Drei der insgesamt fünf Gewinner stammen aus dem Kreis und erhalten eine Auszeichnung für die individuelle Förderung von Kindern.

Kreis Pinneberg. Das Schulgesetz fordert, "dass jungen Menschen unabhängig von der wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Stellung oder der nationalen Herkunft ihrer Eltern und unabhängig von ihrer Geschlechtszugehörigkeit der Zugang zu allen Schularten eröffnet und ein Schulabschluss ermöglicht wird, der ihrer Begabung, ihren Fähigkeiten und ihrer Neigung entspricht." Um dieses Ziel zu gewährleisten, versuchen die Schulen inzwischen mit einer Vielzahl von Konzepten und Strategien, individueller auf ihre Schüler einzugehen. Wie bunt und lebendig diese Programme bereits sind, zeigte der Innovationspreis, den die Quickborner Firma Metaplan zum zweiten Mal auslobte. Unter dem Motto: "Gute Ideen machen Schule" waren die 85 weiterführenden Schulen im Kreis Pinneberg aufgerufen, sich daran zu beteiligen. 13 Schulen machten mit und stellten ihre Praxisbeispiele vor zum Thema: "Produktive Lösungen im Umgang mit der Verschiedenartigkeit von Schülern".

Die fünf besten Schulkonzepte wurden jetzt mit Preisgeldern in Höhe von 6500 Euro belohnt. Den ersten Platz belegte die Elsa-Brändström-Schule in Elmshorn (3000 Euro) und den zweiten die Regionalschule Wedel (2000 Euro). Mit je 500 Euro zeichnete Preisgeber Thomas Schnelle die Comeniusschule in Quickborn, die Johann-Comenius-Schule in Pinneberg und die Erich-Kästner-Schule in Elmshorn aus, weil sie Beispielhaftes ausprobierten.

Aber auch alle anderen acht eingereichten Schulprojekte verdienten eine Würdigung, befand Manfred Bönsch vom Pädagogischen Institut der Universität Hannover. Der emeritierte Professor gilt als Koryphäe seines Fachs und hat in vier Jahrzehnten einige Tausend Lehrer ausgebildet. Als Vorsitzender der Innovationspreis-Jury sagte er. "Ich bin begeistert von der Vielfalt der Ideen." Wenn heutzutage rund die Hälfte aller Grundschüler aufs Gymnasium wechselt, agierten diese heute "quasi als Gesamtschulen", stellte der Pädagogik-Professor fest.

Am Elsa-Brändström-Gymnasium (1000 Schüler, 76 Lehrer) habe man sich dem "4S"-Konzept verpflichtet, sagt Schulleiter Uwe Lorenzen: "Die Stärken stärken und die Schwächen schwächen". Daraus resultierte das "SCHIFF"-Modell, das für "schulinternes Fordern und Fördern" steht. Schüler, die Probleme mit der deutschen Sprache haben, werden sofort in Deutsch-als-Zweitsprache (DAZ)-Kurse vermittelt und es gibt Förderkurse für Legastheniker. Begabte Schüler würden mit zusätzlichen Aufgaben und Projekten stärker gefordert, damit sie sich nicht langweilen und den Unterricht stören. Klassenübergreifend gibt es darüber hinaus Angebote, die sich jeweils an bestimmte Leistungsniveaus wenden, berichtet Lorenzen. Dafür stünden meist die ersten und siebten Stunden zur Verfügung. Kinder, die Probleme mit Mathematik haben, gingen beispielsweise für eine gewisse Zeit ins "Mathe-Schiff", bekämen also gezielten Förderunterricht in diesem Bereich. Hochbegabte Schüler könnten sich bis zu sechs Stunden in der Woche ganz aus dem Schulunterricht ausklinken. Diese hätten jetzt sogar einen eigenen Raum bekommen, den sie "Raumschiff" nennen, sagt der Schulleiter. Jede Klasse sei mit den neuen elektronischen Whiteboard-Tafeln ausgestattet.

Die Regionalschule in Wedel (575 Schüler, 52 Lehrer) hat sich dem Ganztagskonzept verschrieben, berichtet Schulleiterin Ulrike Quadfasel. Alle Schüler seien verpflichtet, fünf Tage die Woche von 8 bis 16 Uhr am Schulunterricht teilzunehmen, der aber auch Raum für Mittagessen, Sport und Freizeit lasse. Das Nachmittagsprogramm werde mit zahlreichen Kooperationspartnern aus VHS, Musikschule und Sportvereinen gestaltet. Und alles sei kostenlos. "Bei uns können die Schüler umsonst Tennisspielen lernen."

Motto des Schulprogramms sei: "Wir wollen ein Haus des Lernens und des Lebens sein", sagt Ulrike Quadfasel. Etwa 35 Kinder bräuchten zusätzliche Deutschförderung. Manche Unterrichtsstunden seien doppelt besetzt. Die rund 50 Schüler mit Hauptschulabschluss jedes Jahr würden durch eine enge Kooperation mit der örtlichen Wirtschaft und Berufspraktika leichter Ausbildungsplätze erhalten, sagt die Schulleiterin. "Wir sind der Durchlauferhitzer fürs Abitur." Denn etwa jeder dritte der 90 Realschulabsolventen pro Jahrgang wechsle in die Oberstufe des Gymnasiums.

In der Quickborner Comeniusschule sind diese unterschiedlichen Lernkonzepte für die heterogene Schülerschaft farblich markiert, erklärt Schulleiter Andreas Kelber. "Die Inhalte sind so ausgerichtet, dass sie auf die Kompetenz jedes Schülers passen." Gelb steht für Hauptschule, Rot für Realschule und Blau für gute Realschüler.