Eine Glosse von Von Burkhard Fuchs

Alles ist digital. Auch die Musik. Wer hört noch Schallplatten? Nur ewig Gestrige oder Vinyl-Freaks. Meine früher mal beeindruckende Kassetten-Sammlung habe ich aussortiert, in einem alten Koffer auf dem Dachboden verstaut. Auch das Tape-Deck hat längst den Geist aufgegeben, ebenso der 15 Jahre alte Verstärker.

Eine gute Gelegenheit, das neue Audio-Zeitalter in meinem Wohnzimmer einzuläuten, dachte ich, und erwarb einen Receiver mit allem digitalen Schnickschnack. Das Gerät mit dem seltsamen Namen Viso Three versprach die Rundumlösung: Internetradio, CD-Player und das Abspielen aller Musikdateien vom Rechner. Ob auf USB-Stick oder iPod - alles per Fernbedienung. Einfach und selbsterklärend, wie es in Internetforen und Fachjury-Tests hieß.

Also stöpselte ich das neue Klangwunder an alle Kabel und versuchte die Funktionen zu checken. Die Fernbedienung leuchtete bei jedem Knopfdruck, zu hören war nichts. Mein iPod würde leicht zu steuern sein, stand in der Gebrauchsanweisung, die es nur auf Computer-CD gab. Simple Mode, lautete das Zauberwort. Also kinderleicht. Aber von wegen. Die Bits und Bytes weigerten sich schlicht, meinen neuen Audio-Guru als ihre Endstufe zu akzeptieren. Aus den Boxen kam kein Ton. Auch die 30 Radiostationen, die ich nach stundenlanger Tüftelei endlich einprogrammiert hatte, waren verschwunden. Und sogar meine Willy de Ville Live-CD spuckte der geheimnisvolle Viso 3 nicht mehr aus. Das Fach ließ sich nicht mehr öffnen. Weder am Gerät noch mit der Fernbedienung. Kurz vorm Explodieren rief ich bei der Hotline an. Zum Glück hatte ich das gute Stück nicht online gekauft. Sondern bei einem Pinneberger Fachhändler. Der tauschte es kurzerhand gegen ein neues aus. Und höre da: Jetzt läuft alles. Der Apparat war schuld. Fast hätte ich meinen alten Kassettenrekorder wieder ausgepackt.