Eine Glosse von Rainer Burmeister

Die Werbebotschaft meiner Krankenversicherung erreicht mich per Post. Um Vorsorge geht es, ist dem Anschreiben zu entnehmen. Aha, bestimmt etwas mit Fitness und Bewegung, mutmaße ich. Oder vielleicht auch Ernährungstipps, damit man gesund durch den Winter kommt.

Denkste! Ganz im Gegenteil: Bestattungsvorsorge lautet das Schlagwort. Also nix mit schöner leben, sondern eher mit schöner ableben. "Wussten Sie schon, dass es kein gesetzliches Sterbegeld mehr gibt?" lautet die unheilvolle Frage. Na klar, das ist ein alter Hut und seit Jahren so. Dann folgen Reizwörter wie Versorgungslücke, würdevolle Bestattung und Kosten, für die Angehörige allein aufzukommen hätten. Also: Nur nicht unterkriegen lassen, aber wenn, dann bitte in Würde.

Nun wird die Katze aus dem Sack (oder besser: aus dem Sarg) gelassen. Eine Versicherung soll ich abschließen und bis zu meinem 81. Lebensjahr dafür Beiträge zahlen. "Direkte Leben" heißt die Partnerfirma ganz optimistisch. Dabei wäre "Direkte Sterben" todsicher die treffendere Bezeichnung gewesen.

Das lässt mich an den Slogan eines regionalen Bestatters denken, der "Vorsorge für das Leben danach" anpries. Auch so ein Optimist.

Na, immerhin passen solche trüben Gedankenspiele ja in die triste Novemberzeit mit ihren traurigen Gedenktagen. Das haben sich die Werbestrategen wohl auch gedacht. Mal sehen, vielleicht flattern ja bald Angebote mit vorbeugender Therapie gegen Depressionen ins Haus...