Zum größten Anziehungspunkt im Erdgeschoss hat sich mittlerweile ausgerechnet eine alteingesessene Institution entwickelt: Die Gemeindebücherei, bisher neben dem Rathaus untergebracht, zog in den Neubau an der Einmündung Hohle Straße um und zog damit zugleich das große Los. "Wir haben seitdem bis zu 1300 Ausleihungen pro Woche, das sind 300 bis 400 mehr als am alten Standort", sagt Büchereileiterin Klaudia Rewald-Flak begeistert.

Mit einem solchen Boom hatte zunächst kaum jemand in der Gemeindeverwaltung gerechnet. Seit August gab es 150 neue Leser. "Das sind mehr Neukunden als sonst im ganzen Jahr", hat die Bibliothekarin addiert. Längst ist die Bücherei mit 245 Quadratmeter Grundfläche zum Treffpunkt für Leser aller Altersklassen geworden. Vor allem die Kinderecke kommt gut an, doch CDs und Zeitschriften werden auch gut nachgefragt.

+++ Kurze Wege +++

+++ Bereicherung +++

+++ Guter Standort +++

Von einer solchen Entwicklung ist Fritz Peters noch weit entfernt. Der Inhaber der "Obst- und Gemüsekiste" hat mit seinem Demeter- und Biokost-Laden ein wahres Paradies für die Freude der Ernährung mit Lebensmitteln aus kontrolliertem ökologischem Anbau geschaffen. Neben den klassischen Früchten und Feldprodukten gehören auch Brot, Käse, glutenfreie Lebensmittel sowie ökologisch korrekte Konservenahrung und sogar Tütensuppen zum Angebot. Doch oft ist es im liebevoll gestalteten Laden leer. "Was fehlt, ist die Laufkundschaft sagt", Fritz Peters und zählt dazu auch die Autofahrer, die mit dem Pkw durch den verkehrsberuhigten Geschäftsbereich rollen, aber nicht parken können und sollen.

Die abgepflockten Gehwegbegrenzungen lassen dafür keinen Raum. Immerhin sollen jetzt ein paar Kurzparkplätze geschaffen werden. Denn die Tiefgarage mit der Zufahrt von der Hohlen Straße ist für viele Autofahrer auch keine Alternative. Ohnehin ärgern sich viele Autofahrer über die komplizierte Zufahrt und das Gittertor, das sich erst bei Annäherung öffnet. "Wer fährt denn da rein, um etwas Obst zu kaufen?" sagt Peters. Durchhalten lässt ihn die Stammkundschaft. Doch Peters gibt unumwunden zu, dass es auch vom nahem Frischecenter und dem Wochenmarkt auf dem Arkadenhof zu viele Konkurrenz gibt. "Am liebsten wäre ich zur Hauptstraße gezogen, doch dort war nichts frei", sagt der Biokost-Spezialist. Was Peters nicht verkauft, spendiert er der Pinneberger Tafel.

Der Durchgangsverkehr, über den viele Anwohner klagen, ist Cathrin Winnegge sehr willkommen. Die Krankengymnastin hat für ihre Praxis schon manche Patienten gewonnen, die im Vorbeifahren auf ihr Institut aufmerksam wurden. Auch sonst läuft es bestens in der Praxis, die sich unter anderem auf manuelle Therapie bei Gelenkblockaden spezialisiert hat. "Ich bin ganz einfach sehr glücklich hier", sagte Cathrin Winnegge.

Das gilt auch für die Nachbarin: Anja Freese ist Heilpraktikerin und hat sich mit ihrer selbstständig geführten Praxis gut etabliert. Demnächst möchte sie ihr Institut sogar erweitern und eine Heilpraktikerschule im Adlershorst-Neubau gründen. Mit Erweiterungsplänen trägt sich auch Annette Koring, die am Markt unter dem Namen "Formsache" ein autorisiertes Power Plate Center betreibt. Inzwischen hat sie schon 106 Abonnenten für die flinken Fitnessübungen mit der Vibrationsunterstützung. Gleich nebenan ist Platz für weitere Trainingsflächen.

Damit ist der Vorrat an Gewerberäumen nach Worten von Benjamin Schatte schon fast aufgebraucht. "Demnächst soll eine Zahnarztpraxis im Neubau eröffnet werden", kündigt