Die Einwohner diskutieren über Zebrastreifen, Drosselung der Geschwindigkeit auf 50 km/h und Einführung einer geschlossenen Ortschaft.

Neuendeich. Günther Laudan freut sich. Es ist Herbst. Für ihn eine Zeit der Ruhe. Denn wenn die Blätter fallen und die Straßen mit Reif bedeckt sind, bleiben Motorräder in der Garage und Neuendeich wird wieder beschaulich. Die Strecke entlang Oberrecht (L 108) sowie Kuhlwort, Binnendiek und Schlickburg (K 19) mit ihren langgezogenen Kurven ist bei schönem Wetter "zu einer Rennpiste für Motorradfahrer geworden", sagt der 74-Jährige. "Besonders am Wochenende und am Freitagnachmittag ist es unerträglich." Da ist zum einen der Lärm. "Das knattern einer Harley stört mich nicht, aber diese japanischen Maschinen, die womöglich noch getunt sind, überschreiten die Schmerzgrenze." Nur ein kleiner Teil halte sich an die vorgeschriebenen 70 Kilometer pro Stunde. Viele, auch Autofahrer, würden mit 100 und mehr durch den Ort brettern. Rückwärts aus der Auffahrt auf die Straße zu fahren, sei riskant. "Mal ganz abgesehen von den Kindern, die am meisten gefährdet sind."

Günther Laudan will das nicht mehr hinnehmen. Gemeinsam mit Nachbarin Elke Stiebling hat der Rentner 250 Unterschriften gesammelt und Bürgermeisterin Bärbel Thiemann überreicht. In dem Schreiben fordern die Neuendeicher die zuständigen Behörden auf, für Abhilfe zu sorgen: "Wenn Verkehrskontrollen nicht unsere Sicherheit und Lebensqualität wiederherstellen können, sollte auch über die zu einer Verkehrsberuhigung beitragende Einführung einer geschlossenen Ortschaft von Oberrecht bis Binnendiek geprüft werden."

Thiemann reagierte und lud Angela Biermann vom Fachdienst Verkehrssicherheit und die Polizei Moorrege zur Einwohnerfragestunde ein, um verschiedene Möglichkeiten auszuloten. 40 Neuendeicher beteiligten sich an der Diskussion am Mittwochabend im Dörpshus. Die Vorschläge reichten von Zebrastreifen über Schikanen bis hin zur Drosselung der Geschwindigkeit auf 50, indem Neuendeich zu einer geschlossenen Ortschaft wird. Biermann riet von letzterem ab. In der Vergangenheit sei die Geschwindigkeit im Straßendorf von 100 Kilometer pro Stunde auf zunächst 80 reduziert, später noch einmal auf 70. "Dies hat bereits mehrere Gegenanträge nach sich gezogen", sagte sie. Man könne auf einer Strecke von 4,6 Kilometern zwar durchaus von einer geschlossenen Bebauung sprechen. Eine vergleichbare Strecke findet sich von Heist nach Moorege. "Die 3,2 Kilometer sind als geschlossene Ortschaft ausgewiesen", sagt sie. Und schon auf der deutlich kürzeren Strecke sei Tempo 50 für zahlreiche Verkehrsteilnehmer eine Zumutung. Mit 2400 Fahrzeugen am Tag auf der Landesstraße Oberrecht und 1200 auf der Kreisstraße sei Neuendeich sei die Strecke zudem eine der am wenigsten genutzten im Kreis. Für Zebrastreifen oder Bedarfsampeln seien so nicht durchsetzbar.

Nun sollen Verkehrskontrollen das Raserproblem lösen. Jürgen Meißner von der Polizeistation Moorrege bat die Neuendeicher um Mithilfe. Da bei Geschwindigkeitskontrollen von Motorradfahrern mehr Beamte eingespannt sind, sollen die Anwohner nun Hinweise auf beliebte Fahrzeiten geben und wenn möglich, Kennzeichen notieren. Dann kann die Polizei gezielt vorgehen. Als weitere Maßnahme sollen zusätzliche Schilder die Querung für Radfahrer an der Drehbrücke sicherer machen.