Die Gemeinde bekommt endlich einen Markt-Treff. Innenminister Klaus Schlie überreicht Bescheid. Fertigstellung bis Frühjahr 2012 geplant.

Heidgraben. Es ist vollbracht. Die Gemeinde Heidgraben bekommt ihren Markt-Treff. Gestern hat Schleswig-Holsteins Innenminister Klaus Schlie (CDU) dem Vorsteher des Amtes Moorrege, Walter Rißler, und Heidgrabens Bürgermeister Udo Tesch den Zuwendungsbescheid übergeben. Damit erhält Heidgraben ein zinsgünstiges Darlehen in Höhe von 900 000 Euro aus Mitteln des kommunalen Investitionsfonds für den lange geplanten, aber auch heftig umstrittenen Neubau eines Einkaufs- und Begegnungszentrums im Stile eines Bauernhofs.

Schlie bezeichnete gestern den künftigen Markt-Treff als ein landesweites Vorbild für bürgerschaftliches Engagement. "Hätten die Einwohner Heidgrabens keine Genossenschaft gegründet, wäre das Projekt wohl kaum zu finanzieren gewesen". Heidgrabens Bürgermeister Udo Tesch freut sich, dass sich inzwischen 135 Heidgrabener in Form einer Genossenschaft an der Finanzierung beteiligen und auch bei der Einrichtung der Läden helfen wollen. Der Markt-Treff verbessere nicht nur die Infrastruktur der Gemeinde, sondern sichere auch die Gundversorgung, schaffe Arbeitsplätze und erhöhe die Lebensqualität der Bürger in der Gemeinde Heidgraben.

Die brach liegende Versorgung der Menschen hat bald ein Ende.

"Der Kern des Markt-Treffs ist ein Laden, der im Frühjahr 2012 seine Türen öffnen soll", sagt Tesch. "Die Menschen werden sich hier treffen und einkaufen gehen. Hier wird einfach die Gemeinschaft gefördert."

Auf der Fläche um den Kaufmannsladen sollen Dienstleistungen wie Bank, Post, Fußpflege und eine Reinigung angesiedelt. Ein Gruppenraum für Vereinstreffen oder Gemeindeveranstaltungen wird ebenfalls entstehen. "So holen wir das Geschäftsleben zurück in unsere Gemeinde" , sagt der Sozialdemokrat Tesch. "In dem 140 Quadratmeter großen Raum soll auch eine Theke stehen, für eine Bar-Atmosphäre."

Anfangs noch gab es viele Skeptiker in Heidgraben und der Gemeinde gelang es nur in letzter Sekunde Fördermittel zu bekommen.

Noch immer zweifeln manche Heidgrabener am künftig neuen Mittelpunkt der 2000-Seelen Gemeinde, darunter Magdalena Löper. Sie arbeitet in Moorrege und vermutet, dass die Preise im Kaufmannsladen überteuert sein werden: "Man muss schon Idealist sein, wenn man hier überleben will. Ich werde nach wie vor in Moorrege einkaufen gehen." Und Anja Pfeiffer sieht es ähnlich, sie sei nichts anderes gewöhnt und könne den Markt-Treff nicht einschätzen. "Vielleicht hilft es den jungen Müttern oder den Alten hier in der Gemeinde. Ich jedenfalls bin mir nicht sicher, ob der Laden sich hält", sagt sie. Ein paar Meter weiter ermuntert Schlie die Gäste, sich an der Gestaltung ihres Wohnortes aktiv zu beteiligen.

Bürgermeister Udo Tesch erinnert sich an eine gute Nachricht, die ihn im vergangenen Jahr erreichte: Heidgraben erhält 750 000 Euro Fördermittel aus dem europäischen Landwirtschaftsfonds sowie vom Land und vom Bund. "Diesen Zuschuss müssen wir nicht zurückzahlen, solange wir zwölf Jahre lang den Markt-Treff in Eigenregie betreiben", sagt Tesch.

In Schleswig-Holstein sind bereits 25 Markt-Treffs eingerichtet worden

Der Gemeinde gelang es, sich in einem Wettbewerb der AktivRegionen den hohen Zuschuss zu sichern. Der Markt-Treff in Heidgraben wurde als sogenanntes Leuchtturmprojekt gewählt. Landesweit gibt es mittlerweile 25 Markt-Treffs. Mit der Förderinitiative AktivRegion setzt das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (MLUR) auf die Stärken und die Vielfalt der ländlichen Regionen: für mehr Wirtschaftskraft, neue Partnerschaften und mehr Lebensqualität.

Die Gesamtkosten für das neue Gebäude betragen rund 2,2 Millionen Euro. "Unter dem Dach des Markt-Treffs entstehen zudem 60 bis 70 Wohneinheiten für betreutes Wohnen", sagt Tesch. Darin sieht Tesch einen weiteren Vorteil für seine Gemeinde: "In die Wohnungen könnten dann bis zu 200 neue Einwohner ziehen. Und die wären dann potenzielle Kunden für den Markt-Treff."

Bürgermeister Udo Tesch freut sich auf das neue Zentrum in Heidgraben.

Im Jahr 2006 hatte er sich für das Konzept stark gemacht, das die Pinneberger Architekten Neumann gemeinsam mit dem Barmstedter Büro Maysack-Sommerfeld und einer Landschaftsarchitektin entwickelt hatten.