128 000 Euro Spenden verhindern die drohende Schließung im kommenden Jahr

Wedel. Sollten wir angesichts leerer Kassen und einer drohenden Schließung wirklich feiern? Diese Frage stellten sich die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses Wedel vor ihrer 25-Jahrfeier. Und fanden: Ja, sie sollten. Ein Vierteljahrhundert Schutz für Frauen und Kinder in Not und Engagement in Wedel seien Grund genug, gemeinsam mit allen Helfern und Unterstützern zusammenzukommen und Danke zu sagen, sagte Mitarbeiterin Kathrin Nordmann am Donnerstagabend in ihrer Ansprache im Wedeler Rathaus vor rund 250 Gästen.

Die Landesregierung hatte die Zuschüsse ab 2012 auf Null gesetzt. Das Gleichstellungsministerium möchte mit einer Umstrukturierung bei Frauenhäusern und Frauenberatungsstellen rund 500 000 Euro einsparen. Das Frauenhaus in Wedel soll geschlossen werden, nicht weil die Belegung zu niedrig war, sondern weil überdurchschnittlich viele Frauen aus anderen Bundesländern, vor allem aus Hamburg, hier Schutz suchen. Und für die möchte Schleswig-Holstein offenbar kein Geld ausgeben. Dabei können von Gewalt betroffene Frauen oft aus Sicherheitsgründen nicht in der Nähe ihres Wohnortes ein Frauenhaus aufsuchen.

Ein Platz wurde bisher mit 10 500 Euro im Jahr gefördert. Durch viele große und kleine Spenden von Bürgern, Unternehmen, Institutionen wie Gewerkschaften, Kirchen und Parteien kann das Frauenhaus seine Arbeit auch im kommenden Jahr weiterführen. Zudem hatten sich alle Fraktionen in Wedel auf dem jüngsten Jugend- und Sozialausschuss mehrheitlich für einen freiwilligen Zuschuss von 10 800 Euro ausgesprochen.

Seit Februar sind so 128 000 Euro zusammengekommen. "Damit sind zwölf Plätze für ein Jahr abgesichert", sagte Kathrin Nordmann. Das Haus hat Kapazitäten für 15 Betten. Die Einrichtung ist mit 80 bis 90 Prozent belegt. 80 bis 100 Frauen suchen hier jedes Jahr Schutz. Seit 1986 wurden 1092 Frauen und 1073 Kinder aufgenommen. Nach den Plänen der CDU-FDP-Regierung soll damit nun Schluss sein.

Um eine volle Auslastung gewährleisten zu können, benötigt das Frauenhaus Wedel insgesamt 174 000 Euro im Jahr. Dann könnten auch alle fünf Vollzeitkräfte weiter beschäftigt werden. Bisher sind nur vier Arbeitsplätze gesichert. Eine langfristige Finanzierung über Spendengelder wird aber kaum möglich sein. "Unser Ziel ist es, 2013 wieder in die Förderung über Landesmittel aufgenommen zu werden", sagte Jutta Strophal, Vorstandsmitglied des Fördervereins. Um das zu erreichen, werden derzeit Gespräche auf allen politischen Ebenen geführt. Bisher konnten sie und ihre Mitstreiterinnen 5000 Unterschriften gegen die Schließung des Frauenhauses Wedel sammeln.

Bürgermeister Niels Schmidt sicherte dem Frauenhaus Wedel seine Unterstützung zu: "Traurig macht mich, dass es so was wie ein Frauenhaus überhaupt geben muss." Als Mann schäme er sich für Geschlechtsgenossen, die Gewalt auf Frauen und Kinder ausüben. "Traurig macht mich aber auch, dass das Land die Förderung eingestellt hat." Die Stadt, so der Bürgermeister, wird das Frauenhaus weiter unterstützen und stellte für Dezember einen Scheck in noch unbekannter Höhe in Aussicht. Aufmunternde Grußworte kamen auch von Marrett Bohn (Grüne Schleswig-Holstein), Thomas Hölck (SPD Kreisverband), Peter Heinze (FDP Wedel), Heidi Garlig (CDU Wedel) und Astrid Sawatzky (Kreisverband Die Linke).

Den Mitarbeitern des Frauenhauses gibt dieser Zuspruch Hoffnung, auch künftig Frauen in existenziellen Notlagen zur Seite stehen zu können. Besonders Frauen mit Migrationshintergrund, die beispielsweise vor der Zwangsehe fliehen wollen, haben hier eine Anlaufstelle.