Ingo W. legte Ende Juni im türkischen Kulturverein in Elmshorn Feuer - viele Menschen gefährdet

Elmshorn/Itzehoe. Die Staatsanwaltschaft Itzehoe hat Anklage gegen den Elmshorner Ingo W. erhoben. Wie Oberstaatsanwalt Ralph Döpper auf Abendblatt-Anfrage mitteilte, wird dem 41-Jährigen versuchter Mord, schwere Brandstiftung und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Er hatte am Abend des 26. Juni in den Räumen des türkischen Kulturvereins in Elmshorn Feuer gelegt - und dabei diverse Menschen in Lebensgefahr gebracht.

Gegen 23.30 Uhr war der 41-Jährige, der im angrenzenden Gebäude wohnt, durch den Hintereingang in die Vereinsräume am Wedenkamp gestürmt - bewaffnet mit einem Messer, einer Axt und einem Benzinkanister. Auf die Frage von Betreiber Bülent C., was er wolle, antwortete Ingo W. laut Anklage, er habe "die Schnauze voll". Dann verschüttete er Benzin auf den Boden und griff zu einem Feuerzeug. Obwohl der Betreiber noch versuchte, ihm dieses zu entreißen, gelang es dem Angeklagten, die Flüssigkeit in Brand zu setzen. Das Feuer breitete sich rasend schnell im gesamten Erdgeschoss des Gebäudes aus.

Laut der Anklageschrift befanden sich zum Ausbruch des Feuers 17 Personen in dem Gebäude. Zum Glück konnten sich alle ins Freie retten. Bis auf eine Person, die Brandwunden erlitt, blieben alle anderen unverletzt. Allerdings mussten 16 Personen wegen Rauchgaseinatmung ambulant vor Ort behandelt werden. Noch im Hinterhof des Gebäudekomplexes gelang es den Zeugen, Ingo W. zu entwaffnen, zu überwältigen und bis zum Eintreffen der Polizei festzuhalten. Der 41-Jährige sitzt seit dem Anschlag in Untersuchungshaft.

Dem Angeklagten droht eine lebenslange Freiheitsstrafe

"Er hat billigend in Kauf genommen, dass eine Vielzahl von Personen zu Tode kommt", erläuterte Döpper. Daher laute die Anklage auf versuchten Mord. Als Folge droht dem Angeklagten eine lebenslange Freiheitsstrafe. Der Strafrahmen kann jedoch unter bestimmten Umständen auf bis zu 15 Jahre reduziert werden.

Die Staatsanwaltschaft geht nicht von einer rechtsextremistisch motivierten Tat aus. Laut Anklage handelte Ingo W., weil ihm die Lärmbelästigung, die von dem türkischen Kulturverein ausging, missfiel. Der 41-Jährige hatte zuvor bereits mehrfach bei der Polizei Anzeige wegen Ruhestörung erstattet. Nach Polizeiangaben hatte er sich deswegen auch eine Schlägerei mit mehreren Gästen des türkischen Kulturvereins geliefert.

Aufgrund des Feuers brannten die Vereinsräume völlig aus. Auch mehrere darüber liegende Wohnungen sowie die Räume der IG Metall-Geschäftsstelle wurden stark beschädigt. "Es ist ein Gesamtschaden von 660 000 Euro entstanden", berichtet der Oberstaatsanwalt. Laut Anklage war Ingo W. zum Tatzeitpunkt stark angetrunken. Es wurde eine Blutalkoholkonzentration von 1,82 Promille festgestellt.

Die Anklage datiert vom 5. Oktober. Das Verfahren wird vor der Schwurgerichtskammer des Landgerichts Itzehoe stattfinden und vermutlich noch in diesem Jahr eröffnet. Noch hat die Kammer keine Termine festgelegt.