Adventskalender: Eine Abendblatt-Reporterin schaut beim Theater Schenefeld hinter die Kulissen von Hänsel und Gretel.

Schenefeld. Der Lärm ist mächtig. Ein paar Männer bohren, schrauben und hämmern, was das Zeug hält. Der Wald, in dem sich in wenigen Stunden Hänsel und Gretel verlaufen werden, muss fertig werden. Es riecht nach Holz und Farbe. Christine Jakob setzt letzte Pinselstriche an den Ofen, in dem die Hexe enden soll. Und Heinz Stickel richtet die Scheinwerfer aus und ruft dem Techniker etwas zu. Hinter den Kulissen des Theaters Schenefeld im Forum des Schulzentrums herrscht Hochbetrieb. Dem Besucher soll das Treiben möglichst verborgen bleiben. Das Weihnachtsmärchen muss vorbereitet werden.

Karin Niß beobachtet das Geschehen von einem der 420 blauen Zuschauersitze aus. Sie hat das Theater 1975 gegründet. "Alles begann mit dem Volkshochschulkurs Laienspiel", erinnert sie sich. Die Leiterin hörte auf und Karin Niß sollte übernehmen. Warum also nicht gleich einen Verein gründen, dachte sich Niß. Gesagt, getan.

"Prinzessin Huschewind" wird ihr erstes Bühnenstück. "Das Märchen habe ich meinen Kindern immer wieder vorgelesen." Sie schreibt das Drehbuch dazu. Aber wie soll sie ein Bühnenbild bauen? "Ich hatte ein Abonnement beim Ohnsorg-Theater in Hamburg", sagt Niß. "Ich habe den Bühnenbauern dort über die Schulter geschaut und gelernt." Bis heute haben sie ein freundschaftliches Verhältnis. Theaterleute halten zusammen.

Mittlerweile hat sich die Gruppe zu einem anspruchsvollen Amateurtheater mit rund 50 Mitgliedern entwickelt. "Eltern und Kinder, Rentner, Schüler und Studenten, vom Versicherungskaufmann bis zur Lehrerin, von der Tagesmutter bis zur Pyrotechnikerin ist alles vertreten", sagt Niß.

Die Vereinsmitglieder belegen Kurse beim Bund deutscher Amateurtheater

Die Aufgaben sind vielfältig: Neben dem Schauspiel fallen auch die Regiearbeit, Bühnenbild und Requisitengestaltung, Technik, Maske und Kostüm, Werbung oder Vorverkauf für die aktuelle Produktion an.

Zwei Mal im Jahr bringen sie ein neues Stück auf die Bühne: ein Weihnachtsmärchen und eins für Erwachsene - Krimis, Komödien, Boulevardstücke. "Keine platten Schenkelklopfer", sagt Karin Niß. "Acht Frauen", "Kunst", "Ein seltsames Jahr" oder "Othello darf nicht platzen" liefen in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich. Der Anspruch ist hoch. Die Vereinsmitglieder belegen regelmäßig Kurse beim Bund Deutscher Amateurtheater.

Das Publikum honoriert das regelmäßig mit tosendem Applaus, übrigens auch auf Helgoland. Der Verein gastiert jedes Jahr einmal auf der Hochseeinsel. Dann werden die Requisiten in einem großen Container verschifft. Für viele Mitglieder ist das Gastspiel auf dem Felsen das Highlight der Spielsaison.

So auch für Birte Giesel, die seit 26 Jahren dabei ist und über das Schultheater dazu kam. Ihre erste Rolle: Schneeweißchen. Die beiden Söhne Bennet und Lukas sausten als Glühwürmchen im "Zauberer von Oz" über die Bühne. In der Pubertät überwog das Interesse am Fußball. Birte Giesels Tochter Annelie hingegen kann es kaum erwarten, in ihre erste Rolle zu schlüpfen. Die Sechsjährige springt neugierig zwischen den Bühnenbauern hin und her, testet schon mal den Käfig, der eigentlich für Hänsel reserviert ist und probiert die Perücke der Hexe an. "Sie ist schon vom Theatervirus infiziert", sagt Birte Giesel auf dem Weg in den Requisitenraum.

In der ehemaligen Umkleidekabine der Schüler lagern Hunderte Kostüme und Masken. Ein Paradies, nicht nur für Faschingsfans. Der Wollkopf eines Schäfchens, ein Bärenfell, Federboas, Prinzessinnengewänder, Schnäbel in allen Größen und Formen, Hüte mit breiter Krempe oder langer Schleppe. Wer hier Zutritt hat, kann alles sein: König, Bettler, Fee, Ungeheuer, Zauberer.

Porzellanfiguren, Geschirr, Gehhilfen, Spinnräder lagern im Nebenraum

Die passenden Accessoires lagern im Nebenraum. Porzellanfiguren, Geschirr, Gehhilfen, Spinnräder und das Prunkstück der Sammlung: Ein Reisigbesen, der selbst aus großer Höhe geworfen, niemals umkippt. Bis unter die Decke sind Kisten mit Stoffen gestapelt, nach Farben sortiert und säuberlich beschriftet, damit die Kreativen nicht im Chaos versinken. Birte Giesel schnappt sich den Koffer mit der Schminke. Gleich kommen Hänsel und Gretel zur Probe. Sie wird ihnen ein wenig Dramatik ins Gesicht zaubern.

Auch morgen öffnen wir eine Tür für Sie: Wir besuchen den Holsteiner Verband in Elmshorn. Das beste Pferd im Stall heißt Corrado 1.