“Bei Verlobung: Mord!“ in Uetersen ist der Auftakt zur einzigen Krimi-Dinner-Serie im Kreis Pinneberg

Uetersen. Die Badische Schneckensuppe brach das Eis. Denn für die Mehrheit der annähernd 100 Krimi-Dinner-Gäste an den festlich gedeckten Tafeln im Parkhotel Rosarium war der Genuss des delikaten Gaumenkitzels eine absolut neue, in vielen Fällen offenkundig aufregende Erfahrung. Vorsichtige Frage vor dem ersten Löffel: "Wie schmeckt das eigentlich?" Antwort von schräg rechts gegenüber: "Irgendwie nach Pilz." Einwurf von links: "Finden Sie? Aber jedenfalls sehr lecker." Über weißem Porzellan und massiven, auf Hochglanz polierten Silberkandelabern entwickelte sich bei Gang zwei eines frugalen Menüs eine lebhafte Kommunikation zwischen bislang wildfremden Menschen.

Mittendrin: Nicole Boll. Für die junge Chemielaborantin aus Itzehoe war es nicht nur das erste Krimi-Dinner ihres Lebens, sondern sie hatte auch gleich eine der drei Gastrollen im Krimi-Dinner "Bei Verlobung: Mord!" ergattert, für den das Team des Parkhotels den Rosensaal an diesem Abend in einen Salon auf dem schottischen Schloss Coolroy Castle verwandelt hatte. Aus Frau Boll wurde "Miss Peeble", inklusive Blumenhütchen und romantischem Gedichtband. Aus letzterem durfte sie in ihrer Funktion als betuliche Heimatdichterin einige Verse zum Besten geben und so das routinierte Spiel der Bühnenprofis bereichern. "Das macht mir Spaß, ich hatte mich auch extra 'schottisch' angezogen", sagte die Spontan-Mimin.

Sie erwies sich als echter Glückstreffer für das Ensemble der Darmstädter Theater auf Tour GmbH. Augenrollend und mit Spaß an der Sache meisterte sie ihren Part in der Krimikomödie. Autorin und Regisseurin Pia Thimon verstrickt dabei schottische Traditionen, überzogene Benimmregeln der besseren Kreise, natürlich eine Bluttat und das aus Agatha-Christie-Romanen sattsam bekannte Personal - Butler, Lady, schrullige Tante, mysteriöse Verwandtschaft - zu einem schrägen Whodunnit in bester britischer Tradition, das bis zum spektakulären Finale spannend bleibt.

Und lustig. Dafür sorgten vor allem die skurrilen Charaktere, allen voran die burschikose Krankenschwester Mary Wilson, Pflegerin der ebenfalls ausgesprochen merkwürdigen, aber überaus scharfsinnigen Miss Mumble. Die brillierte als dem Original fast ebenbürtige Amateurdetektivin in bester "Miss Marple"-Tradition und hätte auch Queen Mum alle Ehre gemacht.

Die Rahmenhandlung ist schnell erzählt: Die Gäste des Theaterabends bildeten die Festgesellschaft eines Banketts, bei der Hausherrin Lady Daphne die Verlobung ihrer Tochter Felicity mit Andrew Morton feiern möchte. Felicity befremdet allerdings durch eher robuste Manieren, die den verfeinerten Umgangsformen ihrer Mutter überhaupt nicht ähneln. Kein Wunder: Als Kleinkind war das Töchterlein entführt worden und erst 18 Jahre später, also kurz vor der Verlobung wieder aufgetaucht.

Wie diese Feier allmählich aus den Fugen gerät, das erzählt das Ensemble nicht nur bissig, ironisch und mit einer gehörigen Portion Klamauk Häppchen für Häppchen zwischen den Gängen. Sondern die Akteure, die den gesamten Saal zur Bühne machten, bezogen ihre Zuschauer tatkräftig mit in die Handlung ein. Unter dem Stichwort "Schottische Traditionspflege" ließen sie sie singen, mit den Silberlöffeln klappern, als Pastoren, Ärzte und - wie Nicole Boll - als Dichterinnen agieren.

Spätestens beim Tafelspitz mit Bouillongemüse war die Täterdebatte über die gestärkten Tischdecken hinweg voll entbrannt. Und nach den Crêpes Bananensplit mussten die Zuschauer selbst Farbe bekennen: Wer war es denn jetzt? Und warum?

Am Donnerstag, 1. Dezember, wird das Parkhotel erneut zur Krimi-Dinner-Bühne. "Mord an Bord, Mylord!" beginnt um 19.30 Uhr, Restkarten zu je 69 Euro, inklusive Vier-Gänge-Menü, gibt es im Hotel, Telefon 04122/921 80 oder unter www.dinnerkrimi.de