Der Barmstedter Seniorentrainer Horst Thomssen ist einer von drei Siegern eines bundesweiten Biografie-Wettbewerbs “Was für ein Leben“.

Barmstedt. Ein sich über Jahrzehnte erstreckendes ehrenamtliches Wirken zu Gunsten anderer - aufgearbeitet und komprimiert in 32 Filmminuten. "Das ist wirklich mein Leben", urteilte der Barmstedter Horst Thomssen, 69, im Gespräch mit dem Abendblatt über den dokumentarischen Film, der am Sonntag im historischen Zeughauskino in Berlin uraufgeführt wurde. Thomssen, der sich in seinem Wohnort unter anderem als Seniorentrainer engagiert und Gründer der Barmstedter Ehrenamts Agentur ist, ist einer von bundesweit drei Siegern im Biografie-Wettbewerb "Was für ein Leben".

Ausgelobt hatten diesen Wettbewerb um Deutschlands spannendste Lebensgeschichten das Deutsche Historische Museum, die Bundesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros und der Generali Zukunftsfonds; Siegerpreis des Schusterstädters ist eben jene Verfilmung seiner Lebensgeschichte im Wert von 15 000 Euro.

Während der Aufführung seiner Biografie in Filmform, als Krönung des deutschlandweiten Wettbewerbs, habe er "ein ganzes Gefühlsbad" erlebt, schilderte der 69-Jährige. "Natürlich ziele ich auf die Vorbildfunktion", sagte Thomssen. Die hat er nach Meinung von Jurymitglied Loring Sittler (Generali Zukunftsfonds) absolut inne: "Sein Engagement geht über sein ganzes Leben. Und er arbeitet daran, als Seniorentrainer sein Engagementwissen weiterzugeben."

Die Laudatio in Berlin hielt jetzt die ehemalige Tagesschau-Sprecherin Dagmar Berghoff. Sie konnte der Festgemeinde davon berichten, dass Thomssen schon als Kind, selbst mit seiner Familie ausgebombt und in einer Wellblechbaracke lebend, damit begonnen hatte, anderen zu helfen: Von der Erziehung in einer christlich geprägten Handwerkerfamilie geprägt, verteilte der Steppke Lebensmittel an Flüchtlinge. Als junger Mann wurde er zur Bundeswehr eingezogen. Bei der Hamburger Flutkatastrophe 1962 war er im siebentägigen Dauereinsatz, erhielt später die Flutrettungsmedaille. "Wir sind nicht auf der Welt, um laufend Friede, Freude, Eierkuchen zu erfahren. Jeder Mensch erlebt auch Leid, und kann daraus Positives ziehen", ist Thomssens Lebensmotto.

Der gelernte Gas- und Wasserinstallateur, der in diesem Beruf später seinen Meister machte, war in den vergangenen Jahrzehnten unter anderem in der Kirchengemeinde Hamburg-Rahlstedt in der Notfall-Seelsorge und bei der Betreuung von Süchtigen aktiv, war ehrenamtlicher Küster in Henstedt-Rhen und engagierte sich seit 2005 auch in der Heiligen-Geist-Kirchengemeinde in Barmstedt. Er kümmerte sich um kriminelle Jugendliche im Strafvollzug und ließ sich 2009 zum Seniorentrainer ausbilden.

In diesem Jahr wurde Thomssen auch als Vertreter des Ehrenamtes in einen Arbeitskreis der Kieler Landesregierung berufen, der vor allem die Verbesserung des Wissenstransfers zwischen den Generationen zum Ziel hat und arbeit im Pilotprojekt "Jugend-Mentoring" mit, bei dem es um Hilfe beim Übergang von Schule in den Beruf geht. Warum all dieser Einsatz für andere? "Das ist mein Lebenselixier", antwortet der Barmstedter. Das "Gespür für Nöte des Anderen" sei einer seiner prägenden Charakterzüge.

Er hat schon die ersten Anfragen aus der Region, den Streifen über sein filmreifes Wirken, der im Sommer während fünftägiger Dreharbeiten eines Profi-Filmteams in Barmstedt entstanden ist, vorzuführen. Ein vierminütiger Trailer soll demnächst im Internet unter www.was-fuer-ein-leben.de zu sehen sein.