Elmshorn. Heute Nachmittag wird es für die etwa 120 Mitarbeiter der Elmshorner Fachpflegeeinrichtung Haus Flora Ernst: Für 13.30 Uhr hat der vorläufige Insolvenzverwalter Gideon Böhm eine Mitarbeiterversammlung einberufen. Im Anschluss wird der vom Amtsgericht Pinneberg bestellte Rechtsanwalt mit dem Betriebsrat um Antje Kypke und deren Rechtsbeistand Dierk E. Martin erste Verhandlungen aufnehmen.

Im Haus Flora an der Matthias-Kahlke-Promenade werden schwerst pflegebedürftige Menschen ab 18 Jahren versorgt - etwa Wachkoma-Patienten oder Unfallopfer, die aufgrund ihrer schweren Blessuren lebenslang Pflegefälle bleiben müssen. Betreut werden auch Tumor-Patienten im Endstadium, Menschen mit Huntington-Syndrom oder Morbus-Parkinson-Betroffene.

Derzeit sind 97 der 102 Betten belegt. Die Betreibergesellschaft und die Immobilie gehören dem Schweden Mattias Wilson. Der hatte kurzfristig finanzielle Probleme eingestanden und massive finanzielle Einschnitte vom Personal gefordert. Als Betriebsrat und die Gewerkschaft Ver.di diese mit Hinweis auf ein fehlendes Sanierungskonzept ablehnten, meldete der Eigentümer kurzerhand Insolvenz an. Wilson erklärte jedoch, die Einrichtung trotzdem weiter betreiben zu wollen. Die Beschäftigten hoffen demgegenüber, dass es dem Insolvenzverwalter gelingt, die Einrichtung an einen neuen Betreiber zu überführen. Inzwischen haben bereits die Regio-Kliniken, die mehrheitlich zum Sana-Konzern gehören, Interesse an einer Übernahme bekundet.

Die Mitarbeiter interessiert laut ihrer Betriebsratsvorsitzenden erst einmal, wie die Fortführung ihrer Arbeit - die Betreuung der Bewohner ist weiterhin gewährleistet - bezahlt wird. Angeblich sind die Gehälter und auch Teile des Weihnachtsgeldes gesichert - möglicherweise mit Hilfe der Agentur für Arbeit. Nähere Angaben werden heute vom Insolvenzverwalter erwartet.

Alt-Eigentümer Wilson hat Betriebsrat und Mitarbeiter mit E-Mails auf Englisch bombardiert. Auch das Hamburger Abendblatt hat er angeschrieben. Wilson stellt sich als Opfer der Insolvenz dar. Er habe am Haus Flora keinen Cent verdient, sondern drei Millionen Euro verloren. Aufgrund des Verhaltens der Mitarbeiter sei die Insolvenz keine Überraschung.