Pinneberg. Ein Flügel, zwei Vollblutpianisten, 20 Finger, Tausende von Noten: Vierhändig Piano zu spielen, ist eine schon motorisch nicht ganz einfache Übung. Erst recht nicht dann, wenn die beiden Künstler sich Schulter an Schulter einige der vertracktesten Werke der romantischen Klavierliteratur vorgenommen haben. Brahms' 16 Walzer op. 37 zum Beispiel. Oder auch Liszts hochdramatische Préludes, Schuberts spätes Meisterwerk Fantasie f-Moll op. 103 - von Tschaikowskys Ballett Dornröschen einmal ganz zu schweigen.

Das hohe Niveau zu halten, war absolute Schwerstarbeit

Um es vorwegzunehmen: Fumiko Shiraga und Cord Garben erwiesen sich als brillante Meister ihres Fachs. Exzellent aufeinander eingespielt und mit offenkundigem Spaß an der Herausforderung erweckten sie vor mehr als 150 begeisterten Zuhörern im Ratssaal den zarten Zauber ebenso wie die typisch melodramatische Emphase der Epoche zu blühendem Leben.

Ihre klare, instinktsichere Intonation berührte umso mehr, weil sie auf übertriebenes Pathos verzichteten und möglichst nah an den Vorgaben der Komponisten blieben. Dafür legten sie Wert auf Akkuratesse und Genauigkeit bis in feinste Details - und legten so den ursprünglichen Klangreichtum etwa der Brahmschen Walzer frei: melancholisch oder clownesk, kurz und knackig oder verträumt. Hut ab: Dieses hohe Niveau zu halten, sich durch Synkopen, Arpeggios und Läufe zu kämpfen und das Ganze auch noch leichthändig klingen zu lassen, war absolute Schwerstarbeit.

Phänomenal gelangen ihnen auch Liszts Préludes in der vierhändigen Fassung des Komponisten. Sie webten ein derart dichtes, farbstarkes Klanggewebe, dass man das komplette Orchester erahnen konnte, für das Liszt diese "Sinfonische Dichtung" komponiert hatte.

Wer beim dritten Konzert der Kulturverein-Serie am Freitag, 18. November, die Staatsopern-Sopranistin Gabriele Rossmanith und Mitglieder der Hamburger Philharmoniker live erleben möchte, muss sich allerdings sputen: Es sind nur noch Restkarten zu haben.