Eine Chinesische Delegation besuchte das Ludwig-Meyn-Gymnasium in Uetersen. Nun wird eine Schulpartnerschaft angestrebt.

Uetersen. Da staunte die chinesische Delegation nicht schlecht, als sie bei ihrem Besuch am Ludwig-Meyn-Gymnasium in Uetersen den Unterricht besuchte. Dass die Schüler hier aktiv am Unterricht und am Schulgeschehen beteiligt werden und sie in demokratischen Gremien auch ein Mitspracherecht haben, war eine ganz neue Erfahrung für den Schulleiter der Quzhou High School aus Zhenjiang. Er setzt in China auf Frontalunterricht.

Die Besucher waren unter dem Motto "1000 Partnerschulen" nach Schleswig-Holstein gereist und wollen hier mit Schulen ins Gespräch kommen und die Bildungszusammenarbeit verstärken. Die Partnerschaften werden mit Schulen aus aller Welt angestrebt. Schleswig-Holstein pflegt bereits intensive wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen mit der Provinz.

Im Büro des Schulleiters Alexej Stroh unterzeichneten er und Rektor Wu Guang Yao eine gemeinsame Absichtserklärung mit dem Ziel, eine Schulpartnerschaft aufzubauen. Die Chinesen, die ihre Schüler als sehr fleißig und diszipliniert beschrieben, hoffen im Bereich Kreativität dazu lernen zu können. "Auch wir können viel von China lernen", sagte Alexej Stroh. "So haben wir erfahren, dass in China die Schüler in den großen Pausen Gymnastik machen."

Mit dem Stempel des LMG wurde der Vertrag besiegelt. Chinas Abgesandter versprach nach seiner Heimkehr auch einen Schulstempel nach Uetersen zu schicken. Dann verteilte er Scherenschnitte an die Anwesenden. "Sie sollen ihnen Glück bringen", übersetzte Dolmetscherin Wie Qian. Für den Schulleiter hatte Wu Guang Yao noch eine weitere Überraschung: Er überreichte ihm ein Werk des chinesischen Gelehrten Konfuzius. Künftig sollen gemeinsame Projekte geplant werden. Der Austausch soll zwischen Schulleitern, Lehrern und Schülern geschehen, beispielsweise über Videokonferenzen und virtuelle Klassenzimmer. Auch Reisen nach Zhejiang sind denkbar. "Die chinesische Schule verfügt über Wohnungen", sagte Alexej Stroh. "Auch wir können Gäste unterbringen." Sein chinesischer Kollege verstand den Wink und lud die Deutschen zu einem Besuch ein: "Ich heiße Sie in China herzlich willkommen." Es sei sehr wichtig, zu kommunizieren, sagte Wu Guang Yao. "Wir möchten auch Deutschland als Land besser kennenlernen."

Um derartige Reisen auch finanzieren zu können, wollen Lehrer und Schüler nun Mittel einwerben. Das könnte in Form von Sponsoren, Stipendien oder Zuschüssen geschehen. Die Partnerschaft stellt das Uetersener Gymnasium allerdings nicht nur vor finanzielle Herausforderungen. Die Zeitverschiebung ist ein weiteres Problem. "Wir werden die Schüler bitten müssen, Projekte am späten Abend live übers Internet vorzustellen", sagte der Direktor.

Chinas Bedeutung in der Welt werde immer größer, sagte Alexej Stroh. Um mithalten zu können, sei ein Austausch trotz einiger Vorbehalte wie zum Beispiel gegen Frontalunterricht unabdingbar. "Auf diese Weise eine Partnerschaft zu schließen, ist der richtige Weg für uns."

Die Initiative wird von der Staatskanzlei in Kiel unterstützt. Vier weitere Gymnasien im Land werden eine solche Partnerschaft eingehen. Das Ludwig-Meyn-Gymnasium ist das einzige im Kreis. Bildungsminister Ekkehard Klug begrüßt das Interesse Chinas an schleswig-holsteinischen Schulen. "Es spricht für die Qualität der 25-jährigen Beziehungen zwischen Zhejiang und Schleswig-Holstein, dass wir uns nun auch auf schulischer Ebene direkt und offen austauschen", sagte Klug und betonte, die Landesregierung sehe darin ein deutliches Zeichen des Vertrauens.

Eine gute Zusammenarbeit basiere immer auf gegenseitigem Respekt. Und dieser Respekt basiere auf dem Wissen über die Lebenswelt der jeweiligen Partner, sagte der Bildungsminister. "Schulpartnerschaften sind ein hervorragendes Mittel, dies zu befördern", sagte Klug und wünschte der chinesischen Delegation sowie den Schulvertretern aus Schleswig-Holstein "offene und erkenntnisreiche Gespräche, aus denen intensive Partnerschaften werden können".