BdB-Chef Frank Schoppa: Regen verhagelte das Geschäft. Baumschulen mit mehr Absatz, aber niedrige Erlöse. Die Hoffnung heißt Großhandel.

Kreis Pinneberg. Die Baumschulwirtschaft hat ein durchwachsenes Geschäftsjahr erlebt, bilanziert Frank Schoppa, Geschäftsführer des Bundes deutscher Baumschulen (BdB). "Der Privatabsatz begann stürmisch im April. Da waren alle happy und sprachen schon von einem historisch guten Jahr." Dann folgte der verregnete Sommer, und die Flaute setzte ein, beschreibt Schoppa das Auf und Ab dieses Jahres. "Trotz des Einbruchs im Juli, August war es aber für die grüne Branche ein durchschnittliches Jahr." Der Umsatz dürfte mit 200 Millionen Euro auf dem Niveau des Vorjahres liegen.

Ihre Hoffnung setzen die Betriebe nun auf den Großhandel, den die Kommunen mit ihrem öffentlichen Grün und die Baumärkte bestimmen. Dies sei ohnehin der Schwerpunkt der etwa 300 Baumschulen im Kreis Pinneberg, berichtet ihr Verbandssprecher. Jetzt im Herbst beginne der Versand, sodass dazu noch keine Ergebnisse vorliegen. Es zeige sich aber eine uneinheitliche Tendenz, bemerkt er. Einerseits steige wieder der Absatz, aber die Erlöse seien viel zu niedrig. Schoppa: "Die Nachfrage ist gut, aber die Preise für öffentliches Grün stehen massiv unter Druck."

Es sei spürbar für die Gartenbaubranche, dass es den Kommunen besser gehe. "Da haben wir den Tiefpunkt durchschritten", sagt der BdB-Chef. "Es geht wieder aufwärts." Aber durch den starken Wettbewerb mit dem Ausland könnten die Betriebe nicht die Preise erzielen, die sie brauchten.

Auch von der Landesgartenschau in Norderstedt, die gerade zu Ende gegangen ist, hätte sich der Verbandschef mehr Impulse erhofft. "Wir gingen alle davon aus, dass mindestens 600 000 Besucher kommen." Wegen der Niederschläge im Sommer blieben aber viele weg und es konnten nur 580 000 Menschen erreicht werden. Das hat Auswirkung auf die Branche, so Schoppa. "Eine Gartenschau hat für den gesamten Gartenbau eine große Bedeutung."

Dass die Landesregierung bereits angekündigt hat, im Jahr 2016 eine dritte Landesgartenschau in Schleswig-Holstein fördern zu wollen, sei ein sehr positives Signal, freut sich der BdB-Sprecher. "Schleswig 2007 und Norderstedt 2011 haben gezeigt, dass eine Gartenschau mehr ist als eine Blümchenschau. Es ist heute auch ein probates Mittel, die Stadtentwicklung einer Kommune voranzubringen." So konnte Schleswig sein Areal an der Schlei neu gestalten, und Norderstedt könnte einen neu angelegten Stadtpark jetzt nachhaltig für Freizeitaktivitäten nutzen. Dies wäre mit Sicherheit auch für die Städte im Kreis Pinneberg interessant und lukrativ, ist Schoppa überzeugt und rät ihnen, sich jetzt für 2016 zu bewerben. Der Beteiligungswettbewerb beginne demnächst, und bis Sommer 2012 werde entschieden, welche Kommune den Zuschlag erhält. Mit den Fördermitteln von Land und EU könnten durch eine Gartenschau zahlreiche Infrastruktur-Projekte angestoßen werden. Schoppa: "Nicht nur das Konzept für die Gartenschau muss stimmig sein, auch die Pläne für die Nachnutzung müssen überzeugen. Damit könnte man den Kreis Pinneberg voranbringen." Der Kreis hatte sich bereits 2004 mit dem Arboretum in Ellerhoop für die Gartenschau-Premiere beworben, fiel aber bei der Jury seinerzeit durch.

Insgesamt halte der Strukturwandel in der grünen Branche an, berichtet Schoppa. Seit 2000 seien etwa 60 bis 70 Betriebe stillgelegt worden, während die zu bearbeitende Anbaufläche je Betrieb von 7,5 auf zehn Hektar angewachsen sei. "Das Flächenwachstum hält an." Zudem seien die Mitgliedsbetriebe aufgefordert, dem spürbaren Fachkräftemangel durch gezielte Förderung und Anwerbung von Nachwuchskräften zu begegnen. "Wir müssen den jungen Leuten wieder stärker ins Bewusstsein bringen, wie schön dieser Beruf ist, der sich mit Natur und Wachstum beschäftigt. Und wer hier ausgebildet wird, kann weltweit Karriere machen."