Einwohnerversammlung spricht sich mit deutlicher Mehrheit gegen weitere Flächenversiegelung aus

Schenefeld. 300 Stühle waren im Schenefelder Forum aufgestellt. Sie reichten jedoch bei weitem nicht aus, um den Gästen der Schenefelder Einwohnerversammlung Platz zu bieten. Der große Andrang - er war dem Hauptthema des Abends, der geplanten Neuaufstellung des Flächennutzungsplans, geschuldet. "Das war ein deutliches Zeichen an die Politik, wie der Bürger denkt", sagt Rüdiger von Ancken, Sprecher der Bürgerinitiative (BI) Wohnqualität im Grünen. Er hatte 1500 Schenefelder, die zuvor eine Petition der BI unterschrieben hatten, schriftlich auf den Termin der Einwohnerversammlung hingewiesen - und viele waren auch gekommen.

Mit überwältigender Mehrheit nahm die Einwohnerversammlung einen schriftlich formulierten Antrag der BI an. Danach fordern die Schenefelder den uneingeschränkten Erhalt der letzten Grün- und Landschaftsschutzflächen in der Stadt. Sie wollen, bevor es zu Grundeinsatzentscheidungen kommt, über die Gründe informiert werden. Und sie fordern die Stadt auf, die Umsetzung der Ausgleichs- und der Rückbaumaßnahmen in Sachen Röntgenlaser XFEL sicherzustellen und zu überwachen.

"Wir müssen mit der Flächenversiegelung aufhören", ermahnte Herbert van Gerpen, der ebenfalls in der BI aktiv ist. Er führte aus, dass Schenefelds Politiker 2005 eine Einwohnerzahl von 18 500 als Zielgröße für 2015 festgelegt hätten. "Dieses Ziel haben wir bereits jetzt, vier Jahre vorher, erreicht", sagt van Gerpen. Weil sich aktuell noch 300 bis 400 Wohneinheiten im Bau befänden oder genehmigt seien, würde die Zahl der Schenefelder bereits 2012 die 19 000er-Grenze überschreiten. Van Gerpen: "Schenefeld darf nicht die Baufehler Hamburgs machen."

Stadtplaner Günter Leimert sieht das anders. "Wir haben uns sehr viel Gedanken gemacht, was den Umgang mit schützenswerten Flächen angeht." Er verweist darauf, dass alle Areale, die für eine zukünftige Bebauung in Frage kommen, umfangreich auf ihre Eignung und ihre ökologische Bedeutung hin untersucht worden seien. Aus 65 Hektar, die anfänglich ins Auge gefasst worden waren, blieben zum Schluss 15 Hektar übrig. Einen kurzen Abriss über mögliche Areale zur baulichen Verdichtung gab Landschaftsplanerin Ursula Zumholz. Stadtplaner Leimert indes zeigte sich vom Verlauf der Einwohnerversammlung enttäuscht. Er spricht von einer aufgeladenen Stimmung. Es sei nicht vorurteilsfrei diskutiert, sondern nur Statements abgegeben worden, warum alles schlecht ist. "Wir haben immer gesagt, dass wir noch in eine Leitbilddiskussion einsteigen müssen."

Wie das Schenefeld der Zukunft aussehen soll - diese Debatte vermissen die Vertreter von Grünen, Bürger für Schenefeld (BfB) und der BI. Die in der Ratsversammlung vertretenen Parteienvertreter haben schon bald Gelegenheit, in diese Diskussion einzusteigen: Mit den abgestimmten Forderungen der Bürger werden sich die politischen Vertreter befassen müssen. Die BI will ein Bürgerbegehren einleiten, sofern ihre Position ignoriert wird.