Von heute an können die Bürger im Kreis Pinneberg mit der einheitlichen Behördennummer 115 ihre Verwaltungsangelegenheiten erledigen.

Kreis Pinneberg. Die bundesweit einheitlichen Notruf-Nummern 110 für Polizei und 112 für die Feuerwehr bekommen Zuwachs. Von heute an können die Bürger im Kreis Pinneberg mit der einheitlichen Behördennummer 115 ihre Verwaltungsangelegenheiten erledigen. Als erster Landkreis in Schleswig-Holstein beteiligt sich der Kreis Pinneberg an dieser bundesweiten Initiative, bei der bereits 80 Städte und Landkreise mitmachen, die 18 Millionen Bundesbürger erreichen.

Am Mittwoch unterzeichneten Landrat Oliver Stolz und die hauptamtlichen Bürgermeister und Amtsvorsteher in Elmshorn eine Vereinbarung, die zunächst für zwei Jahre gilt. "Mit dem undurchsichtigen Behörden-Dschungel ist jetzt Schluss", kündigte Landrat Stolz an. Die neue Service-Hotline 115 verspreche in zwei von drei Anrufen eine vollständige Beantwortung der Bürgeranfragen. In allen anderen Fällen werde der Bürger innerhalb von 24 Stunden einen Rückruf erhalten, verspricht Stolz.

Die Behörden-Nummer 115 ist allerdings noch gebührenpflichtig. Sie kostet sieben Cent pro Minute für Anrufe aus dem Festnetz. Vom Handy sind sie noch teurer. Ab April 2012 soll diese Nummer aber "Flatrate-tauglich" sein, kündigt Kreissprecher Marc Trampe an. Die Zentralnummer der Kreisverwaltung (04121/45020) erhalten.

Die 115 sei aber ein großer Vorteil für die Bürger, betonten Stolz und Pinnebergs Bürgermeisterin Kristin Alheit. Die 100 wichtigsten Behördenanliegen könnten so schnell und bürgerfreundlich erledigt werden. Ob An- und Abmeldung, Gewerbeanfragen, Passanträge, Fragen zu Führerschein, Kfz-Zulassung, Kita oder Elterngeld - dies alles könnte prompt fallabschließend beantwortet werden, versichert Stolz. Da auch Hamburg und Kiel mitmachten, könnte der Bürger sich von dort aus beispielsweise über Gewerbegebiete, Öffnungszeiten des Rathauses oder die Höhe der Hundesteuer in den Städten und Gemeinden des Kreises Pinneberg erkundigen. Nur zwei Kommunen im Kreis Pinneberg sind nicht dabei: Helgoland aus logistischen Gründen und die Stadt Quickborn. "Wir haben einen hervorwagenden Bürgerservice mit täglichen Öffnungszeiten von 8 bis 18 Uhr", sagt Fachbereichsleiter Ralf Gercken. "Wir brauchen das nicht."

Dabei sei dieser Zusatz-Service kostenneutral, betont Trampe. Die Städte und Gemeinden des Kreises müssten nichts dazu bezahlen und auch keine Mitarbeiter abstellen. In der Kreisverwaltung sei es durch personelle Umschichtungen gelungen, zehn Mitarbeiter für diesen telefonischen Bürgerservice abzustellen. Von 10 bis 18 Uhr sei immer jemand unter der 115 zu erreichen. Bislang kalkuliere der Kreis mit 105 000 Anfragen im Jahr, berichtet Fachdienstleiter Uwe Hanspach.

Dass diese Zahlen schon bald weit übertroffen werden könnten, zeigen die ersten Erfahrungen im neuen Kreishaus. "Wir hatten im Oktober schon 10 000 Anrufe, doppelt so viele wie vorher in Pinneberg", berichtet Hanspach. Prognosen gingen davon aus, dass durchschnittlich jeder Bürger einmal im Jahr seine Verwaltung anrufe. Das wären mehr als 300 000 Gespräche im Jahr. Wenn sich also die 115 durchsetzen sollte, werde dieser Bereich wohl noch zusätzliche Personalstellen brauchen, ahnt Hanspach.

Anderseits versprechen sich die Verwaltungen von dieser einheitlichen Behördennummer eine Entlastung. Denn wenn, wie geplant, die meisten Anfragen schon im ersten Kontakt erledigt werden können, fielen weitere Nachfragen weg und die Sachbearbeiter könnten ungestört ihre Arbeit erledigen, ist Trampe überzeugt. (abendblatt.de)