Während der Einwohnerversammlung ging es auch um die Zukunft der ehemaligen Stadtbücherei

Wedel. Höchstens noch bei den traditionellen Neujahrsempfängen war der Wedeler Ratssaal besser gefüllt als bei der aktuellen Einwohnerversammlung. Mehr als 200 Bürgerinnen und Bürger waren in erster Linie gekommen, um sich basisdemokratisch zu betätigen und zu zwei Projekten ihre Meinung abzugeben, die jener der Mehrheit der gewählten Ratsvertreter zuwiderläuft: Brisante Themen waren die Bebauung eines Grundstückes am Kirchstieg und die Zukunft der ehemaligen Stadtbücherei in der Bahnhofstraße.

Für den Erhalt der "guten Stube Wedels" plädierte Günter Radden, einer der Anwohner des städtischen Grundstückes am Kirchstieg in der Altstadt, für das drei Bebauungskonzepte vorliegen. Sein Mitstreiter Jochen Stüdemann ergänzte, dass das Stadtbild dort "kleinteilig und menschenwürdig" erhalten bleiben solle. Die beiden beantragten, dass Neubauten höchstens ein Voll- und ein Staffelgeschoss bekommen sollten und jene in der Hanglage noch ein Untergeschoss. Das würde eine erhebliche Minderung der Nutzungsmöglichkeiten bedeuten.

Bisherige Entwürfe gehen von vier Geschossen aus. Auf der Basis hat die Stadt bereits ein Kaufangebot eines Investors erhalten, das bei 1,7 Millionen Euro für die Fläche liegen soll. Die Einwohnerversammlung nahm mit überwältigender Mehrheit den Antrag an, auf dem Gelände nur niedrig zu bauen, um das Flair der Altstadt zu erhalten. Jetzt werden sich der Planungsausschuss und die Ratsversammlung mit dem Ansinnen beschäftigen.

Das gleiche gilt für die ehemalige Stadtbücherei in der Bahnhofstraße, in der aktuell die Wedeler Tafel ihre Essen ausgibt und der Mieterverein seine Beratungen durchführt. Wolfram Jasker, Vorsitzender des Mietervereins, setzte sich noch einmal vehement für den Erhalt des Baus aus dem Jahr 1943 ein. "Andernfalls würde Wedel etwas fehlen. Wir fürchten uns vor einer gesichtslosen Straße", sagte er unter dem Beifall der Besucher. Gemeinsam mit den Sozialdemokraten Helmut Plüschau und Lothar Barop hat Ihlenfeld ein Bürgerbegehren initiiert, das zu einem Bürgerentscheid führen soll. Das Ziel ist dabei nicht nur, das Gebäude nicht zu verkaufen, sondern es vielmehr zu sanieren. Ein erfolgreicher Bürgerentscheid würde die bisherige Strategie des Rates konterkarieren. Unterschriften für den Bürgerentscheid werden unter anderem im Café in dem betreffenden Gebäude und in den nächsten Wochen an Informationsständen an verschiedenen Orten der Stadt gesammelt.

Bürgermeister Niels Schmidt wandte ein, dass es in dem Gebäude einen Sanierungsstau mit einem Investitionsvolumen von mindestens 500 000 Euro gibt. "Sollte das Gebäude dauerhaft genutzt werden, müssen wir allein schon wegen energetischer Sanierung erhebliche Investitionen tätigen", so Schmidt. Das hätte zur Folge, dass bei anderen Projekten gespart werden müsse. Die Entscheidung zu treffen, sei Sache der Ratsversammlung. Der Bürgermeister versprach der Tafel und dem Mieterverein Unterstützung. "Selbst wenn das Gebäude verkauft wird, werden wir die Institutionen nicht im Regen stehen lassen."